Hier ist das Leben lebenswert Die Seniorenwohnanlage Fichtepark feiert 10-jähriges Jubiläum - und will mit Vorurteilen aufräumen

Gabriele Kernbüchel (Mitte) ist für die soziale Begleitung durch die Sozialstation im Fichtepark zuständig. Die Bewohner schätzen sie sehr, so auch Tilde Böß und Margareta Nitzsche (rechts)
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  • Gabriele Kernbüchel (Mitte) ist für die soziale Begleitung durch die Sozialstation im Fichtepark zuständig. Die Bewohner schätzen sie sehr, so auch Tilde Böß und Margareta Nitzsche (rechts)
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„Wir haben die Entscheidung keine Minute bereut“, erklärt Tilde Böß. Gemeinsam mit ihrem Mann ist sie vor 10 Jahren in die damals neu gebaute Seniorenwohnanlage Fichtepark gezogen. Was so einfach klingt, stieß damals auf großes Unverständnis im Freundes- und Bekanntenkreis. Keiner konnte zunächst verstehen, warum das Ehepaar das große Haus und den Garten aufgeben wollte, um den Lebensabend im Betreuten Wohnen in Friedberg zu verbringen. Doch die beiden erkannten die deutlichen Vorteile: Wohnen in zentraler Lage in Friedberg mit Einkaufsmöglichkeiten, Ärzten und sogar einem Krankenhaus in fußläufiger Entfernung und in einer barrierefreien Wohnung, die auch künftigen Anforderungen im Alter gerecht werden würde.

Der richtige Zeitpunkt
Das Ehepaar Böß hat genau den richtigen Zeitpunkt gewählt, um sich für ein altengerechtes Wohnen zu entscheiden. Günther Riebel würde sich wünschen, dass diese Einstellung Schule macht. Er ist Vorstand der Baugenossenschaft Friedberg, die die Wohnanlage verwaltet. „Die meisten Menschen schieben diese Entscheidung vor sich her, weil es ihnen ja noch gut geht. Besser wäre es, sich gerade dann aktiv mit dem Thema zu beschäftigen, solange man die Dinge eben noch selbst regeln kann.“

Gelungenes Konzept ohne Pflegeheim Atmosphäre
Tilde Böß und ihr inzwischen verstorbener Mann waren die ersten Käufer einer Wohnung im Fichtepark. Die Wohnanlage wurde auf dem Areal des ehemaligen Sportplatzes zwischen Wiffertshauser Straße und Herrgottsruhstraße errichtet. 42 Wohneinheiten sind hier entstanden, vorwiegend 2- und 3-Zimmer-Wohnungen. Alle sind seniorengerecht und barrierefrei, ohne Schwellen in der Wohnung oder im Haus - von der Tiefgarage bis zum Balkon. Dem Bauträger ist es gelungen, ein Konzept umzusetzen, dass wohnlich wirkt und keine Krankenhaus oder Pflegeheim Atmosphäre vermittelt. Deutlich ist, dass hier schon baulich die Begegnung unterstützt wird: Es gibt Gemeinschaftsräume, eine Küche, Bibliothek und einen Gymnastikraum für alle Bewohner.

Aktives Engagement ist gefragt
Hier findet ein reges Leben statt. Das schätzt auch Margareta Nitzsche sehr, denn sie weiß: „Man muss hier nicht einsam sein.“ Die knapp 90-jährige ist vor acht Jahren hier eingezogen, nachdem ihr Mann nach Schlaganfällen so beeinträchtigt war, dass das Leben im Reihenhaus mehr als beschwerlich war. „Die Entscheidung musste damals innerhalb von zwei Wochen fallen, aber wir waren selig damit.“ Auch ihr Mann ist inzwischen verstorben, gerade deshalb ist Margareta Nitzsche so froh, dass der Fichtepark für sie ein Mittel gegen die Einsamkeit ist. Dementsprechend aktiv zeigt sie sich: Sie besucht die Gymnastikgruppe, das Gedächtnistraining und die Singgruppe, nimmt an Ausflügen oder Festen teil und freut sich über gemeinsames Kaffeetrinken. Viele der Angebote hat sie selbst und mit anderen auch initiiert. Das Engagement der Bewohner ist ein wichtiger Bestandteil des betreuten Wohnens, die hier ihre Fähigkeiten und Wünsche einbringen dürfen und sollen. Die Bibliothek beispielsweise hat Tilde Böß eingerichtet. Die ehemalige Buchhändlerin pflegt sie bis heute.

