Fensterblicke
Alljährlich pflegen wir zu sagen,
daß die Natur ihren Winterschlaf antrete...
Du lieber Gott, und das soll Schlaf sein? ...
Eher möchte man sagen, die Natur habe aufgehört,
nach oben zu wachsen, weil sie keine Zeit dafür hat.
Sie krempelt sich nämlich die Ärmel auf und wächst nach unten...
Hier wachsen neue Stengel; von hier bis dort,
in diesen herbstlichen Grenzen drängt das märzliche Leben hervor,
hier unter der Erde wird das grosse Frühlingsprogramm entworfen.
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Jetzt, wo der Garten im Schnee versinkt,
erinnert sich der Gärtner plötzlich, das er eines vergessen hatte:
den Garten anzusehen.
Denn dazu ... hat er ja niemals Zeit gehabt.
Wollte er im Sommer den blühenden Enzian betrachten,
mußte er unterwegs stehenbleiben,
um den Rasen von Unkraut zu reinigen.
Wollte er sich an der Schönheit des Rittersporn erfreuen,
mußte er ihm Stöcke geben...
Standen die Flammenblumen in Blüte,
jätete er die Quecken aus...
Was wollt ihr, immer gab es etwas zu tun.
Kann man denn die Hände in die Taschen stecken
und im Garten herumgaffen?
Wintergedanken eines Gärtners (Carel Capek 1890-1928)
Entschuldige, Willi, ich hatte dich so verstanden, dass du das, was die Natur im Winter tut, nicht "Schlaf" nennen wolltest, weil "unter der Erde das große Frühlingsprogramm entworfen" wird. Dagegen wollte ich bemerken, dass das Wort Schlaf durchaus berechtigt ist, denn wenn wir schlafen, sind wir nicht tot, sondern es läuft ein intensives "Programm" ab, unter anderem träumen wir. Die Gedanken Capeks kann ich dagegen voll teilen.