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Fast wie bei Asterix

Keine Sorge, ich beginne nicht mit einem billigen Kalauer über den unbeugsamen Gallier, dessen Abenteuer ich schon seit Kindertagen verfolge. Auf der Hand läge es aber, zumindest einen simplen Wortwitz zum Besten zu geben, wenn man in der L'Abbaye de Tarasteix übernachtet, schon wegen der Namensähnlichkeit. Offiziell heißt sie "Notre Dame de L'Esperance", also "Unsere Liebe Frau der Hoffnung". Wie passend, wenn man 25km darauf zugeht und bis zur Klosterpforte keine Ahnung hat, ob man dort überhaupt aufgenommen wird. Am Telefon habe ich im Vorfeld nur mit dem Anrufbeantworter gesprochen. Doch die Hoffnung hat sich erfüllt und so sitze ich in einem etwas heruntergekommenen Kloster mitten im Wald mit einer traumhaft schönen Gartenanlage.
Aber wie komme ich auf Asterix? Ich habe mich im Internet ein bisschen über diesen Ort informiert. Bis ca. 1945 lebte hier ein Ordensmann, der die Einsamkeit suchte. Nach seinem Tod stand das Ensemble über 30 Jahre leer. 1977 ließ sich ein Priester von der Vision leiten, diesen Ort wieder mit Leben zu erfüllen und mit einer klösterlichen Gemeinschaft wiederzubesiedeln. So weit, so gut. Im März diesen Jahres wurde er vom Bischof von Tarbes mit dem Interdikt belegt, d.h. dass er keine kirchlichen Amtshandlungen mehr ausüben darf, weil er weder vom Bischof von Tarbes, noch von seinem Heimatbischof damit betraut wurde, eine Gemeinschaft zu gründen. Und "Abtei" darf er das Kloster auch nicht nennen, weil ihm nie dieser Titel zuerkannt wurde  Gläubige und sogar Pilger werden offiziell davor gewarnt, diesen Ort aufzusuchen.
Trotzdem bin ich hier, neugierig, wie es dort ist, wo ein Priester und fünf weitere Bewohner aus zum Teil schwierigeren Verhältnissen die Vision eines einfachen Geistlichen aufrechterhalten. Da wären wir bei Asterix, dessen kleines Dorf bekanntermaßen nicht aufhört, Widerstand zu leisten. Hier ist man bei den Protagonisten auch nicht immer sicher, ob sie Sympathieträger oder einfach nur schrullige Querulanten sind.
Als Priester verstehe ich diesen harten Schritt des Bischofs. Es ist eben nicht vorgesehen, dass ein Priester selbständig "sein Ding" macht, losgelöst von Bischof und Bistum. Wobei ich mich frage, was alles an Gutem in der langen Geschichte der Kirche nicht entstanden wäre, wenn nicht jemand einen Schritt zur Seite gewagt hätte? Und andererseits erscheint mir diese kleine alternde Männergruppe nicht gerade gefährlich, zumindest nicht gefährlich genug, dass ihr Tun der Kirche massiven dauerhaften Schaden zufügen würde.
Als Pilger merke ich aber auch, dass mir die Kirchenpolitik auf dem Weg egal ist. Ob gerade eine Weltsynode eröffnet wurde, ist zwar schön, ist aber momentan nicht mein Thema. Ob der Bischof von Tarbes einen Priester in seinem Zuständigkeitsbereich in die Schranken weisen möchte, löst nicht mein Problem, wo ich mich heute hinlegen und wo ich schlafen kann. Ich bin einfach froh um das herzliche Willkommen und die Gastfreundschaft.
Ich meine ja, dass der Pilger einem eigenen Stand angehört, der sich ja ganz bewusst aus dem allzu weltlichen heraus nimmt, um einen geistlichen Weg zu gehen. In gewisser Weise macht er auch "sein eigenes Ding". Mit dem Pilger kann und darf man auch keine Politik betreiben. Es liegt auch nicht an mir, ein Urteil über diese Geschichte und über die Gemeinschaft der L'Abbaye de Tarasteix zu fällen, weil ich kein Teil von ihr bin und auch nur zufällig durch das Bistum Tarbes laufe. Morgen wird sie wieder hinter mir liegen. Was ich mitnehmen werde, werden nicht ihre ungeklärten Themen sein, sondern die Erinnerung daran, dass ich dort Aufnahme fand.

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