KOSMOS RUNGE - Die Nachtseite der Dinge: Symposiums-Band mit Essays & vielen Bildern. Zu Philipp Otto RUNGEs Kunstwollen (Rezension – 1. Teil)
Kosmos Runge - Die Nachtseite der Dinge - Beiträge zu einem spirituellen Verständnis Philipp Otto Runges anlässlich seines 200. Todestages herausgegeben von Rolf Speckner, Angela Drewes: Buch-REZENSION demnächst von werner hahn: so kündigte ich es in dieser Plattform an.
BÜCHER zu Weihnachten zu verschenken ist ein absoluter Klassiker.
Mann oder Frau hat heutzutage zwar wenig Zeit und Muse sich genussvoll einer Lektüre hinzugeben. Kein Problem ist es für KUNST-Interessierte ein Buch zu verschenken. Tipp von mir – nicht nur aufgrund meiner Begeisterung für P.O.R. – ein WERTVOLLes Buch, welches ich hier besprechen möchte: in 2 Teilen.
KOSMOS RUNGE - Die Nachtseite der Dinge: Zu Beiträgen eines Symposiums-Bandes, der das Verständnis von Philipp Otto RUNGEs Kunstwollen fördert (200. Todestag POR) – 1. Teil
was man so Wissenschaften nennt,
aber der Punkt,
woraus alle Wissenschaft entspringt,
der liegt wie ein nie versiegender Brunnen
in mir.“
(Philipp Otto Runge an Pauline, Dezember 1802)
Meine Besprechung der „Beiträge zu einem spirituellen Verständnis Philipp Otto Runges anlässlich seines 200. Todestages“ von Rolf Speckner, Angela Drewes, Hubertus Gaßner, G Alfred Kon (ISBN 9783899791518) - aus der Reihe 1, Sach-/Fachbuch, erschienen am 20.07.2011 bei Möllmann, Ch. - erfolgt mit BEGEISTERUNG von dem 416-Seiten-Buch; mit vielen Abbildungen; siehe Aufsätze.
Die abgedruckten VORTRÄGE & AUFSÄTZE sind die überarbeiteten Beiträge der TAGUNG „Kosmos Runge: die Nachtseite der Dinge“, die in HAMBURG vom 9. - 12. Dezember 2010 in der Hamburger Kunsthalle und im Rudolf Steiner Haus stattgefunden haben. Anlass der Tagung war der 200. TODESTAG Philipp Otto Runges, dem die Hamburger Kunsthalle eine große Ausstellung widmete.
Diese POR-Schau wurde von der Hypo-Kulturstiftung nach MÜNCHEN geholt. Und die Münchner Anthroposophische Gesellschaft ergriff vom 7. bis 10. Juli 2011 ebenfalls die Gelegenheit, sich mit dem Maler und seinem Werk angesichts seiner Bilder in umfangreicher Weise zu befassen.
BEIDE TAGUNGEN werden weitgehend mit dem besprochenen Band dargestellt.
„Der Morgen der Romantik. Die Nachtseite der Dinge“ war das Thema eines RUNGE-SYMPOSIUMS:
Der unkundige Leser fragt sich vielleicht: Ging es POR um die Symbolkraft von Licht und Dunkelheit („Nachtseite“): Licht und Dunkelheit sind zwei nicht voneinander zu trennende Phänomene. Werden Qualitäten von strahlender Leuchtkraft bis zu finsterstem Dunkel im bildnerischen Tun kreativ bei POR zu einer Gesamt-Einheit verbunden? Eine Fülle von lebendigen Bild-Schattierungen – „Licht-&-Schatten-Seiten" - strahlen sie auf die Betrachter von in Hamburg (Kunsthalle) ausgestellten farbigen Werken ein? Wer die BIBEL kennt, weiß: Biblische Geschichten umfassen eine Vielzahl an Erscheinungsformen von Licht und Dunkelheit in unendlich vielen Facetten. LICHT & SCHATTEN spielen in Philipp Otto RUNGEs Werk eine große Rolle; ich berichtete darüber im web: Literatur z.B. HAHN, Werner: Thomas BEECHT im Interview (I): Berge-Malerei MESSNER – Besuch P.O.RUNGE-Schau München – Evolutions-ROMANTIK:
PORs Malerei teilte gezielt Kompositionen in Licht- und Schattenbereiche auf. Hell-Dunkelverteilung als plastische Anlagen. Versuchte RUNGE etwa Abstraktion und Figuration, die beiden großen Lager der Malerei, damals schon zu vereinen?
