Walther Seinsch besuchte am 20. Februar das Paul-Klee-Gymnasium Gersthofen
Hoher Besuch am PKG. Der Präsident des hoch gehandelten Proficlubs der II. Fußball-Bundesliga, Walther Seinsch war der erste Gast unserer neu etablierten Gesprächsrunde „Nachgefragt. Dialog am PKG“.
Und Seinsch war in der Tat ein Volltreffer. Gespannt lauschten die 70 anwesenden Schüler, Eltern, Kollegen und interessierte Gersthofer Bürger den sehr spontanen Ausführungen des Mannes, der das Ansehen des einst heruntergewirtschafteten Clubs wieder auf Hochglanz gebracht hat.
Walther Seinsch ist herrlich unkompliziert, unprätentiös und gerne bereit, über alle möglichen Probleme zu sprechen: Über den Managerskandal, Oscar Lafontaine, Günther Grass oder die Neonazis. Gleich zu Beginn fordert er die Schüler auf, sich einzumischen in die Politik, denn nur Engagement hilft gegen Frust. Mitmachen anstatt nörgeln ist Seinschs Devise.
Der Zuhörerschaft präsentiert sich ein Mann, der zutiefst politisch denkt und handelt, dabei aber niemanden bekehren will. Auf Wunsch erzählt über seine schulische Laufbahn. Den Eltern zuliebe habe er gerade noch das Nötigste getan, er habe die Schule und die Lehrer nicht gerade geliebt. Das bringt Seinsch viel Sympathie.
Sein Weg war steinig, nach Ende der Schulzeit habe er hunderte von verschiedenen Tätigkeiten ausgeübt, ehe er sich dann im Handel festsetzte und mit den Takko und KIK-Ketten überaus erfolgreich war. Der Weg war sein Ziel, das hat Seinsch geprägt und stark und erfolgreich gemacht.
Dabei hat er die Bodenhaftung nie verloren. Seine am längsten andauernde Beziehung sei der Fußball gewesen, er war seit dem 4. Lebensjahr ein Straßenfußballer. Diese Liebe ging nie verloren.
Als er dann vom FC Augsburg gebeten wurde, ein verantwortliches Amt zu übernehmen, scheiterte das zunächst einmal daran, dass „die nicht meine Arbeit, sondern meine Kohle wollten“. Erst ein Jahr später dann finden sich Partner fürs Leben, der FC Augsburg und ihr jetziger Vorstandsvorsitzender Walther Seinsch.
Aber Walther Seinsch ist selten in den VIP-Lounges zu sehen, er steht bei den Spielen mitten im Fanblock , er lädt diese vor dem Spiel zum Frühstück ein und diskutiert mit ihnen. Und auch nach den bittersten Niederlagen findet er den Zugang ihnen, sie singen und trinken zusammen ein Bierchen.
Die Übernahme des Präsidentenamtes beim FCA hat auch meine Ehe gerettet, meint er ein wenig scherzhaft. Zu Hause war der Pensionär die Figur, die Vicco von Bülow so herrlich in „Papa ante Portas“ beschrieben hat.: ein Besserwisser, unerträglich für die Hausfrau.
Aber Fußball spielt dennoch nur eine Nebenrolle an diesem Abend im PKG. Seinsch erwähnt sein Engagement zugunsten seiner Stiftung „Erinnerung“. Sie unterstützt finanziell Forschungsarbeiten, die sich der Relativierung von NS-Verbrechen widersetzen. Besonders herausragende Leistungen zeichnet die Stiftung von Walther und Ingrid Seinsch mit dem alljährlich verliehenen den Marion-Samuel-Preis aus, so dieses Jahr an Imre Kersztes, die letzen Jahre an Lucas von Cranach, Michael Verhoeven und Götz Aly.
Und wie sehr ihn die Aufarbeitung der Vergangenheit interessiert , die Geschichte ihn nicht loslässt, das demonstriert eine weitere Geste des Mäzens und Sponsors: er schenkt dem Gymnasium zahlreiche Bücher und begründet, weshalb er deren Lektüre empfehlenswert findet.
Das Gespräch wird nie zum Monolog, immer wieder lässt sich Seinsch unterbrechen, antwortet auf Fragen, so vergeht die Zeit wie im Fluge, Herr Seinsch lässt es sich auch nicht nehmen, bei einem Drink auf ein persönliches Gespräch mit einzelnen Schülern einzulassen, spricht Empfehlungen für Universitäten aus, gibt berufliche Ratschläge.
Der Abend war eine wahre Bereicherung unseres Schulalltags, wir haben einen sehr klugen, abgeklärten Mann mit viel Lebenserfahrung gesprochen , dem man gerne noch länger zuhören möchte.
Die nächste Veranstaltung unter Nachgefragt. Dialog am PKG findet am Dienstag, den 6. Mai 2008 um 19.00 Uhr mit einem weiteren hochrangigen Gast statt, nämlich dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Börse AG und der Hypo Real Estate, Kurt F. Viermetz, der gleichzeitig Ehrenbürger der Stadt Augsburg ist.
Interessierte sind auch zu dieser Veranstaltung herzlichst eingeladen. Im Anschluss an den offiziellen Teil kann man auch das inoffizielle Gespräch mit dem Referenten führen. Für Getränke und einen kleinen Snack ist gesorgt.
Bürgerreporter:in:Dr. Bernhard Lehmann aus Gersthofen |
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