„Ich bin eine eigenständige Person“ - Ein Interview mit Bürgermeister Karl Hörmann

Vom Analytiker zum Politiker
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Seit 1. Mai 2008 leitet Bürgermeister Karl Hörmann das politische Geschehen der Gemeinde Gablingen. Ein Gespräch mit dem CSM-Politiker über seine musikalischen Aktivitäten, dem Konzept für Senioren und der analytischen Herangehensweise bei politischen Entscheidungen.

Was wird sich an der Infrastruktur im Dorf ändern?
Das anstehende Großprojekt ist die Erweiterung der Kläranlage – da geht es um Millionenbeträge. Ebenfalls wichtig wird der Baubeginn der Justizvollzugsanstalt 2009. Aber auch um die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur ist wichtig.
Was den Bus betrifft gibt es zwei Themen. Zum einen den innerörtlichen eingesetzten Gemeindebus für die Senioren und zum anderen der überregionale Bus, der an die AVV angegliedert ist. Zukünftig soll die Linie 420 zwischen Lützelburg, Gablinger Hauptort und Gablingen Siedlung fahren.
In welchen Vereinen sind Sie derzeit aktiv?
Ich bin im Musikverein Gablingen und in vielen anderen Vereinen tätig. Aber es ist so, dass mein Amt als Bürgermeister Vorrang hat und ich nicht bei jeden Treffen dabei sein kann. Anfang August werde ich mit dem Musikverein wieder ein Konzert geben.
Welches Instrument spielen Sie?
Ich spiele Klarinette und Saxophon.
Sie gelten als ruhiger Politiker. Was ärgert Sie?
Lang anhaltende, inhaltslose Vorträge ärgern mich. Ebenfalls stören mich Menschen, die Tatsachen und Sachverhalte ignorieren, und stur auf Standpunkten beharren, die eigentlich überholt sind.
Das Ortszentrum soll mit einer Wohnanlage für „betreutes Wohnen“ umgestaltet werden. Wieso?
Mir liegt das Thema am Herzen, weil Senioren ohne betreutes Wohnen kaum eine Chance haben in Gablingen zu bleiben. Hier würde ich gern eine Möglichkeit schaffen, das zu ändern. Wir haben eine Fläche von über 9.000 qm², was bedeutet, dass das betreute Wohnen nicht die Gesamtfläche beanspruchen wird. Wir überlegen inwieweit wir das Museum und andere Bedürfnisse integrieren werden.
Was können Sie zur Kinder- und Jugendbetreuung in Gablingen sagen?
Den Runden Tisch mit Kinderhort und Kindergarten werden wir auf jeden Fall fortführen, um gemeinsam die Betreuung zu optimieren. Für die Jungend haben wir in Gablingen die glückliche Situation, dass der Großteil von den Vereinen abgedeckt wird. Solchen Möglichkeiten gebe ich aufoktroyierten Ideen den Vorzug.
Haben Sie Vorbilder?
Ja. Das eine Vorbild ist Carel Halff, der das Milliardenunternehmen „Weltbild“ geschaffen hat, aber trotzdem sehr menschlich geblieben ist. Das andere ist Diogenes, weil ich es würdige auch mal nicht so angepasst zu sein und dem König zu sagen „Geh mir aus der Sonne!“.
Stehen Sie als Nachfolger von Pius Kaiser in dessen Tradition?
Zunächst bin ich eine eigenständige Person und habe nicht vor irgendjemand nachzumachen, auch nicht Pius Kaiser. Ich werde sicherlich viel anders machen. Was ich aber beibehalten werde, ist die vernünftige Haushaltsführung und Finanzpolitik.
Wie ist denn ihre Beziehung zum Altbürgermeister?
Wir haben ein gutes Verhältnis, haben uns aber in den letzten zwei Monaten selten gesehen. Da habe ich bewusst Abstand gehalten, damit klar wird, dass der Altbürgermeister nicht mitregiert.
In welcher Hinsicht ist Ihnen die Arbeit bei „Weltbild“ im Amt des Bürgermeisters von Nutzen?
Ich war lange Zeit der Leiter des Controlling und die letzten drei Jahre im Datenmanagement tätig. Das schnelle Denken in komplexen Sachverhalten hilft rationale Lösungen zu finden. Die analytische Herangehensweise bringt mir dabei viel.
Lesen Sie denn auch gerne?
Ich lese gerne und viel, wenn ich Zeit finde. Meine Lieblingsbücher sind Hermann Hesses „Das Glasperlenspiel“ und Stephen Hawkings „Eine kurze Geschichte der Zeit“.
Wie sieht ein Arbeitstag als Bürgermeister in etwa aus?
Um es umfassend zu beschreiben: Sehr abwechslungsreich. Normalerweise komme ich gegen 7 Uhr ins Rathaus, mache zu Hause Mittag und arbeite dann im Büro bis etwa 18 Uhr weiter. Es ist aber ein 7-Tage-Job. Wenn es eine Frage gibt, dann muss die beantwortet werden. Egal wo und wann, ich bin immer Bürgermeister.

Bürgerreporter:in:

Juan Carlos Oliver-Vollmer aus Augsburg

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