„Der Morgen der Romantik“ - so vieldeutig hat die Hamburger Kunsthalle ihre große Runge-Ausstellung zu seinem 200. Todestag genannt.
Runges Werkkatalog ist nicht so umfangreich wie der von anderen Malern. Aber viele seiner Bilder haben PROGRAMMatischen Charakter; ich berichtete mehrfach. Das betrifft sowohl die Themen als auch die ihnen jeweils zugehörige Art der Durchführung.
Philipp Otto Runge war davon überzeugt, dass man keine Dinge sieht, sondern vielmehr Bilder. Er sah, wie diese Bilder gemalt wurden. „Die SONNE war ihm eine Art WELTENMALER“ (so Rolf SPECKNER). Sie war ihm nicht nur ein Himmels–Körper, sondern ein Himmels-Wesen:
„Welch eine Riesengestalt ist die Sonne in ihrem Aufgang! Ihre Flügel reichen bis ans Ende der Welt, sie durchschauet mit ihren Augen die Tiefen wie ein Adler, und ihre Gedanken schweben in unendlicher Höhe; vom Anfang ist sie gekommen und ohn Ende ist ihr Flug.“
Zu diesem „WELTENMALER“ - LICHT (Sonne, vom „Anfang“ gekommen!) – schrieb Rolf SPECKNER:
Runge nahm nicht nur das Bild auf der Leinwand der Welt wahr, POR erlebte das Entstehen der Farben:
„Wer sieht nicht Geister auf den Wolken beim Untergang
der Sonne?“
Diese Geister wollte RUNGE ins Bild bringen: „Wenn die
Sonne sinkt und wenn der Mond die Wolken vergoldet, will ich
die fliehenden Geister festhalten.“
Man denkt unwillkürlich bei diesen Worten PORs an LEONARDO:
LEONARDO spektakulär (Renaissance-KUNST-&-Wissenschaft): Leonardo-da-Vinci-Ausstellung - National Gallery in London
http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/58... .
Ebenda erinnere ich an LEONARDOs TRASMUTAZIONE DI FORME-Schlüsselbegriff:
LEONARDO & Mauerflecken, Fossilien, Baumwachstum - LEONARDO & WOLKEN – KLECKSE – Ur-PUNKT. KUNST nach LEONARDOs Trasmutazione-Prinzip: In seinem TRATTATO DELLA PITTURA führte LEONARDO das AMORPHE als Möglichkeits- und VARIABILITÄTs-Faktor schöpferischer Gestaltung ein: Eine vom Gestalt- und Bewusstlosen her abgeleitete kreative FORM-EVOLUTION führte zur ABSTRAKTION (Klecks, Kandinsky etc.). Zur neuartigen FINITE Gestalt wollte LdV experimentell kommen.
P.O. RUNGEs UNIVERSALISMUS
Ebenda betone ich unter anderem:
Einige Vorläufer-Vertreter VASARELYs verbanden mit Beschränkung der Bildmittel universalistische Aussagen. Siehe im web zu P.O. RUNGEs UNIVERSALISMUS. V. V. hat in seinem Bilder-Schaffen an die Wahrnehmung der Erscheinungsformen der Natur - ihrer GESETZE und ORDNUNGEN - gedacht: „Meine plastischen Einheiten: vielfarbige Kreise, Quadrate sind die Gegenstücke der Sterne, Atome, Zellen und Moleküle (…). Ich fühle mich der Natur viel näher als jeder Landschaftsmaler, ich treffe sie auf der Ebene ihres inneren Aufbaus, der Anordnung ihrer Elemente“. (In „Folklore Planétaire“ 1973. Mehr dazu siehe in http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/21... )
V. Vasarely wollte PROZESSE erschließen, in denen sich die Natur selbst zur Entfaltung gebracht hat - nämlich durch EVOLUTION. Natur-Sicht als Erzählung des der Natur MÖGLICHEN (Musil: Möglichkeitssinn!).
