Mit Biosprit aus Gersthofen
Alle reden von der Klimaerwärmung. Die Vorboten sind nicht mehr zu übersehen und es mangelt nicht an Konzepten, der Erwärmung Einhalt zu gebieten oder sie wenigstens zu verlangsamen. Dabei kann jeder von uns seinen Beitrag leisten. Dies dachte sich auch die Geschäftsleitung eines mittelständischen Transportunternehmens in Gersthofen. Es leistet einen aktiven Beitrag zur Vermeidung von CO2-Ausstoß, in dem es seine LKW-Flotte auf Biosprit-Antrieb umrüstete. Die Rede ist von der Springer Transport GmbH, im Westen Gersthofens in der Senefelder Straße 9 seit 1996 angesiedelt.
Doch der Reihe nach. Der Mann vom „gersthofer“ wurde auf das Unternehmen bei einem Informationsbesuch in dem landwirtschaftlichen Trocknungswerk Achsheim e. G. aufmerksam. Hier wird das Pflanzenöl aus Raps hergestellt. Der Raps wird von Springer eingekauft und der Genossenschaft zur Verfügung gestellt; diese presst als Dienstleistung den Raps zu Öl und Springer übernimmt wiederum die gesamte Produktion für seine LKW-Flotte bzw. für seine Tankstelle. Die Tankstelle steht auch firmenfremden, mit Rapsöl betriebenen Fahrzeugen, zur Verfügung. Die Firma hat Niederlassungen in Günzburg und Kempten und beschäftig ca. 40 Mitarbeiter. Im rollenden Einsatz sind 20 LKW. Eine Werkstatt ist auf dem 4.500 qm großen Betriebsgelände in der Senefelder Straße in Gersthofen angegliedert.
Was war der Grund, einen so mutigen Schritt zu wagen? Immerhin mussten erst mal die Fahrzeuge umgerüstet werden; Kosten pro Fahrzeug ca. 4.000 Euro. Dann musste nach Raps-Lieferanten Ausschau gehalten werden, die den Rohstoff in genügender Menge liefern können, eine Tankstelle eingerichtet werden usw. Eine nicht unerhebliche Investition. „Wir wollten etwas für unserer Umwelt tun“, erklärt Walter Springer. „Gerade in unserer Branche ist der CO2-Ausstoß ziemlich hoch. Dabei haben wir mit dem Einsatz von Rapsöl echte Pionierarbeit geleistet und mussten eine Menge Erfahrungen –zum Teil unangenehme- sammeln. Das unternehmerische Risiko war groß.“ Als sie 2001 mit der Umrüstung der Fahrzeuge begonnen haben wurden sie von der Konkurrenz milde belächelt. Inzwischen haben die Springer-LKW über 10 Millionen Kilometer zurückgelegt und dabei 3 Millionen Liter Diesel eingespart. Das bedeutet zugleich, dass die Atmosphäre um 10.500 Tonnen CO2 weniger belastet wurde.
Die Firma wird von Geschäftsführerin Claudia Springer geleitet. Sie kümmert sich um Verwaltung, Büro und Personalwirtschaft. Ehemann Walter ist als „leitender“ Angestellter mehr für den technischen Ablauf zuständig, wobei die Zuständigkeiten zwischen beiden fließend sind. „Frauen können mit dem Geld besser umgehen“, räumt Walter Springer lachend ein auf die Frage warum seine Frau als Geschäftsführerin fungiert. Sie wird von ihren männlichen Mitarbeitern voll akzeptiert. Teamarbeit wird groß geschrieben. Dazu passt auch beider Motto „Leben und leben lassen“. Nicht alles ausreizen, „auch Luft zum Atmen lassen“ – im wahrsten Sinne des Wortes. Gerne delegiert sie Arbeiten. Wenn Not am Mann ist, setzt sich der Ehemann mal selbst hinters Steuer und übernimmt einen Auftrag. Inzwischen läuft der Betrieb wie (mit Rapsöl) geschmiert und die Investitionen haben sich amortisiert. Ansonsten passen beide darauf, dass sie vom Betrieb nicht „aufgefressen“ werden. „Wir achten darauf, dass unsere persönlichen Belange nicht zu kurz kommen“, erklären beide übereinstimmend. Die beiden Mittvierziger bewohnen mit Sohn und Tochter in Bocksberg bei Laugna ein geräumiges Haus. Claudia Springer findet neben Firma und Haushalt Zeit für Lesen von Unterhaltungsliteratur. Man kann sie auch in der Umgebung von Bocksberg als „Nordic Walkerin“ sehen. Ihr Ehemann spielt Fußball in der Altherrenmannschaft von Emersacker. Fußball war übrigens auch der Bezugspunkt, bei dem sich beide kennen gelernt haben. Beide stammen aus Kempten; Ehefrau Claudia sah „ihren“ Walter zum ersten Mal bei einem Mannschaftsspiel. Sie sah den schon damaligen Firmeninhaber immer öfters und schließlich wurde geheiratet. Dann kamen zwei Kinder, inzwischen 15 und 17 Jahre alt, und Haushalt und Kindererziehung forderten vollen Einsatz. Die Mutter konnte in ihren früheren Beruf als technische Zeichnerin nicht mehr zurückkehren. Als die Kinder größer wurden, stieg sie nach und nach in die Firma ihres Mannes ein bis sie schließlich im Jahr 2000 als Geschäftsführerin „bestellt“ wurde. Sie sieht übrigens die derzeitige Kinderkrippen-Euphorie mit gemischten Gefühlen. „Wenn irgendwie möglich, sollte man die ersten Jahre sich den Kindern zuhause widmen“, gibt sie zu bedenken. Lieber etwas den Lebensstandard zurück schrauben. Der Rest ist bekannt.
Das Unternehmerehepaar ist mit seiner derzeitigen Situation sehr zufrieden. Sie wünschen sich, „dass es immer umgeht“ und der Betrieb überschaubar bleibt. Und sie würden sich natürlich freuen, wenn immer mehr Transportunternehmen ihrem Beispiel folgen würden. „Wir stehen gerne mit Rat und Tat zur Verfügung“, versichern beide. Schließlich muss man nicht immer das Rad neu erfinden. Einen Wunsch, den der Mann vom „gersthofer“ gerne weiter gibt.
Bürgerreporter:in:Gerhard Fritsch aus Gersthofen |
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