Viele haben ein falsches Bild
Das Bild, das sich dem Besucher des Fichteparks zeigt, sorgt manchmal für Irritation. Denn die Vorstellung von betreutem Wohnen geht oft in Richtung Pflegeheim und ist damit falsch. Tatsächlich bietet „gutes betreutes Wohnen ein bauliches Konzept für seniorengerechte Wohnungen mit guter Infrastruktur und einem Sicherheitspaket für den Notfall. Zusätzlich können individuell Wahlleistungen von der hauswirtschaftlichen Versorgung bis zum Pflegedienst in Anspruch genommen werden“, erklärt Günther Riebel.

Im Fichtepark wird dies genauso umgesetzt. Die Senioren leben hier selbstbestimmt in ihren vier Wänden – als Eigentümer oder zur Miete - und profitieren von einer sehr guten Infrastruktur und einem Gemeinschaftskonzept. Zu den Grundleistungen gehört ein Hausnotrufsystem mit Aktivitätskontrolle, sodass Notfälle schnell erkannt und Hilfe sichergestellt ist. Darüber hinaus stellt die Sozialstation Hochzoll-Friedberg als Betreuungsträger eine Fachkraft zur Verfügung, die drei Stunden täglich für die soziale Betreuung und Begleitung vor Ort ist. Für Gudrun Jansen, Geschäftsführerin der Sozialstation, ist aucj dies eine wichtiger Aspekt beim betreuten Wohnen. Seit acht Jahren leistet Gabriele Kernbüchel diese Aufgabe für die Sozialstation und wird von den Bewohnern sehr geschätzt.

Die Netzwerkerin vor Ort wird sehr geschätzt
„Wir haben kolossales Glück mit ihr“, erklärt Margareta Nitzsche unumwunden. Gabriele Kernbüchel ist als Netzwerkerin für viele Belange der Bewohner da. Sie organisiert Veranstaltungen im Haus, Ausflüge, und vieles mehr, aber auch einen Einkaufs-, Putz- oder Pflegedienst, falls es nötig ist. Sie erklärt neuen Bewohner, was wie funktioniert im Fichtepark oder vermittelt auch zwischen den Senioren, die ja unterschiedlichste Auffassungen, Erwartungen und Charaktere haben.. Denn nur so kann auch das Gemeinschaftsgefühl entstehen, das die Wohnanlage auszeichnet. Gabriele Kernbüchel freut sich über das positive Feedback, das sie von den Bewohnern bekommt. Die Senioren schenken ihr großes Vertrauen und schätzen ihren persönlichen oder fachlichen Rat. „Ich muss zuhören und eine Lösung finden.“

Selbstständig leben ist hier möglich
Das kommt gut an. Ebenso wie die vielen Angebote, die es im Fichtepark auf Wunsch noch zusätzlich gibt. Ob das der Friseur, die Fußpflegerin oder der Pflegedienst ist, die ins Haus kommen – es gibt viele Möglichkeiten, um das Leben im Alter möglichst einfach zu gestalten. „Für mich ist es wichtig, dass ich selbstständig leben kann“, erklärt Tilde Böß und bringt damit auf den Punkt, was sich die meisten Menschen hierzulande wünschen.

Beim Tag der offenen Tür wird mit Vorurteilen aufgeräumt

Das 10-jährige Bestehen ihrer Wohnanlage nehmen die Senioren nun zum Anlass, diese Wohnform zu erklären und mit einigen Vorurteilen aufzuräumen. Tilde Böß schmunzelt heute noch, wenn sie an so manchen Kommentar auf ihre damalige Entscheidung denken muss, die sie nie bereut hat. „Als es im ersten Winter geschneit hat, stand mein Mann am Fenster und hat sich gefreut“, berichtet sie. „Über den Schnee. Und weil wir keine Arbeit mehr mit dem Schneeräumen hatten.“

Kein Zweifel –es lässt sich gut leben im Fichtepark. Dementsprechend auch kein Wunder, dass die Nachfrage so groß ist, während es kaum freie Wohnung gibt. Interessenten empfiehlt Günther Riebel, sich bei der Baugenossenschaft vormerken zu lassen.
Am Freitag, dem 16. September feiert die Betreute Wohnanlage Fichtepark ihr 10-jähriges Jubiläum mit einem Tag der offenen Tür von 16 bis 18 Uhr.

myheimat-Team:

Dagmar Weindl aus Friedberg

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