Berlin SPEKTAKULÄR: PORTRAIT-Kunst - EVOLUTION der BILDNIS-„Kunst“. GESICHTER der RENAISSANCE (Bode-Museum)
Durch kulturelle EVOLUTION hatte sich das Selbstverständnis der Menschen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts so weit entwickelt, dass sie PORTRÄTs ohne einen kirchlichen oder politischen Anlass in Auftrag gaben. „PORTRAIT-Kunst: EVOLUTION der BILDNIS-„Kunst“ – GESICHTER von der der Steinzeit/Eiszeit über die RENAISSANCE zur MODERNE“ titelte ich: SPEKTAKULÄR: Die RENAISSANCE erlebt gerade eine Reanimation, wenn man sich in Museen umschaut. Ich schrieb dazu: KUNST & WISSENSCHAFT: Von der RENAISSANCE (Giorgio VASARI 500 Jahre) zur Neo-Renaissance (ARS EVOLUTORIA) - http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/55...).
Besprechen möchte ich besonders zwei in der Berlin-BODE-Museums-Schau herausragende Gemälde:
Den alten Mann mit der verwachsenen Nase malte um 1490 der florentinische Meister Domenico GHIRLANDAIO – ein Doppelporträt, das aus dem Louvre ins Bode-Museum nach Berlin kam. Eines der vielen Höhepunkte der Ausstellung. Immer mehr wohlhabende Männer und Frauen ließen ihre Gesichtszüge ausschließlich zum eigenen Andenken festhalten. Albrecht DÜRER – er schuf weltbekannte (Selbst)Porträts von Menschen, schuf Bildnisse von Tieren und Pflanzen – sprach davon, dass einer der Hauptzwecke des Porträts die Erhaltung der Gestalt einer Person nach ihrem Tod sei. Seiner Ansicht nach sollte ein Porträt ein WAHRHEITs-getreues, ein sprechendes Abbild sein.
Das zeigt sich besonders gut im Renaissance-Porträt des Domenico Ghirlandaio: "Bildnis eines Greisen mit einem Kind".
Ein DOPPEL-Porträt ist das - nach der „Mona Lisa“ – von LEONARDO da Vinci gemalte „schönstes und wertvollstes Porträt“: die geheimnisvolle „DAME MIT DEM HERMELIN“: Absoluter Höhepunkt der von mir besprochenen Ausstellung, die auf der Berliner Museumsinsel zu sehen ist.
Leonardos Porträt der „Dame mit dem Hermelin“ bildet einen NEU-Beginn. Stefan Weppelmann & Keith Christiansen (Kuratoren der Schau) sind stolz auf das Louvre-Bild und HERMELIN-Werk – es wirkt wie eine moderne Foto-Momentaufnahme schnappschuss-haft: Aber Leonardo begriff das HERMELIN (als weißes Winterkleid-Wiesel gemalt) symbolisch: für Reinheit und Tugend stehend, gleich der Dame.
Ein wahrer HÖHEPUNKT - doch die Schau bietet ebenso an anderen Stellen höchsten Kunstgenuss. Feuilletons der Medien berichten über GESICHTER DER RENAISSANCE - BERLIN, BODE-MUSEUM / NEW YORK, METROPOLITAN MUSEUM - Meisterwerke italienischer Portrait-Kunst:
BILDNIS-Objekt TIER
Das HERMELIN-DAME Doppel-Porträt ist auch deswegen von besonderer Bedeutung – was Kunsthistoriker vielleicht übersehen -, dass LEONARDO - wie VASARI berichtet hat – sich PFERDE sich hielt („obgleich er sozusagen fast nichts besaß“), an welchen er „großes Ergötzen fand“. Und: „mehr noch vergnügte er sich an anderen Tieren und behandelte sie mit großer Liebe und Geduld“, schreibt Giorgio VASARI (1568). Dargestellt hat TIERMALER LEONARDO ein „Studienblatt mit KATZEN, einem Drachen und anderen Tieren“: um 1513-1515 (Feder, Tinte und Tuschfarbe über schwarzer Kreide – 270 x 210 mm – Windsor Castle (Royal Library RL 12363r).
