Offener Brief an das Bistum Augsburg

Ex-Bischof Walter Mixa - ob Gott sein Flehen hört?
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Macht, Medien und Missbrauch – Mai 2010

Nicht nur, dass sich Bischof Mixa oftmals und nachhaltig „intellektuell“ disqualifiziert hat – zuletzt in seinen Äußerungen über die „68-er“ und die Beweisführung, dass diese Bewegung an Dekadenz, Lotterleben und Pervertierung des modernen Menschen schuld sei (und das von der köperfeindlichsten Institution weltweit, die mit Erbsünde und Zwangsmoral den Menschen vor seiner vielleicht möglichen Emanzipation bewahren will!) – hat er zudem in infamer Weise gelogen, wie es scheint, auch betrogen und nun wird ihm zusätzlich sexueller Missbrauch vorgeworfen. (auch das hat Mixa über RA entschieden zurückweisen lassen, wie er auch die Prügel zunächst entrüstet dementiert hat!). Wie lehren uns Bibelderivate, dem Volksmund angepasst, „ wer einmal lügt, dem glaubt man nicht“ – bzw. nie mehr! Vor allem da der gute und exponierte Katholik ja gar nicht lügen soll – bzw. darf!

Moraltheologen u. a. der Universität Augsburg distanzieren sich deutlich von diesen Vorgängen und räumen eigene, zumindest zivilcouragierte Versäumnisse ein – denn die Unregelmäßigkeiten im Falle Mixa waren seit längerer Zeit bekannt und auch Bischof Lehmann bestätigte im Heute-Journal bei Steffen Seibert (bekennender Katholik) vom Samstag, den 8. Mai, dass er immer wieder mit „Gerüchten“ konfrontiert worden war, dass da etwas im „Busche“ sei! Da galt anscheinend noch die Maxime der Krähen und der Augen! Die Bereitschaft diese Gerüchte auszuräumen oder zu verifizieren schien auf breiter Front in der Riege der Verantwortlichen bis hin zum Papst nicht vorhanden gewesen zu sein!

Nun setzt ein reumütiges „Mea Culpa“ ein, und so manch verantwortlicher Flagellant nimmt die Büßerpose ein – spät wie immer, im Kontext mit dem Katholonen und der Institution im Besonderen! Die Geißeln sind stumpf (wohl eher "Wattebäuschchen"), die härenen Büssergewänder samten gefüttert – nur das Bewusstsein der Katholiken findet im Moment keinen wahren Ort der inneren Ruhe.

Mit Mixa hat die Katholische Kirche natürlich nun ein ideales Bauernopfer für den Scheiterhaufen der Erneuerung und Öffnung gefunden – einmalig ist es, dass ein Kirchenmann dieser Position von der Kirche in den Ruhestand geschickt, besser „gezwungen“ wird! Da können taktische Tricks wie das Rücktrittsgesuch nicht darüber hinwegtäuschen. Es ist evident, dass Mixa einem massiven Druck ausgesetzt war, dem er nichts mehr entgegen setzen konnte! Es wird auch immer stärker deutlich, Deutschland lohnt vatikanische Mühen nicht mehr, dieser Sumpf von Häretikern, Protestanten, Atheisten, Sozialisten und auch wieder Kommunisten - nun vielleicht auch noch verunsicherten Katholiken. (Was hat der Christdemokrat KOHL da nur angerichtet, Wiedervereinigung mit dem gottlosen Osten und eine Währungsunion, die sein Lieblingskind, den EURO nun zum "quietschen" bringt, wie ein abgestochenes Schwein!) - Der katholone Humus verkargt rapide! Über die irischen Bischöfe ging noch ein kongregatives Donnerwetter nieder, denn da gibt es sie, die Fanatiker auf beiden Seiten (Protestanten/Katholiken), da ist der Boden noch fruchtbar und muss bestellt werden! - In Deutschland ist die Geisteshaltung und die geistliche Disposition doch recht trocken geworden, säkular und weltlich (und in den Augen mancher fundamentalistischen "Kathos" nachhaltig verkommen!)! Außer in der bayerischen Diaspora! Und gerade dada verliert man nun die treuesten Paladine (Mixa ist Oberschlesier), weil diese zuviel vom Messwein der absolutistischen Selbstüberschätzung und persönlichen Hybris geschlürft haben – da ist doch Afrika viel mehr ein Born der Freude, dort ist der Zuwachs an Katholiken pro Tag ein minütliches Hosianna wert! Der Papst – ein Deutscher – schreibt für seine Weltkirche Deutschland ab! So sieht es aus!