Evolutionäre Formvielfalt in Natur & Kunst darzustellen gelingt am Augenfälligsten, wenn sich KUNST an SYMMETRIE orientiert. VASARELY sprach von „Wissenschaftlichkeit“ seiner Kunst.
15.11.2011 (DIE ZEIT - online) formulierte ich:
TRASMUTAZIONE-Prinzip (II): postmodern - trans/ultramodern
LEONARDO „interessierte das Bewegliche, das Wandelbare“- so DIE ZEIT (Rauterbach): TRASMUTAZIONE DI FORME in der POSTMODERNE bediente sich Leonardos Schlüsselprinzip zur Gestalt-und-FormAUFLÖSUNG: siehe z.B. Gerhard RICHTERs Wolkenbilder, Anselm KIEFERs Werk mit Lehm, Asche, Schlamm … PRÄEXISTENZ-PRÄFIGURATION lediglich als „URSTOFF“! Keine Urstoff-EVOLUTION!
Schon Renaissance-Künstlern wie DÜRER und LEONARDO ist es um „Strukturprobleme“ gegangen, um die „Dinge von Grund aus“ kennen zu lernen und das „’ Wesen’ der Dinge von innen heraus“ zu verstehen: Von „trasmutazione die forme“ sprach Leonardo. GOETHE entwickelte später seine anschauliche progressiv-präevolutionäre Metamorphosen-Lehre.
VASARELY glaubte – wie seine Vorläufer - an eine HARMONISIERUNG der Welt durch ordnende STIL-Prinzipien sowie eine neue Systematisierung der Bildsprache: Romantische Versionen der Malerei hielt er dabei aber für veraltet. „Verirrungen“ wollte V.V. meiden.
Mein FAZIT: Im Nebeneinander und Auseinander der Formen-Vielfalt mit strukturellen Variationen (Mutationen) wird EVOLUTION dokumentiert in ars evolutoria – STIL PARALLEL zur NATUR - NICHT amorph-gestaltlos – sondern ultramodern-transmodern!
Philipp Otto RUNGEs UNIVERAListisches Lebenswerk
Großes Interesse zeigte ich an Philipp Otto RUNGEs UNIVERAListischem Lebenswerk – publizierte in meinem Symmetriebuch (1989 – 1998; Englisch – auch als eBOOK 2011) und 2011/11 in vielen Artikeln, Kommentaren und Bildern zu RUNGE (auch Manifeste „ENR“ & „IKVENR“ z. B. = Evolutionäre Neue Romantik); mal googeln bitte.
JA: Für P.O. RUNGE war die sichtbare Welt die „festgehaltene Geisterwelt“ (SPECKNER). Er fügte zur TAG-Seite der Dinge (Licht) ihre NACHT-Seite (Dunkelheit) hinzu.
Henrik Steffens hat erzählt, wie er Runge erlebte:
„Es gibt wenige Menschen, die sich so ganz als Fremdlinge auf der Erde
darstellen wie er. Alle seine Gedanken, dichterische wie
künstlerische, bewegten sich in einer höheren geistigen Welt, in
welcher er lebte und aus welcher jede Äußerung entsprang....“
P.O. RUNGE war nicht weit in der Welt herum gekommen, aber sicherlich ist POR tief in sie EINgedrungen. Der „Morgen der Romantik“ - im Verhältnis zur Welt sei „das die Entdeckung der Nachtseite der Dinge“.
Der Morgen der Romantik - im Verhältnis zu sich Selbst sei „das Erwachen des zukünftigen Menschen, der sich in Denken, Fühlen und Wollen an seinem Stern orientiert“ – so Rolf SPECKNER in einem Beitrag zur TAGUNG in Hamburg - 9. - 12. Dezember 2010: im Rudolf Steiner Haus und in der Hamburger Kunsthalle. Anlässlich der Ausstellung „Kosmos Runge. Der Morgen der Romantik“ - 3.12.2010 - 13.3.2011 in der Hamburger Kunsthalle. (1)
Ein BUCH entstand – wie gesagt - nach dieser Tagung: TITEL „Kosmos Runge - Die Nachtseite der Dinge: Beiträge zu einem spirituellen Verständnis Philipp Otto Runges anlässlich seines 200. Todestages“.
