Das Wort wachsen lassen - Gedanken zum 15. Sonntag im Jahreskreis
Um Gersthofen herum gibt es viele Äcker. Ich selber bin gerne in der Natur unterwegs. Dabei beeindrucken mich die großen Getreidefelder. Es ist einfach schön, von Woche zu Woche zu sehen, wie alles langsam wächst. Dabei staune ich besonders über die Macht, die in der Natur und auch in einem kleinen Samenkorn wirkt.
Worte haben auch eine große Macht. Worte können viel bewirken. Worte sind wie Samenkörner, die weiter wachsen. Kindern tut es gut, wenn jemand sagt: „Das hast du gut gemacht.“ Es ist schön, wenn die Eltern und die Großeltern zu ihrem Kind oder Enkel sagen: „Ich habe dich lieb.“ Auch uns Erwachsenen tun solche Worte gut. Da kommt etwas zum Blühen auf dem Acker unseres Lebens. Und umgekehrt wissen wir auch, was böse Worte anrichten können. Verletzungen und Herabsetzungen durch Worte können uns oft ein Leben lang verfolgen. Sie sind wie Unkraut, das unseren Lebensacker vergiftet.
Worte haben eine große Macht. Das hören wir auch beim Propheten Jesaja. Das Wort kehrt nicht leer zu mir zurück, sondern bewirkt, was ich will, und erreicht all das, wozu ich es ausgesandt habe (vgl. Jes 55, 11). Im Johannesevangelium lesen wir: „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1, 14). Jesus ist dieses Wort Gottes in Person. In seinen Worten hören wir Gottes Wort an uns. Er ist – um es im Bild des heutigen Evangeliums zu sagen – wie ein Sämann des Wortes Gottes. In einer unvergleichlichen Großzügigkeit streut er den Samen des Wortes Gottes aus. (vgl. Mt 13, 1-9). Dieses Wort Gottes hat Macht, wenn es in gutes Erdreich fällt und wächst. Das ist unsere Aufgabe: Aufnahmebereit zu sein für das Wort Gottes.
Schon seit sehr vielen Jahren beschäftige ich mich täglich mit dem Wort Gottes. Das mache ich nicht nur aus „beruflichen Gründen“. Mir ist das auch deshalb wichtig, weil es mir persönlich gut tut und mich spirituell bereichert. Wenn ich selber vom Wort Gottes berührt bin, dann kann ich es als Priester auch besser verkünden und weiter schenken. Deshalb versuche ich jeden Tag ein kleines Samenkorn aus dem Körnerreichtum des Wortes Gottes mitzunehmen und in mir wachsen zu lassen. Diese Anregung möchte ich gerne weitergeben. Bei jedem Gottesdienst hören wir die Lesungen und das Evangelium, die Frohe Botschaft. Auch außerhalb der Gottesdienste gibt es viele Möglichkeiten, sich persönlich mit einem Bibeltext zu beschäftigen. Bei vielen steht irgendwo im Regal eine Bibel und wartet darauf, aufgeschlagen zu werden. Vielleicht aber ist die ganze Bibel doch etwas zu dick und die Orientierung in diesem umfangreichen Buch, das ja aus vielen einzelnen Büchern besteht, fällt schwer. Dazu gibt es heute viele Angebote und Hilfen mit ausgewählten Bibeltexten für jeden Tag:
Eine Möglichkeit ist z.B. das Stundenbuch Magnificat:
https://www.magnificat-das-stundenbuch.de/index.ph...
Auch auf der Homepage unserer Diözese Augsburg sind jeden Tag die Texte der Bibel, die im Gottesdienst gelesen werden, zu finden:
https://bistum-augsburg.de/Wort-Gottes-heute-Tages...
Immer wieder können wir ein kleines Samenkorn aus dem Wort Gottes mit in unser Leben nehmen. Denken wir über dieses Wort nach. Lassen wir dieses kleine Samenkorn des Wortes Gottes in den Ackerboden unseres Herzens fallen und wachsen. Das Wort der Bibel wirkt von selber in uns weiter. Es kann uns trösten, stärken und beruhigen; es kann uns aber auch aufregen und beunruhigen; es kann uns ermutigen und aufmuntern... Das Wort Gottes kann aber auch durch uns wirksam werden, wenn wir einander durch gute Worte segnen und dieses Wort durch unser Leben sichtbar, hörbar und spürbar werden lassen.
Worte haben eine große Macht. Worte können viel bewirken. Unsere Stadt und unsere Gemeinden sind wie ein großer Acker. Jesus, der Sämann des Wortes Gottes, geht auch heute über diesen Acker. Großzügig streut er die Samenkörner des Wortes Gottes aus. Dieses Wort wächst und bringt Frucht – in uns und auch durch uns.
Pfarrer Ralf Gössl
Bürgerreporter:in:Ralf Gössl aus Gersthofen |
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