Ob der Maler und Forscher/Erfinder das HERMELIN (Mustela eminea) – das schlanke, kurzbeinige und im Winter rein weiße Tier mit schwarzer Schwanzspitze – sich hielt (als Mäusejäger?), ist unbekannt: Das (kleiner als ein Marder) im Sommer oberseits braune Tier (unterseits weiß – siehe meine Fotografie in der a&s-p-Galerie) jagt als tagaktiver Betegreifer in der Regel am Boden; auch in Gangsystemen der Schermäuse. Das BILDNIS-Objekt TIER hat Albrecht DÜRER speziell begeistert – siehe weiter unten mehr dazu.
Betonen möchte ich, dass Hams HOLBEIN d.J. (um 1497-1543) – eine „Dame mit EICHHÖRNCHEN und STAR“ gemalt hat: um 1527/“(London; National Gallery). Das Eichhörnchen ist von der linke Seite – an etwas nagend (Nuss?) – auf dem Arm der Dame sitzend gemalt; an einer Kette befestigt – in Damenhand.
Siehe dazu auch: EVOLUTION BILDNIS-„Kunst“ – GESICHTER in Steinzeit/Eiszeit, Renaissance & MODERNE. NEU: ENR = Evolutionäre Neue Renaissance/Romantik. EVOLUTION TIER-PORTRÄT-Kunst (2. Teil) in http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/55... - ebenda 40 a&s-p-Bilder.
VASARIs chronologische Sammlung von Künstlerbiografien, die 1550 erschienenen Viten, begründete den Ruhm von zum Beispiel Leonardo, Raphael, Tizian und Michelangelo. In Berlin zeigen die staatlichen Museen im Bode-Museum nunmehr spektakulär „Gesichter der Renaissance“, Meisterwerke italienischer Porträtkunst. In der Renaissance geht es um eine Wiederentdeckung des Menschen, um eine Wiederentdeckung des menschlichen Individuums, und alle diese neuen Erfahrungen, dieses Erkundens spiegeln sich in den Porträts dieser Zeit wieder:
Ruben Rebmann, Kurator der Ausstellung "Gesichter der Renaissance" im Berliner Bode-Museum, hat die Beschränkung der Schau auf Porträts dieser Epoche verteidigt. Weil diese Kunstform damals etwas ganz Neues gewesen sei, habe es auch viele sehr für den Betrachter spannende Experimente gegeben. (Mehr: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kulturheute/153... )
Die Staatlichen Museen zu Berlin und das Metropolitan Museum, New York, organisieren diese einmalige Ausstellung zur Portraitkunst der italienischen Renaissance. „Schöne Frauen und reiche Kaufleute entführen nach Florenz und Venedig. Intriganten, Höflinge und Heerführer erzählen ihre Geschichte. Die großen Museen entsenden Meisterwerke von Donatello bis Leonardo da Vinci in das Bode-Museum.“ Zitat/Quelle: http://www.smb.museum/smb/gesichter/home.php / http://www.smb.museum/smb/gesichter/bmu.php.
Das Bode-Museum ist Teil der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte Museumsinsel Berlin. Erst 1956 nach seinem ersten Direktor in Bode-Museum umbenannt, wurde es im Jahr 1904 als Kaiser Friedrich-Museum eröffnet. Die große Kuppel wie auch die beiden weitläufigen Treppenhäuser geben dem Museumsbau eine herrschaftliche Ausstrahlung. Die Kunstwerke wurden auf Vorschlag Wilhelm von Bodes, der das Haus als Renaissance-Museum konzipierte, im Kontext originaler Decken, Türgewände und Möbel gezeigt.
