Zeit der Bittgänge

Kniefall in der Herrgottsruhstraße. Von Dieter Gillessen
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Der Bittgang.
Darunter versteht man auch heute noch eine Prozession, bei der die Gläubigen um die Abwendung einer Not oder Gefahr bitten. Auch am Georgitag fanden solche Bittgänge „mit dem Kreuz gehen“ oder auch Flurbegehung, statt. Von meiner Großmutter ließ ich mir gerne erzählen wie so was bei ihr auf dem Land ablief. Man traf sich in aller Herrgottsfrüh in der Dorfkirche und verließ betend das kleine Gotteshaus. Voraus ging einer der Männer mit dem Kreuz. Um seine Arme zu entlasten , wurde das etwa 1,20 m lange Kreuz in eine, nach oben offene, kleine Lederhülse am Traggurt, der um den Nacken führte, gesteckt. Kamen den Bittgängern ein Fuhrwerker entgegen, wurde von diesem ehrfürchtig das Haupt entblößt. Jeder Winkel der Gemeindeflur wurde bewandert. Stationen waren Flurkreuze. Dort wurde im Gebet daran erinnert, dass der Mensch zwar vieles auf den Fluren und Feldern säen kann, dass aber auch etwas wächst, Gottes Werk ist. An der letzten Station endete dann mit dem Flursegen und dem Lied „Großer Gott wir loben Dich“ der offizielle Teil des Flurumgangs. Im Bittgang wird der gütige Gott gebeten, mit seiner milden väterlichen Hand die Fluren zu segnen, die Früchte der Erde zu erhalten, und alle Tiere mit Segen zu erfüllen und ihnen Speis zu gelegener Zeit zu geben. Auch für die Menschen soll die notwendige Nahrung gegeben sein. Bittgänge sind ein Jahrtausend altes und geschätztes Zeichen, den Glauben an Gott, an die Macht des vertrauenden Gebetes und die helfende Fürsprache der Heiligen zu bekunden. Unter dem Begriff „Bittgang“ versteht man darüber hinaus alle Gebetsprozessionen, die im Verlangen nach übermenschlicher Hilfe und im Glauben an den Helferwillen Gottes unternommen werden.

Bürgerreporter:in:

Christl Fischer aus Friedberg

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