Heimatverein entdeckt in der Bibliothek einen seltenen Buchschatz

Von Balthasar Hubmaier stammt diese bald 500 Jahre alte Schrift mit dem Titel „Ein Form des Nachtmals Christi“ aus der Bibliothek des Heimatvereins.
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  • Von Balthasar Hubmaier stammt diese bald 500 Jahre alte Schrift mit dem Titel „Ein Form des Nachtmals Christi“ aus der Bibliothek des Heimatvereins.
  • hochgeladen von Regine Nägele

Es ist nur dünnes Büchlein, fast ein halbes Jahrtausend alt. Offenbar gibt es diese Schrift nur noch in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und eine weitere in der Staatsbibliothek in Berlin. Zum Vorschein kam dieses Kleinod im Schloss in Friedberg beim Verpacken der Bibliothek des Heimatvereins. Da das Schloss für den großen Umbau ganz leer geräumt werden musste, wurde auch die Bibliothek in mehr als 130 Umzugskartons sorgfältig verstaut. Inzwischen befinden sich die Kartons im neu errichteten Museumsdepot.

Das kleine 16-seitige Schriftchen mit dem Titel „Ein Form des Nachtmals Christi“ aus dem Jahre 1527 zeichnet als Verfasser einen gewissen „Balchasar Hubmör von Fridberg“. Ein beigelegter Originalstich von Christoffel van Sichem zeigt nicht nur das Porträt des Balthasar Hubmaier, sondern in zwei Ausschnitten sein furchtbares Ende und auch das seiner Ehefrau.

Sein Name ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Seinerzeit hat er mit anderen die Hoffnung auf religiösen und politischen Umschwung geweckt. Doch den Obrigkeiten konnte das nicht gefallen.

Hubmaier wurde wahrscheinlich 1480 oder 1485 in Friedberg geboren. Er studierte in Augsburg und Freiburg Theologie. Unter den Fittichen des bekannten Luthergegners Eck erlangte Hubmaier in Freiburg die Magisterwürde mit der höchsten Auszeichnung. An der Universität Ingolstadt erlangte er 1512 die theologische Doktorwürde. 1516 verließ Hubmaier Ingolstadt um in Regensburg die Stelle des Dompredigers anzunehmen. Doch schon 1521 findet man Balthasar Hubmaier als Pfarrer im kleinen Städtchen Waldshut am Rhein, nahe der Schweizer Grenze. Die Stadt gehörte zum Gebiet des habsburgischen Vorderöstereich. Hier versah er sein Amt offenbar anstandslos. Von den reformatorischen Schriften Luthers angetan, begann er sich in Waldshut mit diesen auseinanderzusetzen.

Etwa um 1523 wandte sich Hubmaier der Täuferbewegung zu. Die Kindertaufe war für sie nur ein rein äußeres Zeremoniell und somit wirkungslos, da die Taufe den Glauben voraussetze. Schließlich heiratete Hubmaier unter großen Feierlichkeiten die von der Insel Reichenau stammenden Elsbeth Hügline.

Es war die Zeit der Bauernaufstände, die ab 1524 weite Teile des süddeutschen Sprachraumes erfassten. Die Bauern trugen schwer unter den ihnen auferlegten Lasten. Sie sahen durch die Lehre Luthers und der Reformation die Bestätigung, dass die meisten davon nach Gottes Willen nicht vorgesehen waren. Auch Hubmaier sympathisierte mit den Aufständischen.
Schließlich verlangte die vorderösterreichische Regierung von der Stadt Waldshut die Auslieferung Hubmaiers und den Rückkehr zum alten Glauben. Doch die Waldshuter hielten zu ihrem beliebten Pfarrer und widersetzten sich der Auslieferung. Waldshut wurde im Dezember 1526 von habsburgischen Truppen genommen und die Einwohner erbarmungslos gestraft. Hubmaier aber war mit seiner Frau noch rechtzeitig geflohen. Sie tauchten, neben anderen Persönlichkeiten der Täuferbewegung, in Augsburg unter. Augsburg wurde zu einem Zentrum der Wiedertäufer. Unter den heimlich Getauften sollen sich auch Bürger von Friedberg befunden haben. Hubmaier hat nie seine Herkunft verleugnet. Er nannte sich sogar nach seiner Vaterstadt Friedberg „Pacimontanus“ oder „Friedberger“, in späteren Schriften mit seinem elterlichen Namen „Hubmaier“.

Hubmaier ließ sich 1526 in Nikolsburg in Südmähren nieder. Hier gelang es Erzherzog Ferdinand von Österreich Hubmaier zu fassen. Er wurde zum Staatsverbrecher verurteilt und am 10. März 1528 auf dem Scheiterhaufen in Wien verbrannt. Drei Tage später ertränkte man seine Frau mit einem Mühlstein um den Hals in der Donau. Nicht nur am Schloss in Nikolsburg, sondern auch an seiner Hinrichtungsstätte am Stubentor in Wien erinnert eine Gedenktafel an den Täufer Dr. Balthasar Hubmaier. Eigens gewidmet ist die Tafel in Wien von den „Christen dieser Stadt“ dem „Begründer des religiösen Toleranzgedankens“. Hinzugefügt ist ein Zitat aus Hubmaiers Werk „Von Ketzern und ihren Verbrennern“: „Christus ist nicht gekommen, dass er metzge, morde und brenne“.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele aus Friedberg

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