Das deutschlandweite Telefongewinnspiel
Als ich die Post öffnete, dachte ich: "Aha, jetzt macht die Telecom auch schon Gewinnspiele." 400 EUR hatte ich gewonnen. Toll, denn bis dahin hatte ich noch nie etwas gewonnen.
Genau das war's. Wieso gewinne ich auf einmal etwas? Jetzt schaute ich mir das Schreiben näher an. Das erste, das mir auffiel, war der Vermerk "keine Rechnung". Oben rechts: Datum, Seite, Kundennummer, Buchungskonto und Namen. Ich holte meine letzte Telefonrechnung heraus. Es war das selbe Papier, Recyclingpapier. Der Aufbau der Angaben war fast identisch. Die Farben grau, schwarz und magenta stimmten mit den Farben der Telecom überein.
Um sicher zu gehen, dass das Schreiben nicht sofort entsorgt wird, sollte es wohl dem Empfänger suggerieren, dass er eine Mitteilung der Telecom in den Händen hält. Bei mir hatte es funktioniert. Um den Gewinn abholen zu können, brauchte ich nur noch die beiliegende Karte auszufüllen und mich für die persönliche Gewinnübergabe anzumelden, die irgendwo stattfindet. Eine Ortsangabe konnte ich nirgends finden. Bei einem Gewinn von 400 EUR hätten sie ruhig das Porto übernehmen können.
Jetzt las ich die Gewinnmitteilung noch einmal ganz genau. Mit anderen Augen gesehen, kam mir meine anfängliche Reaktion und der Glaube, ich hätte gewonnen, richtig absurd vor. Es hieß: Ihnen wurde ein Gewinn im Wert von 400,00 EUR zugeteilt. Mein persönlicher Kundenberater wolle mir meinen Gewinn über die volle Summe gerne persönlich am 26.05.08 in der nahe gelegenen Zweigstelle überreichen. Ich bekäme ihn in voller Höhe ausgehändigt.
Eines war mir jetzt klar. Damit war kein Geld gemeint. "Im Wert von 400,00 EUR", das konnte alles mögliche sein. Toilettenbürste, Mausefalle, Ratgeber zum Steuern sparen von 1998? Auf jedem Fall ist es bestimmt irgendein Ramsch, dessen Wert einfach auf 400 EUR festgelegt wurde. Eine Zweigstelle? Eine Zweigstelle von was? Nirgends stand ein Firmenname. Der Absender hieß "Das deutschlandweite Telefongewinnspiel". Unvorstellbar mit welchen Tricks gearbeitet wird. Tief in mir verspürte ich den Wunsch, das Spiel mitzumachen und zu sehen was dabei herauskommt. Am Ende war mir meine Zeit dann doch zu schade.
Bürgerreporter:in:Brigitte John aus Königsbrunn |
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