Informationsveranstaltung CONTEMPO2
Informationsveranstaltung
Am 27. Januar 2023 fand im großen Sitzungssaal im Rathaus Gersthofen eine Veranstaltung zum LIFE-Projekt CONTEMPO2 statt. Geladen waren Projektbeteiligte und Interessensgruppen, die sich in Verantwortung für den Lech und seiner Entwicklung sehen, eigene Ideen einbringen und sich aktiv am Pilotprojekt beteiligen möchten. Hauptaugenmerk des Projektevents lag im Aufzeigen der Möglichkeit, sich jetzt zu Beginn der Konzeptionsphase aktiv einzubringen. Die Veranstaltung stieß auf großes Interesse. Neben Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern aus dem Projektgebiet, Vertretern der Regierung von Schwaben und dem Bayerischen Landesamt für Umwelt, waren unter anderem Organisationen wie BUND Naturschutz, DAV, Fischereiverband Schwaben, Kanu Schwaben Augsburg, Lebensraum Lechtal, Lechallianz Augsburg und der LPV Stadt Augsburg vertreten.
Lech als wichtige Lebensader erhalten
Das EU-geförderte Pilotprojekt CONTEMPO2 beschäftigt sich mit der Frage, wie eine CO2-freie Stromerzeugung durch Wasserkraft mit den Belangen der Gewässerökologie vor dem Hintergrund des Klimawandels gelingen kann. Das Projektgebiet umfasst eine etwa 20 Kilometer lange Fließstrecke des Lechs zwischen Gersthofen und Ellgau und trifft damit insbesondere auf das Interesse der Kommunen entlang dieses Flussabschnittes. Darum bildete auch eine Bürgermeisterrunde den Auftakt der Veranstaltung, die den kommunalen Vertreter Gelegenheit bot, ihre Vorstellungen und Erwartungen zu CONTEMPO2 vorzutragen.
Sigrid Steiner, Dritte Bürgermeisterin der Stadt Gersthofen, sieht den Lech und die angrenzenden Auwälder als wichtige Lebensader, Naherholungsgebiet und Partner zur Stromgewinnung und sagte: „Es ist wichtig, den Lech zu erhalten und wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die Balance zwischen Ökologie und Ökonomie muss wieder funktionieren, denn wir brauchen alle Strom aus erneuerbaren Energien. Ich freue mich, dass wir unter anderem mit einem Infopavillon am Europaweiher das Projekt CONTEMPO2 für die Öffentlichkeit erlebbar machen können.“
Nebengewässer wichtig für Ökosystem
Im Zuge des Klimawandels führen zu hohe Temperaturen an den Flüssen zur Gefährdung der Fischbestände. Verstärkt wird diese Problematik für Hubert Schuster vom Fischereiverband Schwaben durch das Fehlen von Nebengewässern, die Eintiefung des Lechmutterbetts und zufließendes Grundwasser. Schuster sieht die Lösung in der Anbindung von Nebengewässern ans Mutterbett und deren Speisung mit Lechwasser aus dem Lechkanal. Diese Anpassungsstrategie an den Klimawandel soll das Gewässersystem resilienter machen. Einschlägig positiv waren hier die Ergebnisse aus dem Projekt Mädelelech. Auch Professor Dr. Bernd Cyffka und Sebastian Blass vom Aueninstitut Neuburg sehen durch die Anbindung von Auengewässern an den Lech (Chardonnay- und Brandweinbach) und die Schaffung neuer Nebengewässer (Mädelelech 2) sowie deren Beschattung mit Gehölzen eine gute Möglichkeit, die Temperaturen in der Aue zu regulieren.
Gemeinsam stärker: CONTEMPO2 und Licca Liber
Wie lässt sich gemeinsam die Zukunft des Lechs und des Lechkanals gestalten? Dieser Frage widmete sich Steve Gallasch von der Regierung von Schwaben. Er betonte, dass CONTEMPO2 das ebenfalls am Lech beheimatete Projekt Licca Liber ergänzt und beide Projekte gemeinsam zum Erfolg am Lech führen werden. „Wir haben nur einen Lech und wir wollen die Strukturproblematik gemeinsam angehen. Wir brauchen mehr benetzte, zusammenhängende Wasserflächen, durchgängige und ausreichend tiefe Fließstrecken und müssen Anbindungen schaffen von Nebenarmen und Seitengewässern. Wir unterstützen das Projekt CONTEMPO2 und sind gespannt auf die Ergebnisse, die auch in das Projekt Licca Liber einfließen werden“, so Gallasch.
Ralf Klocke von LEW Wasserkraft skizzierte die wesentlichen Projektanforderungen und betonte: „Wir wollen das Lechsystem stärken. Ziel ist es, in der Aue die Temperatur und den Sauerstoffgehalt so zu beeinflussen, dass sie trotz Klimawandel in einem unkritischen Bereich bleiben. Damit lassen sich nachhaltige, CO2-freie Stromerzeugung aus Wasserkraft mit der Flussökologie optimal vereinbaren. Die Erkenntnisse des Vorhabens sollen europaweit auf vergleichbare Flüsse mit Ausleitungsstrecken übertragen werden.“
Integrativer Dialogprozess wird wissenschaftlich begleitet
Eng begleitet wird das Projekt CONTEMPO2 durch Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, die den Projektfortschritt dokumentieren, Untersuchungen durchführen sowie die Kommunikation und den Dialog mit den Interessensgruppen und der Öffentlichkeit federführend gestalten. Die Umweltbildungsarbeit im Projekt übernimmt das neue Umweltbildungszentrum Augsburg, das im Frühjahr 2023 eröffnet wird. Für Matthias Settele vom Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg ist es wichtig, die Interessen der Akteursgemeinschaft zu analysieren, um einen konstruktiven Dialog zu gestalten. Der geplante Infopavillon am Europaweiher in Gersthofen ist ein wichtiger Schritt für ihn: „Wir wollen die Veränderungen am Lech sichtbar machen und Lösungswege aufzeigen. Der Pavillon soll der Umweltbildung dienen und als Startpunkt für Exkursionen und Projektgruppen“, erläuterte Settele.
Mehrere Wissenschaftler der Universität Augsburg arbeiten zusammen mit Mitarbeitern des Umweltbildungszentrums daran, einem breiten Publikum die Auswirkungen des Klimawandels nahezubringen. Dabei geht es insbesondere darum, auf die Anliegen der Menschen am Lech einzugehen und im Rahmen kommender Veranstaltungen zu vermitteln, welche positiven Auswirkungen die Maßnahmen von CONTEMPO2 für das Ökosystem Lechaue haben können.
Mehr Informationen zum Projekt: rathausdialog.de/contempo2
Text: Stadt Gersthofen
Bürgerreporter:in:Vivien Negele aus Augsburg |
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