Fan des Karlsruher SC schenkt einem Leukämiepatienten Hoffnung auf Leben

Jürgen Krahl aus Karlsruhe hat Stammzellen für einen an Leukämie erkrankten Menschen gespendet. Er ist in der Datei der Stefan-Morsch-Stiftung registriert.
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Das Leben eines wildfremden Menschen retten, der an Blutkrebs erkrankt ist. Diese Chance bekommt man, wenn man als Stammzellspender registriert ist. Jürgen Krahl aus Karlsruhe ist seit 2012 mit seinen Gewebemerkmalen bei der Stefan-Morsch-Stiftung – Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke – registriert. Jetzt konnte der 33-Jährige helfen – damit sein genetischer Zwilling, der an Leukämie erkrankt ist, vielleicht den Kampf gegen den Blutkrebs gewinnt.

Die Stefan-Morsch-Stiftung, die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands, wirbt seit fast 30 Jahren Menschen, sich als Stammzellspender zu registrieren. Beinahe täglich sind Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um junge Menschen über das Thema Stammzellspende aufzuklären. Vor zwei Jahren war ein solches Team in der Bundeswehrkaserne in Germersheim. Damals hat sich Jürgen Krahl als potenzielle Lebensretter registrieren lassen „Mein Vater ist an Krebs gestorben. Er hat viel von Organspende gehalten und war auch selbst zur Organspende bereit. Deshalb habe ich mich dazu bereit erklärt und mich auch typisieren lassen.“
Leukämie ist nur eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit der Transplantation von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System – seine einzige Chance auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht geholfen haben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn es Menschen wie Jürgen Krahl gibt, die sich typisieren lassen – sprich: als Stammzellspender einer Spenderdatei erfasst sind. Um Stammzellen transplantieren zu können, müssen die Gewebemerkmale von Spender und Patient übereinstimmen. So sind in den Knochenmark- und Stammzellspenderdateien wie der Stefan-Morsch-Stiftung zwar weltweit über 20 Millionen Menschen registriert – trotzdem ist es immer noch ein Glücksfall, wenn sich für einen Patienten ein passender Spender findet.
Jürgen Krahl ist so ein Glücksfall. Er hat gerade den Job gewechselt und ist seit dem Sommer 2014 Schichtleiter im Logistikbereich der Aluplast GmbH in Karlsruhe, einem Hersteller von Kunststoff-Fensterrahmen. Personalführung und die Koordination von termingerechter Bereitstellung von Kommissionieraufträgen für die Verladung zum Kunden, ist sein Hauptbereich. „Der Schichtdienst ist fordernd. Viel Zeit für Hobbies bleibt da nicht“, erzählt er. Doch manchmal findet er Zeit, um live im Stadion seine Lieblingsfußballmannschaft in der zweiten Bundesliga anzufeuern: Den Karlsruher Sport-Club. Gemeinsam mit seiner Freundin kümmert er sich um Kira und Lucky, einer 13-jährigen Katze und einem 3-jährigen Malteser-Bolonka-Mischling. „Sie sehen beide gleich aus: weiß mit schwarz. Aber die Katze ist größer und schwerer als der Hund“, erzählt er lachend.
Nur wenige Wochen liegen zwischen dem ersten Anruf der Stefan-Morsch-Stiftung und dem Termin zur Stammzellspende: „Vor fünf Wochen hat mich eine Mitarbeiterin zuhause angerufen und gesagt, ich käme für einen Patienten als Spender in Frage. Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber es war für mich selbstverständlich, dass ich helfe“, sagt Jürgen Krahl. Seine Familie steht hinter ihm und seiner Entscheidung, genau wie seine Freundin. „Am Anfang war sie schockiert. Sie wusste nicht, worum es geht. Sie macht sich auch immer noch Sorgen“, sagt Krahl. Wegen der Arbeit hatte er Bedenken: „Ich habe gerade erst bei Aluplast angefangen, bin noch in der Probezeit und wir haben gerade Hochsaison. Aber mein Vorgesetzter stellte mich hierfür von der Arbeit frei und meinte, dass es schließlich um ein Menschenleben ginge."
Bevor der Fan des Karlsruher SCs Stammzellen spenden darf, wird er umfassend aufgeklärt und gründlich untersucht. Diese Voruntersuchungen dienen dazu herauszufinden, ob er wirklich der optimale Spender ist. Gleichzeitig soll ausgeschlossen werden, dass der Spender ein gesundheitliches Risiko eingeht. Die Mitarbeiter der Stiftung beraten und begleiten den Spender während dieser ganzen Vorbereitungsphase. Jegliche Kosten für die Untersuchungen, die Versicherung sowie An- und Abreise zum Entnahmeort werden übernommen. Krahl ist zufrieden: „Die Betreuung und Unterbringung waren sehr gut. Ich wusste, ich konnte immer anrufen, wenn irgendwas ist oder ich Fragen hatte.“
Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender einige Tage lang ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.
Bei der klassischen Methode – der Knochenmarkspende – entnehmen die Mediziner Knochenmark aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Jürgen Krahl und sein Empfänger bleiben in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.
Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung des Schichtleiters wird in der behandelnden Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird stark unterdrückt oder sogar ausgelöscht – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer eine letzte Chance. Diese Chance hat er nur durch Jürgen Krahl“.
Jürgen Krahl hat mittels Apherese Stammzellen gespendet. Das Trikot des Karlsruher SC trägt er zum Entnahmetermin in Birkenfeld: „Alles hat gut geklappt. Ich hoffe, dass die Transplantation meiner Stammzellen was bringt, dass ich damit ein Menschenleben retten kann.“

