Ein Kartoffelroder erinnert sich
Rostig, aber stolz und glücklich

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Wenn ich alte Gräte sehe, denke ich immer: was könnten sie alles erzählen.
Dieser alte Kartoffelroder erinnert sich. Er steht auf einem Feld hoch über dem Dorf. Von dort aus kann er sein ganzes, ehemaliges Revier überblicken. Sicher würde er mir aus seiner Jugend berichten, als der Lack noch schön war und die Räder wie geschmiert liefen.

Damals, als die Pferdestärken noch vier Beine hatten, hat er mit einem kräftigen Kaltblüter die Ackererde angehoben und aufgebrochen, um die Kartoffeln freizulegen. Er war eine gute Erfindung und eine Arbeitserleichterung bei der Ernte. Er gehörte zu den Schleuderrodern, seinerzeit eine technische Modernisierung und er war stolz darauf. Seine Zinken kreisten munter und er achtete darauf, dass sie nicht aufschlugen, sondern mehr kreisend arbeiteten. Die Kartoffeln sollten schließlich heil bleiben.

Das Schönste kam nach der Ernte: das Kartoffelfeuer, wenn das Kraut verbrannt und die Kartoffeln darin gegart wurden. Mit Butter und Quark darauf, wurden sie von großen und kleinen Bauersleuten und ihren Helfern verspeist. Das war schon ein Fest. Ach ja, Erinnerungen sind so schön!

Nun ist Feierabend für das ehemals fleißige Gerät. Es fällt ihm nicht immer leicht, die modernen Landmaschinen arbeiten zu sehen. Doch manchmal kommen Spaziergänger vorbei, die ihn bewundern und sich erinnern. Auch wenn der Rost nagt: er will hier stehen, wo er einst seine Lebensaufgabe hatte und den Ausblick genießen über Land und Leute, der ihm hier beschieden ist.

Ein altes, hessisches Kartoffelrezept, das ich von meiner Schwiegermutter gelernt habe und was bei und bis heute auf dem Speiseplan steht, finde ich dazu sehr passend:

Dämpfkartoffeln
Ich werde oft gefragt, was das ist und wie man das macht.
Zuerst schwitzt man eine Zwiebel in Butter an. Die geschälten Kartoffeln schneidet man in dünne Scheiben und gibt sie in den Topf (vorher etwas wässern, damit die Stärke etwas ausläuft). Man fügt nun so viel Wasser hinzu, dass der Topfboden und die unteren Kartoffeln gerade so bedeckt sind. Mit Salz, Pfeffer und Kräutersalz würzen und einige Schnittlauchröllchen dazu geben. Auf kleiner Stufe mit geschlossenem Deckel werden die Kartoffeln nun sanft gar gedämpft. In einem beschichteten Topf muss man nicht einmal umrühren. Es gart relativ schnell. Man braucht ein wenig Gefühl für Hitze und Garzeit.
Dazu serviert man Mettwurst oder Rührei mit Speck.

Bürgerreporter:in:

Nelia G

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