Umsteigepunkt mit Hindernissen: Augsburg-Nord

Umsteigepunkt Augsburg-Nord noch verbesserungsfähig?
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Seit ca. fünf Jahren gibt es den Umsteigepunkt Augsburg-Nord. Die Gersthofer trauern der früheren direkten Verbindung zwischen Gersthofen und Augsburg nach, denn die Umsteigesituation bei Augsburg-Nord ist unbefriedigend und sorgt häufig für Ärger.

Müssen sich die Fahrgäste damit abfinden oder sind Verbesserungen geplant? Dieser Frage ging der Pressemann nach und bat die Stadtwerke Augsburg und die Gersthofer Verkehrsgesellschaft (GVG) um ein Interview. Die beiden Verkehrspartner sagten zu und beantworteten schriftlich die vorgelegten Fragen. Für die Stadtwerke Augsburg antwortete Geschäftsführer Norbert Walter, für die GVG Geschäftsführer Werner Ziegelmeier.

1. Es wird mangelnde Abstimmung zwischen der Straßenbahnlinie 4 und den Buslinien 51, 52 und 54 nach Langweid über Gersthofen bemängelt sowie keine ausreichende Info bei Störungen - Anzeige und Akustik sind unbefriedigend.

Gersthofer Verkehrsgesellschaft:
"Die Brechung einer Buslinie aus dem Umland mit so großen Fahrgastzahlen hat es im Raum Augsburg erstmals mit den Gersthofer Linien gegeben. Für alle Beteiligten war dies auch ein Lernprozess. Anfänglich wurden die Umsteigezeiten zu optimistisch kalkuliert, was häufig dazu führte, dass der Anschluss zwischen Bus und Straßenbahn nicht geklappt hat. Mittlerweile steht aus Sicht der GVG fest, dass eher eine oder zwei Minuten längere Umsteigezeiten angesetzt werden sollten, um damit die Zuverlässigkeit des Umsteigens zu erhöhen.

Busse und Straßenbahnen können nicht endlos warten, da der Fahrplan und auch der Anschluss für weitere Linien einzuhalten sind. Unsere Busfahrer haben die Anweisung, tagsüber die planmäßige Abfahrtszeit zu verschieben, um verspätete Straßenbahnen abzuwarten; es liegt aber im Ermessen des Fahrers, das jeweilige Verkehrsaufkommen zu berücksichtigen. Eine Hilfe ist für die Busfahrer die Anzeige über ankommende Straßenbahnen am Bahnsteig. Es kann jedoch vorkommen, dass die Verspätung der Straßenbahn zu lange dauert und der Bus abfahren muss. Falls es an der Ampel zu einem Rückstau kommt und dann die Straßenbahn schon einfährt, besteht für unsere Busfahrer die Möglichkeit, noch einmal in die Haltestelle einzubiegen. Auch das erfolgt jedoch im eigenen Ermessen des Busfahrers, der die Verspätungen nur bis zu einem gewissen Punkt an der Endhaltestelle wieder ausgleichen kann. Wenn die Straßenbahn erkennbar stark besetzt ist oder es sich um eine stark verspätete Zubringerbahn für Gersthofen handelt, wird der Bus eher noch einmal die Haltestelle anfahren als in den gegenteiligen Situationen. Wir bitten hier um Verständnis für unsere Fahrer, denen diese Konfliktsituation bewusst ist und die sich die Entscheidung im Einzelfall nicht leicht machen."

Bei Anzeige und Akustik sind Verbesserungen möglich, sie setzen jedoch technische Maßnahmen voraus. Dazu zählt vor allem der Anschluss der grünen Busse an ein modernes Betriebsleitsystem. Hieraus wären auch weitere Vorteile für die Anschlusssicherung zu erwarten, da Straßenbahn und Bus jeweils alle nötigen Informationen zur Verfügung hätten. Die GVG hat bereits zahlreiche Gespräche zur Systemauswahl und zur Finanzierung geführt und sieht gute Chancen, dieses Vorhaben bald verwirklichen zu können.

Was die Umsteigezeiten anbelangt, sind die Möglichkeiten ausgeschöpft und werden bei jedem Fahrplanwechel sensibel neu definiert. Eine Attraktivitätssteigerung sehen wir nur durch eine Taktverdichtung als möglich an, denn dann würden verpasste Anschlüsse weniger ins Gewicht fallen, die Verbindungen würden dadurch zuverlässiger benutzbar. Dies wäre jedoch mit hohen Kosten verbunden, die die GVG nur gemeinsam mit dem Aufgabenträger, dem Landkreis Augsburg, stemmen kann. Falls wir damit wieder mehr Gersthofer zum Busfahren animieren könnten, wäre ein solches Projekt aber vielleicht auch wirtschaftlich. Für die GVG ist es bedauerlich, dass in Zeiten hoher Benzinpreise und allgemein steigender Nachfrage im ÖPNV die Fahrgastzahlen von Gersthofen nach Augsburg seit der Linienbrechung stark gesunken sind. Im Nahverkehr muss zuerst das Angebot da sein, um die Nachfrage auszulösen. "Mindestens zurück zu den früheren Fahrgastzahlen", das ist der Wunsch der GVG, auch im Interesse der
Bürger entlang der Straßen mit hoher Verkehrsbelastung.

Stadtwerke Augsburg
Wir befinden uns in regelmäßiger Abstimmung mit der Gersthofer Verkehrsgesellschaft (GVG) und dem Augsburger Verkehrsverbund (AVV), um die Anschlusssituation für die Fahrgäste kontinuierlich zu verbessern. Hierzu gehören planerische aber auch kommunikative Maßnahmen. Sicherlich gab es anfangs noch Probleme mit den sicheren Anschlüssen zwischen Straßenbahnen und Bussen. Allerdings tragen die Bemühungen beider Unternehmen Früchte, denn sowohl wir als auch die GVG beurteilen die Anschluss- und Umsteigesituation in Augsburg Nord als sehr zufriedenstellend. Weitere Verbesserungen könnte der Anschluss der Fahrzeuge des GVG an unser rechnergesteuertes Leitsystem bringen.

