Quartier für Galanteriekrämer und fremde Fuhrleute

Ansichtskarte 1 - das ehemalige Gasthaus "Blauer Löwe" bzw. "Zur Stadt Stockholm" ist das zweite Gebäude auf der linken Seite.
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  • Ansichtskarte 1 - das ehemalige Gasthaus "Blauer Löwe" bzw. "Zur Stadt Stockholm" ist das zweite Gebäude auf der linken Seite.
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Die beiden Ansichtskarten entführen in die 30iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Wie sieht es hier heute aus und was erfahren wir über die Gebäude ?

Teilbereiche der heutigen Borngasse sind auf den beiden alten Ansichtskarten zu sehen. Damit auch Sie Vergangenheit und Gegenwart vergleichen können, habe ich mich bemüht, bei meinen Aufnahmen den richtigen Blickwinkel zu finden.

"Blauer Löwe"

Auf der ersten Ansichtskarte ist heute das Fachwerk des Wohnhauses auf der linken Seite freigelegt aber ein Spenglermeister ist hier nicht mehr zu finden.
Die ehemalige Gaststätte "Blauer Löwe" bzw. "Zur Stadt Stockholm" ist das zweite Gebäude. Während hier derzeit das Bauamt der Stadt Kirchhain untergebracht ist, war es in den 30iger Jahren noch ein Wohnhaus. In dem Buch "Chronik der Stadt Kirchhain" lesen wir über den 'Blauen Löwen': "...Bei den Kirchhainer Märkten im 18. Jahrhundert war hier gewöhnlich das Standquartier der fremden Galanteriekrämer. ...Auch hier ist schon lange keine Gaststätte mehr und das im Jahre 1612 errichtete Wohnhaus mit seinem schönen Balkenwerk dient nur Wohnzwecken. ..."

Die beiden Häuser auf der rechten Straßenseite sind heute so nicht mehr zu finden, da zum einen das Fachwerk verschwunden ist und das etwas vorstehende Gebäude inzwischen abgerissen wurde.

Gasthaus "Zur Sonne"

Die zweite Ansichtskarte zeigt auf dem Foto unten links im Vordergrund die Gaststätte "Zur Sonne" der Familie Wolf. Aus dem Buch Chronik der Stadt Kirchhain von Bürgermeister a.D. Heinrich Grün erfahren wir:
"...Im Jahre 1792 eröffnete in der Borngasse, unmittelbar neben dem 'goldenen Hirsch', eine weitere Gaststätte 'Zur Sonne' ihre Pforten und bei dieser Wirtschaft darf hier erwähnt werden, daß die 'Sonne' seit ihrer Eröffnung bis in die Gegenwart ihren Betrieb stets aufrecht gehalten und sich in dem langen Zeitraum immer vom Vater auf den Sohn vererbt hat. ... Es ist kein Zufall, daß sich diese fünf Wirtschaften entweder direkt an der durch Kirchhain führenden damaligen Verkehrsstraße, die durch die Untergasse und die Borngasse gebildet wurde, oder in deren Nähe befanden. ..."
Auf der Ansichtskarte ist auch ein Aushangschild an der Aussenwand der Gaststätte "Zur Sonne" zu erkennen, das auch heute noch hier prangt.
Herr Grün berichtet weiter über die Gaststätte: "...Die neu eröffnete Gastwirtschaft hatte gleich von Anfang an guten Zuspruch, eine größere Anzahl von fremden Fuhrleuten kehrte regelmäßig dort ein, auch viele Reisende zu Fuß, namentlich Händler übernachteten dort und suchten von der 'Sonne' aus ihre Kundschaft in der näheren und weiteren Umgebung von Kirchhain auf. Manche dieser Reisenden unterhielten in dieser Wirtschaft zeitweise ein Warenlager. ..."

Unmittelbar neben der Gaststätte "Zur Sonne" ist ein weiteres Gebäude zu erkennen, in dem sich auch einmal eine Gaststätte befand. Es war die Gaststätte "Zum goldenen Hirsch", über die Bürgermeister a.D. Heinrich Grün in der Chronik der Stadt Kirchhain berichtet: "...Ende des 18. Jahrhunderts war in Kirchhain unter den vorhandenen Gastwirtschaften unstreitig der Gasthof die bedeutendste und auch die vornehmste und es wurde von dieser gesagt, daß dort auch 'Passagiere von Distinktion' einzukehren pflegten. ..." In der im Jahre 1952 veröffentlichten Chronik lesen wir weiter: "...In der Gegenwart wird in dem früheren 'goldenen Hirsch' keine Gastwirtschaft betrieben und das Gebäude zu Wohn- und Bürozwecken usw. verwendet."

Die alten Ansichtskarten sind stets eine Entdeckungsreise wert und so hoffe ich noch weitere Ansichtskarten zu finden.

Bürgerreporter:in:

Hans-Christoph Nahrgang aus Kirchhain

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