Von einem Kleinod, das vor 745 Jahren begann heranzuwachsen und sich im Großraum Augsburg behaupten konnte
Heute, am 6. Februar feiert meine Heimatstadt Friedberg seinen Gündungstag. 1264 wurde sie gegründet und kann sich rühmen, sogar eine Geburtsurkunde zu haben. Ich möchte darum hier über meine Heimatstadt aussagen. Von einem Kleinod, das vor 745 Jahren begann heranzuwachsen und sich im Großraum Augsburg behaupten konnte… Wenn meine Stadt Friedberg sich heute beschreiben müsste, würde sie zuerst einmal kokettieren und fragen: sieht man mir meine Jahre an? Wer mich betrachtet, so straßauf - straßab, muss doch sagen: Wirklich? Schon 745 Jahre. Doch will ich mich nicht schmeicheln, denn es ging mir wie viele alten Städten, - Behaglichkeit und gutes Ergehen wechselten Hand in Hand mit wüsten Tagen mit Not und Geplage, voller Zweifel und Verzweiflung. Immer wieder sagte ich mir jedoch: “Friedberg, Kopf hoch” und hielt es auch so. Nun, mein Alter stimmt, doch kommt es darauf an, wie ich mich fühle. Schaut mich nur an, das alt und jung, ob Greise oder Kinder, verträgt sich doch ganz gut. Es stehen noch einige Türme und neue Häuser kamen dazu.
Hast es ganz gut gemacht bis jetzt, muss ich mir sagen: bleibe nur so, wo du begründet wurdest am Raine des Lechs, wo Bayern und Schwaben lange glaubte, sich nicht begreifen zu können. Augsburg blickt heute zu mir wohlwollend zwar, doch überlegen lächelnd, glaube ich zugleich zu mir herauf. Manch schweren Streich wurde mir schon gespielt von da drüben her. Den Menschen gleich, fühlen es auch Städte und denken dran, was alles war, was sie erlebten, schufen, litten; doch eines sage ich mir immer “Friedberg, Kopf hoch”, war die Plage auch noch so groß und ferne jedes Glück. Das Schloss wurde schon 1257 gebaut und ich bin heute noch stolz auf sie. Ich glaube fast, sie weiß es ganz genau, hält sie sich doch noch bemerkenswert jung. Feste voll Glanz und Prunk wurden dort gefeiert, doch gab es auch Jahre der Traurigkeit und Schwäche. Auch der “Strenge” selbst war auf seiner Burg. Sehr wohl gefiel es Ludwig auch bei mir seiner Stadt und seinen Bürgern, wie auch heute noch, wenn einer kommt von hohem Rang. Die Zeit war gut. Wenn auch Bescheiden das Leben manchmal war, die Zeit war gut. Den ersten Schock- und davon musste ich viele erleben- bekam ich 1296. Nachbar Augusta nahm mich hart - und wüst sah alles aus, als meine Bürger sich ergaben. Von Neuem packten es die Meinen an und bald war ich begehrenswert wie vor. Doch wieder wurde dies zur Tat, was heute mir noch unbegreiflich scheint. Der Lech, der Zoll, der Handel waren es, die Zank und Zwietracht schufen und ich, noch klein und schwach, verlor jede Fehde mit dem Starken drüben. Ich zählte gar nicht mehr, wie oft dies geschah, mit Schaudern denke ich immer noch zurück. Geraubt, geplündert, gehenkt, geköpft, getanzt, geliebt, so ging der Rhythmus dieser Zeit. Viel lieber erzähle ich jedoch, was gutes mir geschah. Ich wuchs. Der Fleiß der Meinen war unendlich groß. Viel und hohen Besuch erhielt ich und groß war mein Stolz mit Wilhelm und Renata. Diese hielten 1568, Nachhochzeit und feierten ein riesiges Fest in der Stadt. Da kam selbst Augsburgs hoher Rat zum gratulieren. Ein silbernes Becken, vollgefüllt mit goldenen Talern brachte er dem Paar als Angebinde dar. Die Zeit verfloss und wieder wechselte das Unglück mit dem Glück. Die Pest war über Nacht da. Es war das Unglücksjahr 1599. Es gab keine Hilfe, nur Not und Leid und das Pestkreuz zeichnete jedes Haus. Doch auch dies habe ich, wenn auch mit Schmerzen überwunden.
Vorbei die Pest, dafür ein neuer Krieg; die Schweden kamen. Noch heute schaudert es mich, denk ich zurück. Fast war ich meinem Ende nah und alles gesagt damit. Doch es wurde still mit Pulver, Pech und Schwefel, mit Morden, Plündern und Tribut, die Ordnung kam zurück und friedlich war die Zeit. Das Glück hielt wieder, zum wievielten Male schon, Einzug in meinen Mauern und ich wurde berühmt. Viele Meister und tüchtige Gesellen hatte ich, die Uhren machten, frohe Stunden schlagend. Dazu darf ich nicht vergessen, die Töpfer welche kunstvolle Gefäße schufen. Mein Name galt, ein Wohlstand kam, viele fremde Handelsherren zogen durch die Straßen. Zu kurz war diese Zeit! - Denn bald waren wieder die Soldaten, die der bairischen Grenzstadt die Visite machten. Ich sah Franzosen, Österreicher, ja sogar die Russen durch meine Gassen ziehen. Sie lebten gut, schlechter dafür meine Bürgersleute. Und so blieb es bis in meine jüngste Zeit. Ich bin zwar alt doch blieb ich jung und tatenfroh durch meine Bürger. Sie schätzen mich, die Mauern, Türme, das Schloss, die Herrgottsruh, die Zeit von damals, alles. Sie machten mich modern. Stillstand wäre Rückschritt, so hieß es unentwegt, mir war es recht. Sie bauten Kirchen, Schulen, Häuser, Straßen, die Leute wurden mehr, ich wuchs und wuchs - drum selber mache ich mir die Ehrerbietung und freue mich der Zeit, die sich gut leben lässt. Das Alte, wie das Neue will ich weiterhin gut behüten. Es herrscht nun kein Fürst mehr, auch keine Pest, dafür die Ordnung unter sanften Zwang. So will ich bleiben, wenn auch die Geister oft sich scheiden bei der Tatenlust. Und sagen will ich es wie ganz zuvor “Friedberg, Kopf hoch” und bleibe, wie du bist, zu mir, zu allen.
Die großartigen Fotos über meine altbairische Herzogstadt am Lechrain sind von dem Augsburger Dieter Gillessen. Ich möchte mich für die Erlaubnis, seine Bilder hier einstellen zu dürfen, nochmals recht herzlich bedanken.
Bürgerreporter:in:Christl Fischer aus Friedberg |
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