Putzmunter im Filmgeschäft
Heute wollen wir unseren Leser(innen) einen ganz besonderen Interviewgast vorstellen. Er kommt aus der Unterhaltungsbranche, genauer gesagt aus dem Filmgeschäft. Allerdings nicht jemand der vor der Kamera steht, sondern eher dahinter. Sogar ziemlich weit dahinter, denn bevor eine Filmkamera aufgebaut wird, muss ein Produzent gefunden werden. Und ein Produzent kümmert sich zuerst um die Finanzierung des Filmprojekts. „Oft keine leichte Aufgabe“, wie Ulrike Putz versichert. Und sie muss es wissen, denn sie ist eine Filmproduzentin.
Der myheimat-Mann besucht die Filmemacherin in ihrem Büro in München in der Herzog-Wilhelm-Straße. In dem mehrstöckigen Gebäude hat die Firma Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion GmbH, deren Mitgesellschafterin sie ist, ihren Sitz. Hier nahmen Filme wie „Jenseits der Stille“, „Crazy“, „Anatomie“, „Sommersturm“, oder „Krabat“ ihren Anfang. Was hat nun unsere Gesprächspartnerin mit Gersthofen zu tun? Putz besuchte von 1975 bis 1984 das Paul-Klee-Gymnasium. In dieser Zeit wurde der erste Kontakt zu dem Medium „Film“ geknüpft. Es wurden im Rahmen des Deutsch-Unterrichts Filme analysiert. Ein kleiner Filmstreifen, eine Gangster-Burleske, wurde gedreht. Ihr mündliches Kunstabitur hatte die Filme von Alfred Hitchcock zum Inhalt. Sie denkt an die Zeit im Paul-Klee-Gymnasium gerne zurück. „Diese Zeit war prägend für mich“ verrät sie. Einige Lehrkräfte wie z. B. Deutschlehrer Willi Wamser oder Kunstlehrer Wilfried Wurtinger hat sie in guter Erinnerung. Aus dieser Zeit stammt auch ein Freundeskreis in Gersthofen, zu dem noch immer Kontakt besteht.
Nach dem erfolgreichen Abitur wurde eine Ausbildung zur Fotografin gestartet. Von 1989 bis 1993 besuchte sie die Hochschule für Fernsehen und Film in München. Nun ging es Schlag auf Schlag: ab 1993 freie Produktionsleiterin, ab 1995 Herstellungsleiterin bei ihrer späteren Partnerfirma. 1999 erfolgte der Ruf der Hochschule für Fernsehen und Film und der Bayerischen Akademie für Fernsehen in München zur Gastreferentin. Gastreferentin auch bei der Masterclass an der Filmakademie Ludwigsburg. Seit 2003 ist die 43-Jährige Produzentin und Gesellschafterin der Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion GmbH in München.
Eine beachtliche Karriere. Und das ohne fremde Hilfe. „Ich bin von niemand entdeckt worden und habe mir alles selbst erarbeitet“, erklärt sie stolz. Halt, stimmt nicht ganz: sie wurde doch entdeckt und zwar von ihrem Ehemann Mahendra aus Singapur während eines Urlaubsaufenthaltes. Als Hausmann kümmert er sich während ihrer häufigen Abwesenheiten um die Töchter Mira und Emma und den Haushalt in München-Nymphenburg. Eine Ehe, in der die Rollen etwas anders verteilt sind. Stichwort „Rollenverteilung“. In ihren Filmen haben schon namhafte Darsteller mitgewirkt wie z. B. Mario Adorf, Götz George, Marianne Sägebrecht oder Til Schweiger. Eine besondere Erfahrung für die Produzentin waren die Dreharbeiten zu dem Fernsehfilm „Rosis Baby“ aus der Reihe „Polizeiruf 110“, der im August gesendet wurde. Hier spielte neben Edgar Selge und Michaela May die junge -selbst an Down-Syndrom leidende- Schauspielerin Juliane Götz ein geistig behindertes Mädchen. Putz war von dem Können und der Ausdruckskraft des Mädchens stark beeindruckt. ..
Für was ist denn nun eigentlich ein Filmproduzent zuständig? Zunächst hält er Ausschau nach einem interessanten Filmstoff, wobei Dokumentationen und Fernsehserien für Putz tabu sind. Es werden angebotene Drehbücher geprüft oder die Erstellung eines Drehbuches in Auftrag gegeben. Rechte müssen beim Verlag gesichert werden, wenn es um die Verfilmung eines Romans geht. Produktionskosten (Ausstattung, Gagen, Drehort usw.) müssen kalkuliert werden. Es muss der passende Regisseur gefunden werden – und es muss vor allem das Geld in ausreichender Höhe „gefunden“ werden. Der Produzent trägt das volle finanzielle Risiko für den Film. Da braucht man ein gutes Näschen und einen langen Atem; bis der Film in den Kinos oder im Fernsehen anläuft können schon Jahre vergehen. Und dann hat sich womöglich der Trend geändert. Der Produzent ist für Organisation und Verwaltung des Filmprojektes zuständig. Bei den Dreharbeiten überwacht er neben dem Produktionsleiter die Einhaltung der Kosten. „Nicht immer einfach, wenn der Regisseur mit großem Ehrgeiz versucht, das Beste aus den Schauspielern raus zu holen und einige Szenen x-mal wiederholen lässt, bis sie im „Kasten“ sind“, erklärt Putz. Zuweilen ist ein Spagat zwischen Kunst und Machbarkeit erforderlich, denn jeder zusätzliche Drehtag kostet Geld. Mit zwiespältigen Gefühlen erinnert sich Putz an die 8-wöchigen Dreharbeiten in den rumänischen Karpaten für die Verfilmung von Otfried Preußlers Jugendbuchklassiker „Krabat“. Einige Probleme erforderten ihre permanente Anwesenheit am Drehort. Schlechtes Wetter, Verständigungsschwierigkeiten, aufwändige Tierdressuren und das Ausbleiben eines weißen Winters hatten das vorgesehene Budget bis über die Grenzen belastet. Hier war Uli Putz trotz ihrer optimistischen Lebensmaxime „für jedes Problem muss es auch eine Lösung geben“ stark gefordert. Doch der fertige Film belohnt für alle Strapazen. „Krabat“ ist seit 9. Oktober in unseren Kinos zu sehen.
Wann war Putz selbst zum letzten Mal im Kino? Mit etwas schuldbewusstem Seufzen die Antwort. „Ich gehe regelmäßig ins Kino, aber leider viel seltener als ich eigentlich möchte. Die Zeit ist meist einfach zu knapp.“ Einer ihrer deutschen Lieblingsfilme ist „Wer früher stirbt ist länger tot“ von Marcus. H. Rosenmüller, den sie seinerzeit als Jurymitglied während des Münchner Filmfestes für den Nachwuchspreis ausgewählt hatte. Sie sieht übrigens eine Renaissance der Kinolandschaft in Deutschland. Es gibt sie wieder die kleinen, überschaubaren Kinos, die sich mit ausgewählten Filmen durchaus neben den großen Kinopalästen behaupten können. Dazu tragen nicht zuletzt Produktionen von der Filmemacherin Uli Putz bei. Also, wie heißt es doch: Mach Dir ein paar schöne Stunden, geh’ ins Kino…
Bürgerreporter:in:Gerhard Fritsch aus Gersthofen |
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