Wie wird man online zum Lebensretter?

Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man auf der Internetseite (www.stefan-morsch-Stiftung.de). Zudem gibt es die Möglichkeit, sich über die Homepage online registrieren zu lassen. Auf der Startseite ist der Online-Registrierungsbutton. Dort findet man Informationen über die Chancen und Risiken und über die Ausschlusskriterien. Es ist wichtig, diese Information vor dem Ausfüllen der Einverständniserklärung durchzulesen. Wer sein Einverständnis gegeben hat, bekommt ein Entnahmeset zugesandt. In dem Päckchen ist das entsprechende Material, um sich bei seinem Hausarzt eine Blutprobe entnehmen zu lassen. Dieses Päckchen wird dann einfach an die Stefan-Morsch-Stiftung zurückgesendet. Weitere Informationen bekommen Sie über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 - 766 77 24) oder über die Homepage. Zudem bleiben wir gerne über unsere Facebookseiten mit Ihnen in Kontakt.

Ab welchem Alter kann man sich typisieren lassen?

Jeder gesunde Erwachsene ab 18 Jahren kann sich als Stammzellspender registrieren lassen. Mit dem Einverständnis der Eltern kann man sich bereits ab 16 Jahren typisieren lassen. Die Eltern sollten dann die Einverständniserklärung mit unterschreiben. Für die Spendersuche wird man erst mit Erreichen der Volljährigkeit freigeschaltet. Bevor das geschieht, wird der Spender von der Stefan-Morsch-Stiftung noch einmal angeschrieben, um die Einverständniserklärung zu bestätigen.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient einen passenden Spender findet?

Die Wahrscheinlichkeit, für einen Patienten einen kompatiblen Stammzellspender zu finden, liegt in der Größenordnung von 1:10.000 und 1:1.000.000 und ist abhängig von den Gewebemerkmalen (HLA-Merkmalen) des Patienten. Je genauer die Übereinstimmung zwischen den Merkmalen dieses DNA-Teilstückes des Spenders und denen des Patienten ist, umso größer sind die Erfolgsaussichten für eine Stammzelltransplantation.

Ich bin bereits typisiert. Soll ich nochmal?

Wer bereits typisiert ist, sollte sich nicht noch einmal registrieren lassen. Egal, wo er registriert ist, die Daten aller Stammzellspenderdateien stehen anonymisiert über das deutsche Zentralregister des ZKRD für weltweite Suchanfragen zur Verfügung. Wer mehrfach registriert ist, würde als Mehrfach-Treffer erscheinen und so zunächst den Eindruck erwecken, es gäbe mehrere Spender zur Auswahl. Letztendlich wäre das eine trügerische Hoffnung. Wer schon typisiert ist, sollte jedoch überlegen, ob die Spenderdatei noch die aktuellen Kontaktdaten hat.
Sollten Sie noch Fragen haben – die Stefan-Morsch-Stiftung ist unter der gebührenfreien Hotline 08 00 - 766 77 24 oder über info@stefan-morsch-stiftung.de erreichbar. Auf der Homepage www.stefan-morsch-stiftung.de oder via Facebook kann man sich ebenfalls informieren.
Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ bietet die gemeinnützige Stiftung seit 1986 Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren zu lassen. So werden täglich Stammzell- oder Knochenmarkspender aus der stiftungseigenen Spenderdatei von ca. 380 000 potentiellen Lebensrettern weltweit vermittelt. Die Stiftung ist Mitglied der Stiftung Knochenmark- und Stammzellspende Deutschland (SKD).

Bürgerreporter:in:

Annika Zimmer aus Birkenfeld

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