Menschen, Bälle, Emotionen - Das WM-Halbfinale in der Bühler-Arena

Vergessen Sie Maracana, San Siro, Highbury oder die Anfield Road. Der Nabel der Fußballwelt lag am 4. Juli 2006 am Ortseingang von Gablingen: Die so genannte Bühler-Arena mit steil aufragenden Tribünen und einem schier unerschöpflich scheinenden Reservoir an Stehplätzen bildete die außergewöhnliche Kulisse für das WM-Halbfinale Deutschland gegen Italien. Schon wenige Minuten nach Spielbeginn war der Grundtenor des Abends gesetzt. „Wir werden Weltmeister, schalalalalala, ja wir werden Weltmeister“, dröhnte es unablässig aus der zum Hexenkessel umfunktionierten Garage. Es war vor allem Thomas Nescholta, der an diesem denkwürdigen Abend durch eine bis zu diesem Zeitpunkt ungeahnte stimmliche Bandbreite überzeugte. Mit Schlachtgesängen á la „Ihr seid doch nur ein Pizza-Lieferant“ oder „Deutschland ist das geilste Land der Welt“ riss er die Anwesenden mit und führte sie zielsicher auf seine Straße der menschlichen Leidenschaften und Emotionen. Auch das Spiel schien zunächst in die gewünschte Richtung zu laufen: Deutschland mehr als ein ebenbürtiger Gegner, die Azzurri immer am Rande des Abgrunds wandelnd. Doch dann kam bekanntlich die 119. Minute. Ein an Hüftsteifigkeit bzw. Staksigkeit kaum zu überbietender Italiener namens Fabio Grosso machte binnen Sekunden wieder erwachte teutonische Träume von Größe, Erhabenheit, spielerischem Glanz und kaum gekannter Leichtigkeit brachial zunichte. Die Stimmung sank kurzzeitig verständlicherweise auf den Lebendigkeitsgrad des Zentralfriedhofs von Chicago. Nach teilweise apathischen Momenten der Lähmung und seelischen Entleerung besann sich die Festgemeinde wieder auf das Wesentliche: Fröhlichkeit und Ausgelassenheit. Der Gewinn des WM-Titels wurde flugs auf das Jahr 2010 verlegt. Am „Kap der Guten Hoffnung“ sollen sich nun die sehnsuchtsvollen Träume der Fans erfüllen. Ein besonderer Dank für unvergessliche Momente der Rührung, Emotionen und Leidenschaften gebührt den beiden Hausherren Anton und Andreas Bühler. Auf ein Neues im Jahr 2010, wenn es in der Bühler-Arena wieder heißt: „Let the Games begin!“