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Denken und Danken

Sich stundenlang nur seinen Gedanken hingeben zu können, während man Schritt vor Schritt setzt - ich genieße das sehr. Das hat etwas Reinigendes und etwas Heilsames. Erinnerungen, die man längst verloren glaubte, sind plötzlich wieder präsent. Was nicht abgeschlossen liegen geblieben ist, findet seine ihm gebührende Zeit. Entscheidungen können nochmals in ihrer ganzen Tragweite überprüft und hoffentlich bestätigt werden. Neues darf wachsen und sich entfalten, weil der Geist leer wird und wieder aufnahmefähig ist. Und nicht zuletzt schärft sich der Blick für die grandiose Herrlichkeit der Schöpfung und des Lebens.
Gehen ist für mich Gebet. Denn dem Denken folgt oft auch das Danken. Zu schnell geschieht es im ganz normalen Alltag, dass man an sich selbst und allem Wesentlichen vorbei hetzt, weil alles andere und jeder andere wichtiger ist. Der Blick in die Tiefe des Herzens und der Seele wird der Oberflächlichkeit geopfert, weil doch alles schnell gehen und effizient sein soll. Doch im Gehen, Stunde um Stunde, Kilometer um Kilometer findet jeder Gedanke seinen Raum und kann angesehen und nach angessener Befassung mit einem dankbaren Stoßgebet wieder zurück gelassen werden. Und wenn die Kraft anderweitig benötigt wird, z. B. wenn es bergauf geht, dann lasse ich das Denken sein, bete still den Rosenkranz und lasse mich vom Rhythmus dieser uralten Meditation vorwärts und aufwärts tragen.
Was für ein Geschenk, wenn man zwei Tage lang fast ausschließlich in der Stille des Waldes verbracht hat. Ein Tempel der Beruhigung. Da überfordert es mich für einen Augenblick, wenn ich danach eine große Stadt wie Tarbes betrete. Wie laut ist doch unser Leben...

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