AUTOREN & ihre Beiträge im Buch
Hubertus Gaßner (Autor), G Alfred Kon (Autor), Reinhart Moritzen (Autor), Joachim Heppner (Autor), Michael Wortmann (Autor), Almut Bockemühl (Autor), Ludolf von Mackensen (Autor), Florian Roder (Autor), Jörg Länger (Autor), Rolf Speckner (Autor, Herausgeber), Klaus J. Bracker (Autor), Joachim von Königslöw (Autor), Angela Drewes (Herausgeber)
Anmerkung: NICHT im Band: Aus Runges Briefen I & Aus Runges Briefen II von Ulrike RUNGE, Hamburg – Beiträge zur TAGUNG in Hamburg - 9. - 12. Dezember 2010.
Eröffnung 2010: Weltbogen der Morgenröte - Lyrische Szene von Reinhart Moritzen & Hamburger Sprachgestalter und Eurythmisten
Grußworte 2010: Prof. Dr. Hubertus Gaßner (Hamburger Kunsthalle) und Dr. Paul Runge (Runge-Bibliothek, Trier)
IM BUCH finden wir:
GRUSSWORT Hubertus Gaßner: Seiten 14-19.
Alfred Kon, Saarbrücken: Das Antlitz der Landschaft und die Landschaft des Antlitzes. Runges ‚Tageszeiten‘ für das 21. Jahrhundert? Seiten 31 bis 74 mit 15 farbigen Abbildungen.
Dr. Joachim von Königslöw, Dortmund: Das Gesicht der Erde: Vom Raum als Stimmungsbild der Seele zur Landschaftsindividualität. Seiten 75 bis 90 mit 6 farbigen Abbildungen.
Joachim Heppner, Hamburg: Tageszeiten und Jahreszeiten in der Geistseele des Malers. Seiten 92 bis 111 mit 6 Abbildungen; mit kontrastreichen schönen Tageszeiten Fotos bearbeitet von Dr. Paul Runge.
Michael Wortmann, Lübeck: „Schmerzlich vermisse ich den Zuspruch meines seligen Freundes“ – Runges Beziehungskosmos im Kontext der Zeit. Seiten 112 bis 215 mit 11 Abbildungen.
Almut Bockemühl, Dornach: Runges Märchen und ‚Von dem Machandelboom‘ und ‚Vom Fischer un syner Frau’. Seiten 116 bis 238 mit 2 Abbildungen.
Prof. Dr. Ludolf von Mackensen, Kassel: Runges Farbenkugel und Goethes Farbenlehre. Seiten 240 bis 263 mit 18 farbigen Abbildungen.
Dr. Florian Roder, München: Der Morgen der Romantik - Novalis und Runge. Seiten 264 bis 294 mit 2 Abbildungen. Seiten 264 bis 294 mit 2 Abbildungen.
Jörg Länger, Hamburg: Runge, die zeitgenössische Kunst und ich. Seiten 296 bis 339 mit 2 Abbildungen.
Rolf Speckner, Hamburg: Kosmos Runge – Kosmos Steiner. Seiten 340 bis 387 mit 11 Abbildungen.
Klaus J. Bracker: Philipp Otto Runges „Morgen“ und das indische Märchen „Sakuntala“. Seiten 388 bis 415 mit 3 Abbildungen.
LITERATUR & Links
(1) Veranstalter Anthroposophische Gesellschaft, Sektion für Schöne Wissenschaften am Goetheanum, Dornach / Schweiz und Zweig am Rudolf Steiner Haus, Hamburg, in Kooperation mit der Hamburger Kunsthalle. http://www.hamburger-kunsthalle.de/download/runge_...
Bürgerreporter:in:W. H. aus Gladenbach |
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