Gestaltungsraum Kirchenverwaltung
Pater Steffen Brühl über die Aufgaben einer Kirchenverwaltung

Stadtpfarrer Pater Steffen Brühl im Interview zu den Wahlen der  Kirchenverwaltungen der katholischen Kirchenstiftungen am 24. November 2024 | Foto: Julian Schmidt
  • Stadtpfarrer Pater Steffen Brühl im Interview zu den Wahlen der Kirchenverwaltungen der katholischen Kirchenstiftungen am 24. November 2024
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Am 24. November werden in Bayern die Kirchenverwaltungen der katholischen Kirchenstiftungen neu gewählt. Stadtpfarrer Pater Steffen Brühl erklärt die Aufgaben dieses Gremiums und freut sich, dass in Friedberg diesmal drei Frauen kandidieren. Neu ist auch, dass St. Stephan Wiffertshausen eine eigene Kirchenverwaltung erhält.

Die Kirchenverwaltung arbeitet eher im Hintergrund und wird dadurch öffentlich nicht so wahrgenommen. Pater Brühl, was sind die Aufgaben einer Kirchenverwaltung?

Pater Brühl: Es stimmt, die Kirchenverwaltung – kurz KV – ist viel weniger sichtbar als z.B. der Pfarrgemeinderat. Das liegt an den unterschiedlichen Aufgaben beider Gremien: Der Pfarrgemeinderat kümmert sich um die seelsorgerischen Anliegen und das Miteinander in St. Jakob. Er organisiert z.B. Veranstaltungen und Angebote, die wesentlich für das Gemeindeleben sind. Die KV hingegen sorgt dafür, dass die organisatorischen und finanziellen Voraussetzungen für die Arbeit der Pfarrei mit ihren vielen Gruppen und Verbänden stimmen. Konkret bedeutet das, dass die KV sich um Finanzen, Buchhaltung, Gebäudepflege und rechtliche Angelegenheiten kümmert – Bereiche, die oft unsichtbar bleiben, aber grundlegend sind, damit in der Pfarrei alles reibungslos läuft.

Warum wird diese Arbeit von Ehrenamtlichen, also Gemeindemitgliedern, übernommen? Wären Profis hier nicht besser geeignet?

Pater Brühl: Das ist eine berechtigte Frage, und ich höre sie oft. Die Mitglieder der Kirchenverwaltung kommen direkt aus unserer Gemeinde, und das finde ich wichtig. Viele von ihnen sind mit unserer Pfarrei seit Jahren, teils seit ihrer Kindheit, verbunden und bringen berufliche, familiäre und persönliche Erfahrung mit. Diese Nähe zur Gemeinde und ihre Vielseitigkeit sorgen dafür, dass die Entscheidungen der KV aus der Perspektive der Menschen vor Ort getroffen werden. Fachliche Unterstützung erhalten wir dennoch – etwa durch unseren Verwaltungsleiter und durch spezialisierte Fachstellen in der Bischöflichen Finanzkammer in Augsburg. Sie arbeiten der KV zu und ermöglichen dem Gremium, fundierte Entscheidungen zu treffen.

Was sollten die Kandidatinnen und Kandidaten für die Kirchenverwaltung Ihrer Meinung nach mitbringen?

Pater Brühl: Am wichtigsten ist, dass die Kandidaten sich mit unserer Gemeinde verbunden fühlen und das Gemeindeleben und die Gottesdienste aktiv miterleben. Nur wer unsere Pfarrei kennt, kann dazu beitragen, ihre Vielfalt und Lebendigkeit zu bewahren. Für uns ist es entscheidend, dass St. Jakob ein einladender Ort für Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen bleibt. Gerade in schwierigen Zeiten, wenn weniger Mittel zur Verfügung stehen und auch die Zahl der Mitglieder zurückgeht, besteht die Gefahr, dass eine Organisation versucht, alles zu vereinheitlichen, um es „effektiver“ verwalten zu können. Doch für St. Jakob wäre das der falsche Weg, denn dadurch könnte das Leben und die Vielfalt, die uns auszeichnen, verloren gehen.

Die Mitglieder der KV sollten bereit sein, kreative Lösungen zu suchen, damit unsere Vielfalt und das Engagement der Haupt- und Ehrenamtlichen auch in schwierigen Zeiten erhalten bleiben. So wird St. Jakob weiterhin ein lebendiger, spiritueller und sozial aktiver Ort für die Menschen sein – unabhängig von ihrem Hintergrund oder ihrer Lebenssituation.

