Es hatte schon einen Hauch von Nostalgie

Das ganze Dorf berät, was man mit dem zu erwartenden Geldsegen alles anstellen könnte. | Foto: Theater Gersthofen
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  • Das ganze Dorf berät, was man mit dem zu erwartenden Geldsegen alles anstellen könnte.
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Es hatte schon einen Hauch von Nostalgie, als die Theaterbesucher des Theater Gersthofen den neuen Spielort – die alt-ehrwürdige TSV-Turnhalle in Gersthofen betraten. Bis zum Bau der Stadthalle fungierte die Turnhalle als Kulturtempel für Veranstaltungen aller Art, vom Ball über Faschingssitzungen bis hin zu Hochzeiten und erweckte bei so manchem älteren Besucher Erinnerungen an schöne vergangene Zeiten.
Daß die Mitglieder des Theater Gersthofen in kürzester Zeit einen neuen Spielort erhielten, nachdem der Saal im Pfarrzentrum Oscar Romero nicht bespielbar war, war dem TSV Gersthofen zu verdanken, der kurzfristig seine Turnhalle zur Verfügung stellte. Und dass der Umzug in ein neues Domizil dem Stück keinen Abbruch tat, das bewiesen die Darsteller des Theater Gersthofen mit dem seit drei Jahren auf dem Spielplan stehenden Stück „Da Haftlmacher“ von Peter Landstorfer.
Nachdem zu Beginn Regisseur Julian Poppe mit ein paar einleitenden Worten zum Stück einlud, wurde das Publikum vor dem ersten sowie allen folgenden zwei Akten musikalisch von Lukas Kiermeyr auf das Geschehen eingestimmt. Doch nun zum Geschehen selbst.
Der Schneidermeister Korbinian Hackl, genannt „Da Haftlmacher“ (brillant gespielt von Christian Zirngibl) hatte das Zeitliche gesegnet und hinterließ der Gemeinde zweihunderttausend Mark als Erbe für die Männer und Frauen im Dorf. Dieses Erbe war jedoch an eine Auflage geknüpft: Alle mußten ihre mehr oder weniger schlechten Gewohnheiten aufgeben, die sie sich im Laufe ihres Lebens so angeeignet hatten, was natürlich nicht jedem leicht viel.
So musste beispielsweise das Wirtsleuteehepaar Schredl (Petra Salgado und Wolfgang Schwarzer) die Rollen wechseln, denn bislang hatte sie die sprichwörtlichen Hosen an, die laut Haftlmacher eigentlich er als Chef des Hauses anhaben sollte. Die mannstolle Metzgermeisterswitwe Lorelei Bremsinger (Franziska Harle) sollte künftig auf Männer und der spielsüchtige Ludwig Zinker (Marcus Seiler) auf Glücksspiele und Wetten verzichten. Der Kohlenhändler und Stubenhocker Peter Ruaß (Michael Fischer) und seine Frau Briketta (Ilona Kramer) bekamen zur Auflage, daß er endlich mal verreisen und sie sich ihrer ständig in Gebrauch befindlichen schwarzen Klamotten entledigen sollte. Nicht zuletzt waren da noch die derbe und in ihrer Wortwahl deftige Hebamme Musch Nabler (Regina Winter), die nicht mehr fluchen durfte, sondern sich künftig gewählt ausdrücken musste und der ewig Leberkäse essende Schweinezüchter Schorsch Schwartl (Robert Frank), der künftig auf seinen so geliebten Leberkäse zu verzichten hatte.
Wie schwer es ist, alte Gewohnheiten über Bord zu werfen und sich zu ändern, wurde dann im Laufe des Stücks deutlich, in dem auch immer wieder ein Geist erschien, der aufpasste wie ein „Haftlmacher“, dass auch alle Forderung richtig erfüllt werden. Doch man konnte es schon ahnen, dass das Erbe vom Haftlmacher nicht an die Männer und Frauen des Dorfes verteilt wurde, sondern sehr zur Freude von Hochwürden Pfarrer Pfeiferl (Oliver Klein) an die Armen des Dorfes verteilt wurde. Es war halt doch nicht einfach, alte und liebgewonnene Gewohnheiten von heute auf morgen zu ändern, nur des Geldes wegen.
Dieses kurzweilige und unterhaltsame Stück, gespielt von einem spielfreudigen Ensemble, hätte am Ende doch mehr als die an beiden Tagen erschienen Zuschauer verdient gehabt. Man darf gespannt sein darauf, was das Theater Gersthofen als nächstes präsentiert.

Text: Theater Gersthofen

Das ganze Dorf berät, was man mit dem zu erwartenden Geldsegen alles anstellen könnte. | Foto: Theater Gersthofen
Da Haftlmacher dargestellt von Christian Zirngibl passt auf wie ein Haftlmacher | Foto: Theater Gersthofen
myheimat-Team:

Maria Knaus aus Augsburg

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