2. Fahrgastunterstände sind nicht gegen Wind und Regen geschützt, starke Verschmutzung am Wochenende. Sind Verbesserungen möglich?

Gersthofer Verkehrsgesellschaft:
Als beschwerlich und zeitraubend sehen wir den Umstieg dann an, wenn die Straßenbahn am inneren Gleis mit dem schmalen Bahnsteig hält und ´unsere Kunden nur um die andere Bahn herum zum Bus gelangen. Für in der Mobilität eingeschränkte Fahrgäste ist das besonders umständlich. Baulich lässt sich das nicht ändern, nur falls es sich im Fahrplan so ergibt, dass immer nur eine Bahn da ist - und damit den Bahnsteig direkt am Bus benützen kann. Dies wird aber nicht immer möglich sein. Eine Verbesserung der Beleuchtung und größere Papierkörbe haben wir angeregt und hier wurden uns von den Stadtwerken Augsburg unkompliziert Nachbesserungen zugesagt.

Stadtwerke Augsburg
Natürlich muss für den Fahrgast eine möglichst bequeme und unkomplizierte Möglichkeit bestehen, umzusteigen. Dazu gehört neben einem sicheren Anschluss auch die entsprechende Ausstattung der Haltestelle. An der Endhaltestelle Augsburg Nord gab es in letzter Zeit ständig Verbesserungen. So wurden neue Glasscheiben als Windschutz angebracht und zusätzliche Sitzbänke aufgestellt. Derzeit sehen wir, auch in Abstimmung mit den Kollegen aus Gersthofen, keine akuten weiteren Handlungsbedarf, sind aber für Verbesserungsvorschläge dankbar.

3. Wenn Verbesserungen möglich sind, in welchem Zeitrahmen?

Gersthofer Verkehrsgesellschaft:
Eine zeitliche Festlegung ist schwierig, da der Großteil der noch möglichen Verbesserungen nicht im alleinigen Handlungsrahmen der GVG liegt.

Stadtwerke Augsburg
Etliche Verbesserungen wurden wie beschrieben schon vorgenommen und in Abstimmung mit unseren Partnern werden weitere Verbesserungsvorschläge umgesetzt. Es ist aber sicherlich nicht davon auszugehen, dass der Freistaat seine Vorgabe in absehbarer Zeit ändert und es wieder Parallelverkehre und damit eine durchgängige Linie von Gersthofen nach Augsburg geben könnte.

4. Gibt es Auswirkungen der Mobilitätsdrehscheibe auf Augsburg-Nord?

Gersthofer Verkehrsgesellschaft:
"Die vorbereitenden Baumaßnahmen am Königsplatz sorgten bereits in den letzten Monaten für Fahrplananpassungen der Linie 4 und damit auch der Gersthofer Busse. Zum 20. März soll sich der Fahrplan wiederum ändern. Dabei wird die Straßenbahn werktags auf einen 7,5-Minuten-Takt umgestellt und morgens der Gersthofer Busverkehr anders organisiert: So wird aus der Ludwig-Hermann-Straße mehr schnelle Verbindungen direkt über Strasser nach Augsburg Nord geben, das nördliche "Musikerviertel" bekommt morgens eigene Busse, die am Kirchplatz starten und über Brucknerstraße/Händelstraße zur Straßenbahn fahren. Ob sich nach Abschluss der Bauarbeiten Änderungen ergeben, ist uns nicht bekannt, das hängt vom künftigen Angebot bei der Straßenbahn ab.

Im Vergleich zu den Frühzeiten der Brechung funktionieren mittlerweile die Anschlüsse erheblich zuverlässiger. Ich möchte deshalb auch diejenigen Gersthofer, die sich damals enttäuscht vom Bus abgewandt haben, darum bitten, das Angebot von Bus und Bahn nun noch einmal zu testen. Denn wenn mehr Menschen mit den grünen Bussen fahren, können auch weitere Verbesserungen leichter realisiert werden. Haben Sie Vorschläge, Kritik und Wünsche, lassen Sie es uns bitte wissen.

Stadtwerke Augsburg
Dadurch, dass die Straßenbahnen mit Beginn des Ersatzplans am 20. März bis Fertigstellung des neuen Königsplatzes nur im 7,5-Minuten-Takt verkehren können, hat dies auch Auswirkungen auf die Anschlusssituation in Augsburg Nord. Aber hierzu befinden wir uns schon seit längerem in intensiven Abstimmungen mit der GVG und dem AVV, um die Fahrpläne entsprechend anzupassen. Die Linie 4 kann auch nicht bis zum Hauptbahnhof fahren, sondern biegt vor dem Königsplatz zum Moritzplatz ab und wird dort mit der Linie 6 verknüpft; wer also nach Hochzoll oder Friedberg-West will, kann dann durchfahren. Ziel muss es sein, dass der Fahrgast auch an der Endhaltestelle Augsburg-Nord während der Bauzeit keine Beeinträchtigungen beim Umsteigen hat. Nach dem Kö-Umbau Ende 2013 fahren die Straßenbahnen dann wieder im gewohnten Fünf-Minuten-Takt.

Hinweis an unsere Leser: Wer Verbesserungsvorschläge hat, kann sie unter info@gersthofer-verkehrsgesellschaft.de. "los werden".

Bürgerreporter:in:

Gerhard Fritsch aus Gersthofen

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