Nun aber ist die Frage, ob eine Galionsfigur ausreicht, die den Ornat ablegt und sich in eine wohlbestallte (man spricht von 7500 Euro pro Monat) Altersruhe zurückzieht. Abgesehen von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Ingolstadt, die gerade erst angelaufen sind und eventuell zu erwartenden prozessualen Maßnahmen gegen den ehemaligen Bischof von Augsburg, wäre es hier, nach dieser Verstrickung in Lügen und offensichtlichen Auslebens von sadistischen Grenzwertigkeiten, die allesamt als Missbrauch und Misshandlung zu werten sind, nicht auch noch recht und billig, diesem Menschen nach klerikalem Recht einen bescheidenen Lebensausklang aufzuerlegen – z. B. in einem Schweigekloster bei frugalen Bedingungen, ohne Tand, Talmi und Teppiche! Hätte das Jesus Christus nicht ebenso gemacht, vorausgesetzt, er hätte gefehlt und Busse getan...? Ich will mich hier nicht in klassische mittelalterliche Blasphemie oder in religiöse Spekulationen verlieren, aber ich halte diesen Gedanken für entscheidend auf dem Weg zur Erneuerung und Glaubwürdigkeit. Sonst könnte wirklich der Verdacht aufkommen, dass die katholische Kirche ein Rückzugsbiotop mit geilem Klima und Trieben, in der klassischen Variante der biologischen Bedeutung, ist. Soll heißen, dass man dort seine Allmachtsphantasien, seinen Sadismus physisch und psychisch und seine dissoziativen Diskordanzen ausleben darf und dafür noch mit einer luxuriösen Rente belohnt wird, anstatt für Abwegigkeiten bestraft zu werden.

Was hier aber gänzlich unerwähnt bleibt und zur Marginalie wird, in diesem Kontext, dass der Adlatus Mixas und Medienmogul Dr. Dirk Hermann Voß, der noch kurz vor dem Rücktrittsgesuch Mixas entrüstete und provokante Worte fand, um seinen Bischof und geistigen Vater zu verteidigen, relativ unbeschädigt aus diesem Debakel hervorgeht. Das Amt als Pressesprecher des Bistums verliert er zwar, aber die Machtfülle als Medienunternehmer bleibt ihm! Ich will hier nicht zu einem neuen Investiturstreit aufrufen, aber die Mechanismen die hier greifen, ähneln denen eines Inquisitors a priori und ex cathedra. Nur sind diese Werkzeuge nicht mehr Daumenschrauben und Streckbank, sondern diverse einschlägige Magazine, Radio – und TV-Sendungen, die indoktrinierend auf die Schäfchen des Bistums herabplätschern.

Zitat aus der Süddeutschen Zeitung: Mixa habe im engen Bündnis mit dem "erzreaktionären Augsburger Medienunternehmer Dirk-Hermann Voß" jahrelang seine "menschenverachtende Keule gegen Andersdenkende geschwungen", kritisierte Roth. "Scheinheilig" sei er als Beschützer von Kindern und scheinbar christlichen Familienwerten aufgetreten und habe dabei "Frauen moralisch eingeschüchtert und beleidigt". Zitat Ende.

Dr. Voss hat als Geschäftsführer der St. Ulrichs Verlagsgruppe ein Medienimperium aufgebaut – bayernweit und darüber hinaus. An vielen lokalen Rundfunk- und TV-Stationen hält er (der St. Ulrichs Verlag als wirtschaftliches Unternehmen mit Abschreibungspotential) Beteiligungen oder zumindest Sperrminoritäten und versucht seine Leitlinien von Medienpolitik seit langen Jahren in allen Bereichen der Öffentlichkeit zu manifestieren, sei es auch nur durch ideologisches und oder finanzielles Störfeuer. Das wird ausgereizt bis zur Rüge der Landesanstalt für neue Medien oder auch des Medienrates, nur Herr Dr. Voss bleibt durch solche Rüffel relativ unbeeindruckt! Medienanbieter anderer Glaubensgemeinschaften werden durchaus selbstherrlich und offen schikaniert oder vor vollendete Tatsachen gestellt! (siehe Evangelische Funkagentur/Armin Salzmann)

