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Johannes der Täufer in Jeans

Haben Sie schon einmal Johannes den Täufer, diese große adventliche Gestalt, in Jeans gesehen?
Kaum zu glauben: In der Église Saint-Jean-Baptiste in Tarbes (Südfrankreich) trägt Johannes der Täufer auf dem zentralen Hochaltarbild Bluejeans. Bruno Schmeltz hat dieses Werk im Jahr 1997 geschaffen.
Ich musste zweimal hinsehen, um meinen Augen zu trauen. So hatte ich den Vorläufer Jesu noch nie vor Augen. Und schon gar nicht hätte ich ihn an so exponierter Stelle erwartet. Ganz schön mutig, ein solches Bild nicht einfach nur in einer Ausstellung aufzuhängen oder in ein Museum zu verbannen! Hier aber ist es Blickfang und Andachtsbild zugleich.
Johannes erscheint im Vergleich zu Jesus unverhältnismäßig groß. Und gleichzeitig ist er eine Hintergrundgestalt. Jesus ist in bunten Farben zu sehen, bekleidet mit einem modernen grünen Handtuch, eingehüllt in helles. Er ist unzweifelhaft der Mittelpunkt. Johannes dagegen steht hinter ihm, ganz in blau: Ein Schattenmann. Mir fällt dazu das Wort des Johannes ein, mit dem er seine eigene Rolle in der Geschichte des Messias beschreibt: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden.“ Schließlich ist er nur der Vorläufer.
Im Fisch, der neugierig auf den frisch getauften Jesus schaut, erkenne ich das altchristliche Glaubensbekenntnis wieder, das aus dem griechischen Wort Ichthys (Fisch) gebildet wird:
(Iesus – Jesus / Christos – Christus / Theou – Gottes / (H)yios – Sohn / Soter – Retter)
So wird auf dem Bild die Gottesstimme sichtbar, die bei der Taufe Jesu sagt: „Du bist mein geliebter Sohn. An dir habe ich Gefallen gefunden.“
Aber warum trägt Johannes der Täufer Jeans? Das hat mich lange beschäftigt, weil ich mich nicht mit der Erklärung zufriedengeben wollte, dass es nur darum ging, die Taufe Jesu im Heute zu verorten. Andererseits habe ich mich auch gefragt, ob ein Prophet heute etwas anderes tragen würde, als eine stabile Hose, die alltagstauglich ist, eine Arbeitshose, die nicht so leicht kaputt zu kriegen ist? Will er den Menschen in ihren Fragen und Problemen begegnen, darf er nicht zimperlich sein. Ich muss auch daran denken, dass die Jeans zeitweilig als Symbol des Protests gegen bürgerliche Konventionen galt. Nichts anderes tut der Prophet: Er hinterfragt, ob das, was immer schon war, gut und richtig ist. Wahrscheinlich würde Johannes der Täufer heute tatsächlich seinen Kamelhaarmantel gegen eine Jeans eintauschen.

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