"Ich bleib' dann mal daheim" (Teil 50): Pallottinerweg „wo wir sind“ in Friedberg

Mezgergut Herrenhaus, um 1960
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Die Pallottiner betreuen in Friedberg fünf Kirchen: Die Pallottikirche, die Stadtpfarrkirche St. Jakob, die Wallfahrtskirche Herrgottsruh, die Filialkirche St. Stephan und die Wallfahrtskirche St. Afra im Felde. Da die beiden letztgenannten nur zu Gottesdienstzeiten geöffnet sind, besuchen wir auf unserem Pallottinerweg „wo wir sind“ die erstgenannten drei Kirchen.
Vom Parkplatz bei der Wallfahrtskirche Herrgottsruh gehen wir entlang der Herrgottsruhstraße, am 3. und 2. Kniefall vorbei, bis zur Ampel. Rechterhand, wo heute das Schwimmbad mit der Stadthalle steht, war im Anwesen Aichacher Straße 7, im sog. Mezgergut, die erste Bleibe für die Leitung der Süddeutschen Pallottinerprovinz. In einem Vertrag vom 7. November 1929 vermietete die Stadt Friedberg das Gebäude an die Pallottiner, bis die Stadtverwaltung am 13. Juni 1936 den Vertrag kündigte, da die Kreisleitung des Hitlerregimes das Mezgergut für sich in Anspruch nahm. 1974 wurde das Herrenhauses des Mezgerguts abgebrochen. Über die Ludwigstraße, vorbei am 1. Kniefall, gelangen wir zur Stadtpfarrkirche St. Jakob. Seit den 1970-Jahren wird die Pfarrei von den Pallottinern betreut. Mitten in der Kirche sitzt seit Januar 2015 Vinzenz Pallotti. Jeder Besucher kann sich neben ihn setzen. Es ist zwar eine Figur aus Lehm und Stroh, die die Künstlerin Sara Opic geschaffen hat. Wir können aber spüren, was uns Vinzenz Pallotti heute noch zu sagen hat: „Sempre piu – immer mehr - Es ist immer ein Stückchen mehr möglich an Gut-sein und Gebet, an Glaube, Hoffnung und Liebe.“
Nach dem Kirchenbesuch gelangen wir über die Haagstraße, Bahnhofstraße, Bahnbrücke, Münchnerstraße, Mergenthauer Weg und Vinzenz-Pallotti-Straße zum Provinzialat der Palltottiner mit der 1959 erbauten Pallottikirche, die den Namen des am 20. Januar 1963 vom Papst Johannes XXIII. Heiliggesprochenen trägt. Gleich neben dem Eingang der modern gestalteten Kirche ist im Innern das Bild zu sehen, das Oskar Kokoschka von dem Heiligen in strahlenden Farben gemalt hat. Beachtenswert sind auch die Kirchenfenster mit Originaltexten Vinzenz Pallottis. (Mehr Infos in Spurensuche im Wittelsbacher Land Bd. 2).
Das Anwesen ist seit dem Kaufvertrag mit Dr. Hugo Kellner vom 6. Juli 1949 Sitz der Pallottiner. Über die alte Münchner Straße (heute Gehweg), Marquartstraße, Engelschalckstraße, Josef-Ost-Straße, Bahnbrücke, Asamstraße, Singerstraße, Geistbeckstraße und Pater-Franz-Reinisch-Straße kommen wir wieder zur Wallfahrtskirche Herrgottsruh. Anfang April 1937 wurde den Pallottinern die Wallfahrtsseelsorge übertragen. Bis 1949 war das Priesterhaus auch Pallottiheim, wo nach dem Fliegerangriff am 25. Februar 1944 viele Augsburger Unterschlupf fanden. Auch jüdische Bürger fanden hier sichere Zuflucht. 1933 kam Pater Franz Reinisch hierher ins Mutterhaus der Süddeutschen Pallottinerprovinz, wo er für die Jugendarbeit zuständig war. Am 21. August 1942 wurde er wegen Verweigerung des Fahneneides auf Adolf Hitler im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Die Gedenktafel an ihn finden wir im Innern der Wallfahrtskirche gleich neben dem Eingangsportal.
Weglänge: ca. 4,5 km
Text: Gabriele Raab
Fotos und Archiv Dr. Hubert Raab

myheimat-Team:

Joachim Meyer aus Friedberg

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