Ein weiterer Punkt liegt mir besonders am Herzen: Die Kirchenverwaltung soll ja die Gemeinde repräsentieren. Dazu gehört dann auch, dass mehr Frauen vertreten sind. Ich freue mich daher sehr, dass diesmal drei Frauen für die KV von St. Jakob kandidieren.

Welche Projekte und Aufgaben wird die neue Kirchenverwaltung konkret in Angriff nehmen?

Pater Brühl: Ein wesentlicher Teil unserer Aufgabe liegt in der Pflege und Erhaltung der historischen Kirchengebäude, die ja auch Teil der Identität unserer Stadt sind. So wurde gerade die Sanierung der Wallfahrtskirche St. Afra im Felde abgeschlossen. Nun steht die Kirche St. Stephan in Wiffertshausen an, wo uns der instabile Hang Sorgen bereitet. Auch die Stephanskirche in Friedberg-Süd benötigt Maßnahmen zur Stabilisierung, die bereits begonnen wurden und noch abgeschlossen werden müssen. Zusätzlich stehen Arbeiten an der Stadtpfarrkirche St. Jakob und im Pfarrzentrum an, insbesondere die Renovierung der Stadtbücherei St.Jakob, die wir zusammen mit der Stadt Friedberg umsetzen. Dieser Umbau hat auch – positiv – Auswirkungen auf das Divano, die aber trotzdem Geld kosten.

Darüber hinaus plant unser Pfarrgemeinderat Projekte, um die Kommunikation und das Gemeinschaftsleben in der Pfarrei zu stärken. Auch diese Vorhaben brauchen die Unterstützung der Kirchenverwaltung. Langweilig wird es der neuen KV also sicher nicht!

Sie haben gerade den Abschluss des Jubiläumsjahrs „150 Jahre neue Stadtpfarrkirche“ gefeiert. Was bleibt Ihnen von diesem Jahr in Erinnerung?

Pater Brühl: Dieses Jubiläumsjahr hat uns deutlich gemacht, wie wichtig es ist, Veränderungen bewusst zu gestalten. Die Stadtpfarrkirche, die zwar damals wie heute unsere Stadtsilhouette prägt, ist aber nicht mehr dieselbe wie vor 150 Jahren – genauso wie sich die Menschen in Friedberg im Laufe der Zeit verändert haben. Weil wir für die Menschen da sein wollen, muss sich auch unsere Pfarrei ständig weiterentwickeln. Veränderungen können zwar Unsicherheit bringen, aber sie schaffen auch Raum für Neues. Für mich bedeutet dieser Wandel, dass wir entscheiden, was wir für die Zukunft bewahren wollen, was sich überlebt hat und losgelassen werden kann, und wo wir offen für neue Ideen sein müssen.

Die Kirchenverwaltung spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie hilft, die Gemeinde nicht nur mit ihren Gebäuden, sondern als lebendige Gemeinschaft für die nächsten Jahre zu stärken. Dazu gehören unsere vielfältigen Angebote – wie Seelsorge und Gottesdienste, Trauerbegleitung, Seniorenarbeit, Hilfe für Bedürftige, Begleitung der Menschen in den verschiedenen Lebenslagen, die zahlreichen Gruppen, Gruppierungen und Verbände, das Divano als Begegnungsort, unsere Familien-, Kinder- und Jugendarbeit sowie Kunst und Musik. All das trägt dazu bei, dass unsere Gemeinde ein lebendiger Ort für Menschen jeden Alters bleibt. Aber es braucht auch Struktur und Organisation, wofür die KV zuständig ist.

Wie läuft die Wahl der Kirchenverwaltung am 24. November ab?

Pater Brühl: Für die Kirchenverwaltung von St. Jakob sind acht Mitglieder zu wählen, und dafür stellen sich 12 Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl. Alle Mitglieder unserer Pfarrei, die am Wahltag mindestens 18 Jahre alt sind, können wählen – entweder am 24.11. direkt im Pfarrzentrum oder im Vorhinein per Briefwahl. Wer die Briefwahl nutzen möchte, kann die Unterlagen im Stadtpfarramt formlos anfordern.

Die Gemeindemitglieder, die im Stadtteil Wiffertshausen wohnen, können diesmal nicht an der KV-Wahl für St. Jakob teilnehmen, auch wenn Wiffertshausen zur Pfarrei St. Jakob gehört. Heuer wird erstmals eine eigene Kirchenverwaltung in einer eigenen Wahl für die Filialkirchenstiftung St. Stephan Wiffertshausen gewählt.

Gibt es einen besonderen Grund, dass Wiffertshausen eine eigene Kirchenverwaltung erhält?