Meisterwerke der italienischen Portrait-Kunst: Herausragende Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen und Medaillen vermitteln einen einzigartigen und lebendigen Eindruck von der Virtuosität berühmter und neu zu entdeckender Künstler der Renaissance.
Eine konzeptionelle Besonderheit bildet in Berlin die gleichwertige Berücksichtigung der Bildnis-Kunst im Medium der Tafelmalerei, der Marmor-Skulptur, Bronze- und Terrakotta-Plastik. Auch in faszinierenden Handzeichnungen und Medaillen. Erstmals können somit thematische und funktionale Zusammenhänge im Blick auf die Porträt-Kunst in einem medienübergreifenden Dialog inszeniert werden. Der KATALOG zur Ausstellung wurde von einem Team international renommierter Wissenschaftler erarbeitet.
Im ZENTRUM der Schau: LEONARDO da Vinci - "Dame mit dem Hermelin"
Porträts nach der Natur hatte es auch schon vorher gegeben, doch die frühe Renaissance gilt als Erfinderin dessen, was wir heute als das INDIVIDUUM verstehen: Erfinderin einer menschlichen Wesenheit im Widerschein ihrer psychologischen Komponenten. Wie sich „Individualität von der Nachahmung zur Psychologisierung entwickelte“ sei dargestellt, vermerkt die „taz“.
Der Mensch habe sich damals als geistiges Individuum erkannt, schrieb der Kulturhistoriker Jacob BURCKHARDT 1860 in seinem viel zitierten Buch "Die Kultur der Renaissance in Italien". Für ihn war es die GEBURTSSTUNDE DER MODERNE und die Italiener seien dabei "die Erstgeborenen unter Europas Söhnen" gewesen. Burckhardts Epochenbild prägt den MYTHOS der RENAISSANCE bis heute.
Leonardo da Vincis „DAME MIT HERMELIN" lese die Kunstgeschichte als weit mehr als das Porträt der Cecilia Gallerani, einer Geliebten des Herzogs Ludovico Sforza von Mailand. Die Tageszeitung (taz): Die exaltierte Komposition einer jungen Frau, die sich mit ihrem Körper nach rechts wende, während sie ihren Kopf nach links dreht und aus dem Bild herausschaut, als sähe sie jemanden, deutet Stefan WEPPELMANN (Kurator der Ausstellung) als "das neuzeitliche Porträt als Ausdrucksbildnis". LEONARDO – so S.W. „spitzt Wahrhaftigkeit auf die objektiv darzustellenden Eigenschaften einer Person zu, verbindet diese aber mit der subjektiven Qualität des persönlichen Stils und schließt darin auch die Möglichkeit (und Notwendigkeit) der künstlerischen Konstruktion ein".
„Der Hermelin tritt als Motiv eines Gemäldes relativ selten in Erscheinung, weit häufiger dagegen sein Fell, das als charakteristisch schneeweißer Pelz mit schwarzen Flecken in vielen Herrscherbildnissen als traditionelle Bekleidung von Monarchen auftaucht“.
Die Präsenz des lebendigen WIESEL stehe „allegorisch betrachtet für Reinheit und Ehrgefühl“ und stehe aber auch für Leonardos „mehr als gelungener Versuch, die von den Philosophen der Zeit problematisierte Unmöglichkeit, die Schönheit darzustellen, infrage zu stellen“. (Quelle: Marcus WOELLER: http://www.taz.de/Gesichter-der-Renaissance-in-Ber...!77086/ )
DIE ZEIT – Kunstkritiker Hanno RAUTERBACH – fragt: „Warum hält die Dame einen bissigen, stinkenden Marder im Arm?“
H.R. warnt Besucher:
Betrachter, die ihr dieses Porträt bewundert, glaubt nicht, dies sei die Wirklichkeit – es handelt sich um Kunst! LEONARDO liebte Doppelbödigkeiten, er wurde zum eigentlichen Meister der Ambivalenz. Von ihm ist die DAME MIT DEM HERMELIN nach Berlin gereist: Ein Bild, das sonst in Krakau hängt und viele Kunsthistoriker zu großen Entschlüsselungs-Versuchen inspiriert hat. Anders als die meisten Porträts der Ausstellung, die sich ganz auf das Gesicht konzentrieren und allenfalls ein paar modische Kappen oder kuriose Frisuren ins Bild rücken, trägt Leonardos DAME ein TIER und damit auch eine ALLEGORIE auf dem Arm, den HERMELIN, der sich vielfältig deuten lässt, so der Kunstkritiker.