Zitat aus der Süddeutschen Zeitung: Nach Bischof Mixa verliert sein Vertrauter sein Amt: Dirk Hermann Voß muss als Pressesprecher des Bistums gehen - doch ein Teil seiner Macht bleibt ihm. Der bisherige Koordinator für die Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Augsburg, Dirk Hermann Voß, ist von seinen Aufgaben entbunden worden. Nach Angaben des Ordinariats übernimmt Generalvikar Karlheinz Knebel die Verantwortung und Zuständigkeit für die Öffentlichkeitsarbeit der Diözese. Voß bleibe aber Geschäftsführer der Mediengruppe Sankt Ulrichs Verlag, hieß es am Freitag. Voß hatte die öffentliche Debatte um die Prügel- und Finanzaffäre als Medienkampagne gegen die Kirche bezeichnet, durch die Mixa als exponierter Vertreter der katholischen Kirche gezielt beschädigt werden soll. Zitat Ende.

Bei liberalen Magazinen oder Meinungskundgebungen vermisst er zumeist „objektive“ Maßstäbe und betont militant, dass homosexuelle Partnerschaften in der katholischen Gemeinschaft nicht toleriert werden können. (Hoppala! Dann sollte man ihm die Mistgabel reichen, um den Stall des Augias auszumisten....).- Als Akademiker sollte er wissen, dass es Objektivität nur im katholischen Himmel gibt und sicherlich nicht auf Erden – und das diesmal a posteriori und ebenfalls ex cathedra! Bayernweit stöhnen Medienmacher unter vorgehaltener Hand, wenn Sie den Namen Dr. Voss nur hören und bei dem einen oder anderen mag sich hier ein wirkliches oder virtuelles katholones Magengeschwür gebildet haben. So kann man schleichend auch ein mental inquisitorisches Klima schaffen. Die Grundeinstellung dieses Mannes als konservativ zu klassifizieren wäre sicherlich ein Euphemismus mit nach unten offener Richterskala.

Im Schatten der Affäre Mixa scheint es aber der Fall zu sein, dass Dr. Voss in den Medienschützengraben abtauchen kann, unter dem Motto, nichts ist so inaktuell, wie meine Meinung von gestern. Hier greift sicherlich nicht das canonische Recht, aber für die Aussagen, die Dr. Voss in Zusammenhang mit den Vorgängen um Mixa getätigt hatte, sollte wenigstens auch eine moralische Aufmerksamkeit entstehen - vor allem Sensibilität – damit dieser „omnipotente“ Mini-Medienzar“ nicht mehr schalten kann, wie es sein Gutdünken empfiehlt und das meist nach Gutsherrenart. Der Fall Mixa ist bestürzend und ekelerregend und wird sicherlich nicht der letzte in dieser und anderen Kategorien bleiben, aber die wirkliche Gefahr geht von der Basispropaganda aus, deren Instrumentarium Dr. Voß in mannigfacher Art und Weise zu bedienen weiß. Hier sollte das Bistum Augsburg in und unter neuer Ägide ein besonderes Kontrollinstrument einsetzen, damit diese mediale Machtfülle, konzentriert auf eine Person, auch wieder in verträgliche und „provinzielle“ bis lokale Dimensionen gelenkt wird. (wobei hier noch der Eindruck hinzukommt, dass es dem bekennenden Katholiken anscheinend komplett „wurst“ ist, was mit seiner Kirchensteuer geschieht!) Der „Arme im Geiste“ geht, der Strippenzieher bleibt.

Et in Terra pax!

M. G. Symolka

PS. Zuletzt möchte ich noch eine "ketzerische" Frage stellen, rein aus der Semiotik adaptiert - wenn Sie einen völlig "normalen" Menschen in violett-lila Ornat außerhalb des Faschings auf der Straße sehen würden, noch dazu mit solch einem ridikülen "Bommelmitramützchen" (siehe oben) auf dem Schädel, welcher diskriminierten Minderheit würden sie den Mann zuordnen? Damit wir hier die Relation der Sichtweise nicht verlieren! - Homosexualität ist eine Sünde gegen den Schöpfungsgedanken, das sagt zumindest die Katholische Kirche und bleibt der Inquisition und dem Mittelalter treu! Das gilt aber nur für externe Sünder, aber nicht für den hermetisch geschlossenen Männerverein intern! Und will wirklich noch jemand sein unschuldiges Kindlein im Schatten der erdrückenden Erbsünde aufwachsen sehen - vor einem grausam gefolterten Menschlein am Kreuze? Welch ein absurdes einschüchterndes Bild von einem "Gott der Liebe"! Christus hätte davon sicherlich nicht ein Jota gewollt!

Bürgerreporter:in:

Michael Symolka aus Friedberg

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