Wie die Pfalz zu ihrem Namen kam - Der Friedberger Heimatverein besucht die rheinischen Besitzungen der Wittelsbacher
Die diesjährige Dreitagesreise des Heimatvereins führte in die Kurpfalz nach Mannheim, Schwetzingen und Ladenburg und in die linksrheinische Pfalz mit Speyer, Villa Ludwigshöhe, Klingenmünster und Germersheim.
Im nahe gelegenen Mannheim besichtigte man im Schloss die Landesausstellung „Die Wittelsbacher am Rhein in der Neuzeit“. Kurfürst Karl Philipp verließ das reformierte Heidelberg, das sich seinen Wünschen nicht fügen wollte, und erhob 1720 Mannheim zur Residenz und Hauptstadt der Kurpfalz.
Durch Napoleons Wirken wurde die Landkarte Europas neu gezeichnet. 1803 endete nach 600 Jahren die Herrschaft der Wittelsbacher an Rhein und Neckar. Die ehemalige Kurpfalz wurde den Wittelsbachern genommen und dem Großherzogtum Baden zugeschlagen.
1816 kam die linksrheinische Pfalz zum Königreich Bayern. Das bayerische Staatsgebiet war nicht geschlossen, sondern durch badisches Hoheitsgebiet getrennt. Als der neue Landesherr, König Max I. von Bayern, noch im gleichen Jahr 1816 die Pfalz bereiste, bereiteten ihm die Pfälzer einen begeisterten Empfang. Doch als der König den Mannheimer Jesuitenturm auf der anderen Seite des Rheins erblickte, liefen ihm Tränen über die Wangen. Mannheim, Schwetzingen, das waren die Orte seiner Kindheit und auch die seines Sohnes, des späteren König Ludwig I., der den Verlust der rechtsrheinischen Pfalz nie verwinden konnte.
Ludwig liebte die Pfalz. Er widmete seine ganze Aufmerksamkeit dem wiedererrichteten Speyerer Dom und schmückte ihn prachtvoll aus. Zur Finanzierung wurde 1854 selbst im Bezirksamt Friedberg zu Geldspenden aufgerufen. Im entsetzlichen“Orleansschen Krieg“ in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts sank nicht nur der Dom, sondern die ganze Pfalz auf Geheiß des französischen Königs Ludwig XIV. in Schutt und Asche. Eine völlige Wüste gegen Deutschland sollte vor Einfällen schützen. Das unselige Abfackeln der Städte, Dörfer, Weinberge unter dem grausamen General Melac, der die Pfälzer nach Frankreich auswandern hieß und gnadenlos diejenigen verfolgte, die über den Rhein zu flüchten versuchten, schlug sich nieder in einem noch heute sehr gebräuchlichen Schimpfwort, wenn es heißt: „So ein Lackl“.
Auf die Besichtigung Speyers, der ehemaligen Hauptstadt der bayerischen Pfalz, folgte der Besuch der Villa Ludwigshöhe in Edenkoben. Als Mittagessen gab es in den Räumen des königlichen Schlosses die eigens für den Heimatverein zubereitete pfälzischen Spezialität „Grumbeersupp mit Dampfnudel“. Die italienisch anmutende Villa am Hang, umgeben von Kastanienwäldern und Weinbergen mit weitem Blick über die Rheinebene, ist die einzige königliche Residenz der Wittelsbacher in der Pfalz.
Auf ausdrücklichen Wunsch Ludwigs wurde der Rheinkreis, wie die neue Pfalz zunächst hieß, 1838 in “Pfalz“ umbenannt. Entgegen der Lehrmeinung zur Entstehung des Wortes „Pfalz“ hat der Schriftsteller August Becker seinen Landsleuten auf den Mund geschaut und ihre Deutung dargelegt. Die Pfalz war demnach das ursprüngliche Paradies, denn der Teufel führte Christus auf's Hambacher Schloss und zeigte ihm die Herrlichkeit des Landes. Als der Teufel ihm dieses anbot, wenn er ihn anbeten würde, sagte der Herr: „B'halts!“, und seitdem heißt dieses Land Pfalz oder in der Mundart der Pfälzer „Palz“!
August Becker (1828-1891) hat mit seinem großartigen Werk „Die Pfalz und die Pfälzer“ sein Land literarisch hoffähig gemacht. Doch zu Lebzeiten war ihm die Anerkennung seiner Landsleute nicht vergönnt. Er starb in der Wartburgstadt Eisenach. Erst 30 Jahre später holten die Pfälzer ihren Dichter heim, um ihn auf dem Bergfriedhof seines Geburtsortes Klingenmünster in der südlichen Pfalz zur letzten Ruhe zu betten.
Im Anschluß an eine pfälzische Weinprobe mit Flammkuchen in der über dem Ort Klingenmünster thronenden Burg Landeck, wurde der Heimatverein im Rathaus, zugleich Geburtshaus des Dichters August Becker, höchstpersönlich von Herrn Bürgermeister Grimm empfangen.
Ausgerechnet aus den Steinbrüchen der dortigen Gegend stammen die Marmorsteine, die 1863 ein Steinbrecher aus Landau in der Pfalz, nach Friedberg lieferte zur Neupflästerung der Kirche St. Jakob!
Bei der Führung durch die von König Ludwig zur Festung ausgebauten Stadt Germersheim wusste der rüstige Führer Leidvolles aus eigener Anschauung aus der Zeit des 3. Reiches über seine Stadt zu erzählen. Er führte den Heimatverein auch auf die Spuren von König Ludwig I. und Lola Montez. Vor dem damaligen Gasthaus „Elefant“, erbaut 1692, wo er mit seiner Geliebten abstieg, hüpften die Germersheimer Buben vor dem Haus herum und riefen:
„oh du alter König- Babbe ( Papa )
führ die Lola in de Garte
hock se uf e' Kanapee
dut er a de Arsch net weh“
Bürgerreporter:in:Regine Nägele aus Friedberg |
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