Das WIESEL im Winterkleid sitzt er vor ihrer Brust: LEONARDOs mehrsinniges Bild entführt die Porträtierte und nicht zuletzt auch uns ins „Reich des Vieldeutigen und der Imagination“.
Schon im weichen Pinselstrich, im SFUMATO dieses Malers (vgl. Negativ-Kopie werner hahn – Bildergalerie), lösen sich alle einfachen Wahrheiten auf. „LEONARDO möchte, dass wir sehen, dass wir genau beobachten, uns wundern, noch einmal hinsehen und angeregt zu rätseln beginnen, wie das denn sein kann und was es bedeuten mag. Erst so wird sein Bild lebendig: weil es in uns das Leben weckt.“
Leonardos Dame mit Hermelin (um 1489) ist kein Bild nach der Natur, schon deshalb nicht, weil kein Mensch so ein Tier mit sich herumtrug, meint man. Und viel eher befrage dieses Bild die Natürlichkeit des Menschen und erzähle von seiner Zähmung: Man schaue sich nur die Hand der Dame an, übergroß, geziert und verspannt. „Ähnlich scheint auch das in Wahrheit wilde, beißende, stinkende Tierchen vollständig domestiziert, würden seine Augen nicht so böse funkeln, würde er nicht die Pfote heben, als wollte er im nächsten Moment zum Angriff übergehen. Die Zähmung, könnte man meinen, hält nur für den Augenblick. Das Ungezähmte lauert unter dem Firnis.“
Ausstellung "Dame mit dem Hermelin" aus der Sammlung Czartoryski in Krakau nur bis zum 31. Oktober
n einem Parallel-taz-Aufsatz dazu hat Brigitte WERNEBURG in „Dame mit possierlichem Tier“ beschrieben, dass das zentrale Meisterwerk der Ausstellung "Dame mit dem Hermelin" aus der Sammlung Czartoryski in Krakau nur bis zum 31. Oktober zu sehen sei:
Danach reist die Dame mit dem possierlichen Tier auf dem Schoß nach London weiter, wo sie im nächsten Blockbuster, "Leonardo da Vinci - Painter at The Court of Milan", in der National Gallery glänzen wird. VIDEO: http://vimeo.com/28114165 - DETAIL-Bilder Bode Museum, Berlin.
Interessant ist, dass der NAZI GÖRING das Gemälde besitzen wollte: Es hing an der Wand seines "Haus Bergfrieden". Doch das Bild kehrte nach Krakau zurück. WERNEBURG: „"Die Dame mit dem Hermelin" allerdings beschweigt diese, ihre turbulente Berliner Vergangenheit, und blickt, fast möchte man sagen, neugierig nach vorn. Sie will eben nur ein, wenn auch herausragendes Exponat sein. (http://www.taz.de/Gesichter-der-Renaissance-in-Ber...!76856/.)
Vorhersehbarerweise werden sich die Kunstliebhaber also bis Ende Oktober massenhaft drängeln, um dieses LEONARDO-Porträt-Bild sehen zu können.
Mehr zu „PORTRAIT-Kunst: EVOLUTION der BILDNIS-„Kunst“ – GESICHTER von der der Steinzeit/Eiszeit über die RENAISSANCE zur MODERNE“ in GZ: http://www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/55... - 9 Kommentare, 26 Bilder ebenda.
Bürgerreporter:in:W. H. aus Gladenbach |
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