Entsetzen über Baumfällungen im Stadtgebiet
BN-Ortsgruppe kritisiert das Ausmaß der Baumfällungen im Stadtgebiet
In den letzten Wochen waren an den verschiedensten Stellen des Gersthofer Stadtgebietes zahlreiche Rodungs- und Baumschneidearbeiten zu beobachten. Wie jedes Jahr werden solche Maßnahmen in großem Umfang durchgeführt, bevor vom 1. März bis 30 September die Fäll- und Schnittverbote nach § 39 des Bundesnaturschutzgesetzes gelten. Während dieser Zeit sind dann nämlich zum Schutz der in den Gehölzen lebenden Tiere viele Maßnahmen der Baum- und Gehölzpflege nur unter bestimmten Voraussetzungen oder gar nicht erlaubt. Nach Einschätzung der Gersthofer Ortsgruppe des BUND Naturschutz wurde bei einigen der aktuell durchgeführten Maßnahmen allerdings sehr radikal vorgegangen. Beispielsweise wurden an einer Seite des die B2 begleitenden Max-Kunz-Wegs auf einer Länge von etwa 970 Metern sämtliche Büsche bis dicht über dem Boden zurückgeschnitten und auch einige gesunde Bäume gefällt. „Wenn solche Verjüngungsmaßnahmen wirklich nötig sind, sollte man der gängigen Praxis entsprechend abwechselnd beispielsweise auf 50 Metern die Gehölze auf Stock setzen und die nächsten 50 Meter dann stehenlassen“, moniert die Erste Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Katjana Brucoli. „Auf diese Weise würde für Vögel, Insekten und viele andere Kleintiere immer ein Rückzugsraum bleiben. Leider beobachten wir stattdessen jedes Jahr wieder radikale Rückschnitte an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet – in diesem Jahr beispielsweise auch an weiten Strecken entlang von Lech und Lechkanal. Im Sinne der Biodiversität, die ja auch der Stadt Gersthofen ein großes Anliegen ist, wäre es sinnvoll, hier maßvoller vorzugehen.“
Auch an der Mozartschule wurden im Vorfeld der für den Erweiterungsbau nötigen Baumaßnahmen zahlreichen Bäume und weitere Gehölze entfernt. Dies betrifft nicht nur den Platz vor der Schule, auf dem die neuen Gebäudeteile entstehen sollen. Ebenso wurde im auf der anderen Seite des Schulgebäudes gelegenen Schulgarten eine ca. 300 Quadratmeter große Fläche gerodet. Hier sollen übergangsweise Container für Verwaltung und Schulbetrieb aufgestellt und ein Zugang zur Schule geschaffen werden. Noch vor gut einem Jahr hatte die Augsburger Allgemeine in einem Artikel den Schulgarten als Beispiel für eine wertvolle Natur-Oase in der Stadt vorgestellt. In einem Bericht von augsburg.tv wurde ebenfalls auf den ökologischen und pädagogischen Wert dieses Gartens hingewiesen. „Alle Antworten auf eine entsprechende Anfrage an die verschiedenen im Stadtrat vertretenen Parteien lassen vermuten, dass diese Rodung ohne deren Kenntnis vorgenommen wurde“, so die BN-Ortsgruppen-Vorsitzende.
Ein weiteres aktuelles Beispiel für Baumfällungen bietet der Kreisverkehr bei der St. Jakobus-Kirche. Dort wurden in der letzten Februarwoche alle zwölf Hainbuchen gefällt, die zumindest 2023 noch reichlich Laub getragen und damit einen gesunden Eindruck gemacht hatten. Auch die Schnittflächen, aus denen reichlich Baumsaft austrat, wirkten gesund. Während Mitglieder der BN-Ortsgruppe das Ergebnis die verbliebenen Baumstümpfe in Augenschein nahmen, äußerten mehrere Passantinnen und Passanten ihr Bedauern über den Verlust der Bäume. Und auch bei einem Großteil der Bürgerinnen und Bürgern, die sich am 29. Februar in der benachbarten Gaststätte zum Umweltstammtisch trafen, stießen diese Baumfällungen ebenso wie das Ausmaß der Rodungs- und Baumschneidearbeiten im Stadtgebiet auf großes Unverständnis. „Wir beobachten mit großer Sorge, dass überall im Stadtgebiet Bäume, Büsche und Vegetation verschwinden“ sagt Katjana Brucoli. „Auch Baupläne für neue Ansiedlungen lassen in dieser Hinsicht Schlimmes befürchten, insbesondere im Stadtpark, am Freibad und am Sportplatz. Und wenn das neue Jugendzentrum auf dem ehemaligen Lehrerparkplatz des alten Paul-Klee-Gymnasiums entstehen wird, sollten bei der Planung die vielen alten, gesunden Ahornbäume berücksichtigt werden, die dort stehen."
Eine zentrale Forderung der BN-Ortsgruppe ist es, Ersatzpflanzungen für gefällte Bäume im Stadtgebiet von Gersthofen vorzunehmen. „Gerade auch angesichts des Klimawandels brauchen wir im Stadtgebiet schattenspendende Bäume“, betont die Ortsgruppen-Vorsitzende. „Dabei ist auch zu beachten, dass ein oder zwei junge Bäume einen jahrzehntealten, voll ausgewachsenen Baum hinsichtlich seiner Funktionen als Lebensraum für Tiere und für die Verbesserung des Stadtklimas nicht ersetzen können. Um die Lebensqualität der Gersthofer Bürgerinnen und Bürger nicht zu beeinträchtigen, muss also ausreichend Ersatz mit standortangepassten Bäumen geschaffen werden.“