"Es war höchste Zeit für die 'Friedberger Zeit'“
myheimat bat den städtischen Kultur- und Sportabteilungsleiter Frank Büschel um einen Jahresrück- und ausblick
myheimat: Herr Büschel, nach vier Jahren konnten die Friedberger endlich wieder ihr historisches Altstadtfest feiern. War es zu erwarten, dass die „Friedberger Zeit“ aus der Pandemie heraus wieder so eine fantastische Veranstaltung wird?
Büschel: Sagen wir so, ich habe es gehofft, und wir haben seitens der Organisation alles dafür getan. Wie wir trotzdem alle wissen, ist einiges nicht mehr so, wie es vor der Pandemie war. Darum konnten wir uns natürlich auch hier im Vorfeld nicht sicher sein. Doch auf die Friedbergerinnen und Friedberger ist Verlass: Mitwirkende und Besucher waren spitze drauf, es war ein grandioses Spektakel mit großen Emotionen. Mit unserer „Friedberger Zeit“ haben wir ein Pfund, um das uns viele beneiden. Es gilt, diesen Schatz zu pflegen.
myheimat: Was hat Ihrer Meinung nach besonders geklappt, wo kann noch nachgebessert werden?
Büschel: Mich hat besonders gefreut, dass wir das Wittelsbacher Schloss groß in Szene setzen konnten, insbesondere mit dem Programm im Renaissancehof. Auch die Angebote für Kinder waren großartig und kamen sehr gut an. Besser werden wollen wir wieder in puncto „Historientreue“, einem Markenzeichen unseres Festes. Dennoch wissen wir, dass wir da mit Fingerspitzengefühl vorgehen müssen. Bei den aktuellen Vorschriften und divergierenden Wünschen ist nicht alles so einfach, wie es vielleicht manchmal wirken mag.
myheimat: Mehr als Fingerspitzengefühl brauchte es dagegen bei dem starken Unwetter während des Festes. Das war ein Kraftakt, nicht wahr?
Büschel: Oh ja, am Dienstagnacht war tatsächlich das praxistaugliche Funktionieren des gut ausgearbeiteten Sicherheitskonzeptes gefragt. Ein Ernstfall, den wir so noch nicht hatten. Und den kannst du auf dem Reisbrett nicht genau vorhersagen und vollständig durchplanen - da war auch Verstand, Geschick und Glück gefragt. Das schnelle Handeln der Stadt, der Feuerwehr, der Sicherheitsfirma und von zahlreichen besonnene Akteuren haben wirklich hervorragend ineinandergegriffen.
myheimat: Und nach dem Fest ist vor dem Fest. Wann gehen die Vorbereitungen für das nächste Fest wieder los?
Büschel: Die haben schon begonnen, denn im Sommer 2025 steht schon die Neuauflage der „Friedberger Zeit“ an. Der Countdown läuft für uns bereits. Noch läuft das im Hintergrund, es gibt aber im neuen Jahr mit jedem Monat mehr zu tun.
myheimat: Bis das nächste Altstadtfest ansteht, dürfen wir uns sicher noch auf andere kulturelle Leckerbissen freuen?
Büschel: Na klar, gerade unsere etablierten städtischen Veranstaltungsreihen und Festivals stehen trotz Zeiten knapper Kassen und Einsparungen wieder an: Der Friedberger Familienfasching mit Umzug und Tiefgaragenparty, die Fete de la Musique, Fokus Gitarre und viele weitere tolle Veranstaltungen im Wittelsbacher Schloss, die unser Team auf die Beine stellt. Ich wünsche mir, dass wir nächstes Jahr auch wieder die Open-Air-Bühne am Friedberger Berg präsentieren können. Wir arbeiten daran.
myheimat: Was oder wer hat das Kulturjahr für Sie 2024 besonders geprägt?
Büschel: Da muss ich an Rose Maier Haid denken, die vor wenigen Monaten verstorben ist. Ein großartiger Mensch, eine Künstlerin, Impulsgeberin, streitbare Frau mit weichem Herz, die eine große Beharrlichkeit auszeichnete. Hunderte von Kindern und Erwachsenen konnte sie mit ihren Ideen in ihren Malkursen und Projekten das Herz öffnen und deren Kreativität wecken. Unvergessen bleibt auch ihr Einsatz für Kunst im öffentlichen Raum, die Spuren in Friedberg sind unübersehbar. Wir wollen auch „ihre“ Friedberger Kunstausstellung weiterleben lassen – mit neuen Ansätzen.
myheimat: An was denken Sie da?
Büschel: Wir stecken da noch in der Ideenfindung und in Gesprächen mit Personen, die viel davon verstehen. So viel kann ich verraten: wir sind künftig nicht mehr in der Aula im Schulzentrum, sondern in der Archivgalerie, die nach ihrer Sanierung mit drei hohen Räumen und moderner Ausstellungstechnik dafür den geeigneten Schauplatz bietet. Darüber hinaus wollen wir mit bestimmte Themen in den Fokus nehmen und mit Mentorship-Programmen auch verstärkt junge Künstlerinnen und Künstler ansprechen.
myheimat: Das klingt vielversprechend. Ist denn die Stadt neben den vielen kulturellen Aktivitäten auch wieder sportlich unterwegs?
Büschel: Freilich. Nach dem Jubiläumsjahr des Friedberger Halbmarathon gehen wir mit dem beliebten Laufevent auch 2024 wieder mit 1.250 Läuferinnen und Läufern an den Start, um den Berg vier Mal zu bezwingen. Der Run auf die Starterplätze ist ungebrochen, das freut und motiviert uns natürlich sehr. Darüber hinaus feiern wir im März unsere Sportlerinnen und Sportler, Mannschaften und Funktionäre bei der Sportlerehrung und wir sind in Überlegungen, einen Friedberger Fitnesstag im Freien durchzuführen. Schließlich ist es mir ein Anliegen, unser Sportentwicklungskonzept fortzufahren.
myheimat: Noch ein Rückblick auf Ihr persönliches Jahr 2023: An welche Veranstaltungen und Begegnungen in Friedberg oder anderswo erinnern Sie sich neben der „Friedberger Zeit“ gerne zurück?
Büschel: Da fällt mir spontan eine Ausstellung zum Gedenken an die Holocaustopfer im Münchner Gasteig mit der Friedberger Künstlerin Monika Mendat ein. Ich erinnere mich außerdem an den Besuch der Kunstministerin Claudia Roth in Friedberg sowie einen wunderbaren Sommerabend mit dem Musiker und Liedermacher Werner Schmidbauer im Innenhof des Wittelsbacher Schlosses. Und unvergessen bleiben mir zwei Urlaubsreisen, eine nach Israel im Frühjahr, als die Welt noch anders war als jetzt, sowie eine Städtereise nach Rom.
myheimat: Zum Schluss noch ein Ausblick auf 2025: Auf welche Veranstaltung oder Begegnung freuen Sie sich besonders?
Büschel (lacht): Jetzt nehme ich mal ein sportliches Event: Auf die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland mit der Nagelsmann-Elf im Endspiel in Berlin.
myheimat: Na, Sie sind ja mal Optimist! Vielen Dank für das Gespräch, Herr Büschel.
myheimat-Team:Joachim Meyer aus Friedberg |
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