Pater Brühl: Die Entscheidung ist sinnvoll, da die Filialkirche St. Stephan am besten von den Gemeindemitgliedern betreut wird, die aus Wiffertshausen sind. In den letzten fast 50 Jahren wurde diese Aufgabe mit großer Hingabe von Mathias Burnhauser als Kirchenpfleger übernommen. Nach seinem Tod und aufgrund veränderter Vorgaben ist es nicht möglich, einen Nachfolger ohne eigene Kirchenverwaltung zu bestellen. Da in Wiffertshausen außerdem eine große Sanierungsmaßnahme ansteht, erscheint es umso sinnvoller, eine örtliche Kirchenverwaltung einzurichten, die sich gezielt darum kümmern kann. Ich freue mich, dass vier Wiffertshauser für dieses neue Gremium kandidieren.

Da diese Struktur neu ist, hat der Wahlausschuss entschieden, die Wahl in Wiffertshausen ausschließlich per Briefwahl durchzuführen. Damit kann ich den Wahlberechtigten mit dem Versand der Wahlunterlagen Anfang November auch nochmals die Hintergründe erklären.

Sie sprachen von einem Kirchenpfleger. Was genau ist das?

Pater Brühl: Der Kirchenpfleger unterstützt mich als Pfarrer bei den Verwaltungsaufgaben, vor allem im Bereich Finanzen. Er erstellt den Haushaltsplan, überwacht das Budget und stellt sicher, dass alles, was für die Seelsorge wichtig ist, vorhanden ist. Es handelt sich um ein Ehrenamt. Die anderen KV-Mitglieder, der Verwaltungsleiter und die Pfarrsekretärinnen unterstützt den Kirchrnpfleger in seiner Arbeit. Nach der Wahl der neuen Kirchenverwaltung wählen die Mitglieder meist jemanden aus ihrer Mitte als Kirchenpfleger oder Kirchenpflegerin.

P. Brühl, Sie haben Ihre Gemeindemitglieder eindringlich dazu aufgerufen, an der KV-Wahl teilzunehmen. Warum ist Ihnen die Wahlbeteiligung so wichtig?

Pater Brühl: Die Kirchenverwaltung ist ein zentrales Gremium der pfarrlichen Selbstverwaltung. Sie sichert die Eigenständigkeit der Pfarrei und ist demokratisch legitimiert. Gerade das finde ich sehr wertvoll. In der katholischen Kirche gibt es nicht viele Gremien, die Leitungskompetenz haben und demokratisch durch die Gläubigen gewählt werden. Eine geringe Wahlbeteiligung könnte diese Legitimation schwächen, und deshalb bitte ich alle Wahlberechtigten, ihre Stimme zu nutzen und so aktiv die Zukunft unserer Pfarrei mitzugestalten.

Eine hohe Wahlbeteiligung stärkt den gewählten Mitgliedern zudem den Rücken und zeigt, dass sie das Vertrauen der Gemeinde haben. Deshalb mein Aufruf an die Wahlberechtigten: Gehen Sie wählen!

Information:
Am Sonntag, 24. November 2024, werden die Kirchenverwaltungsmitglieder der katholischen Kirchenstiftungen in Bayern neu gewählt. Wählen gehen können alle römisch-katholischen Kirchenmitglieder ab 18 Jahren in der Pfarrei, in der sie ihren Hauptwohnsitz haben.

Wahlberechtigte für die Kirchenverwaltung St. Jakob Friedberg sind nicht für die Wahl der Kirchenverwaltung St. Stephan Wiffertshausen stimmberechtigt, und umgekehrt.

Wahllokal:
Das Wahllokal zur Wahl der Kirchenverwaltung St. Jakob Friedberg befindet sich im Pfarrzentrum (Afrazimmer), Pfarrstraße 1, und ist am Wahltag, 24.11.24 von 9 bis 13 Uhr und von 17:30 bis 20 Uhr geöffnet. Bitte Personalausweis mitbringen.

Für die Wahl in Wiffertshausen gibt es keine Möglichkeit zur Urnenwahl, hier ist ausschließlich Briefwahl möglich. Alle Wahlberechtigten erhalten die Wahlunterlagen zugeschickt.

Briefwahl:
Die Briefwahlunterlagen für die KV-Wahl St. Jakob können formlos per Mitteilung, Anruf oder Email beim Stadtpfarramt, Eisenberg 2, Tel. 08 21/ 58 86 80, E-Mail: info@sankt-jakob-friedberg.de bis zum 20.11.24 angefordert werden.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Kath. Stadtpfarramt St. Jakob, Eisenberg 2, 86316 Friedberg,
Tel. 08 21/ 58 86 80, E-Mail: info@sankt-jakob-friedberg.de

Bürgerreporter:in:

Franz Scherer aus Friedberg

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