Besuchersicherheit
Christof Radlmayr erhält Bundes-Innovationspreis
Noch immer kann Christof Radlmayr sein Glück kaum fassen. Der 26-jährige Friedberger erhielt kürzlich in Berlin eine besondere Auszeichnung: Der Deutsche Expertenrat Besuchersicherheit (DEB) verlieh ihm einen Bundes-Innovationspreis für seine herausragende Masterarbeit. Christof Radlmayr hat im Rahmen seiner Arbeit Besuchersicherheit auf Veranstaltungen in einen ganz speziellen Kontext gestellt und das Thema mit hoher technischer Expertise aufbereitet: Er entwickelte einen simulierten Anschlag auf das Münchner Oktoberfest.
Veranstaltungen und ehrenamtliches Engagement und spielen für den Friedberger schon seit langem eine wichtige Rolle. Ob als Ministrant bei der Stadtpfarrei Sankt Jakob, im Senat der KJG oder als Künstlerbetreuer auf den Showtanzfestivals des STAC in Königbrunn – die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen, Fahrten und mehr liegt ihm sehr. „Wichtig ist mir hier nicht nur die Planung, sondern auch, bei der Durchführung mitzumachen“, erklärt der junge Mann, der selbstverständlich stets auch beim Altstadtfest tatkräftig mit anpackt.
Veranstaltungssicherheit im Fokus
So fest Christof Radlmayr hier auch verwurzelt ist, so offen ist er immer auch für Neues. Nach dem Abitur am Staatlichen Gymnasium Friedberg verbringt er ein Jahr in Südindien, um in einer Einrichtung der Pallottiner beim Unterrichten und in der Organisation zu helfen. Von Indien führt ihn der Weg nach Österreich, wo er in St. Pölten Event Engineering studiert, eine europaweit einzigartige universitäre Ausbildung rund um Veranstaltungstechnik und organisatorisches Know-how für Eventmanagement, die ihm auf den Leib geschneidert scheint. Zwei Schwerpunkte kristallisieren sich während des Bachelorstudiums heraus, die den jungen Mann auch weiterhin beschäftigen sollen: Ehrenamt und Sicherheit im Veranstaltungsbereich. Unter anderem thematisiert er dies bei seinen Bachelorarbeiten – am Beispiel der Friedberger Zeit.
Terrorismus und Risikoeinschätzung
Mit dem Bachelor in der Tasche will sich Christof Radlmayr weiterentwickeln. „Ich habe gemerkt, dass Veranstaltungssicherheit im touristischen Kontext und im Freizeitkontext genau mein Thema ist“, begründet er die Entscheidung für das Masterstudium in International Tourism Management. Von St. Pölten zieht er also nach Heide in Schleswig-Holstein, wo ihm die Fachhochschule Westküste wichtige Schlüsselkompetenzen für das Tourismusmanagement vermitteln will. Christof Radlmayr bleibt auch hier seinem Faible für das Sicherheitsumfeld treu und entwickelt vor diesem Hintergrund seine Masterarbeit. Es muss um Risikomanagement und Gefahrenabwehr gehen, außerdem um eine touristische Destination. Weil Radlmayr sich persönlich sehr für das aktuelle Zeitgeschehen interessiert, soll in seiner Arbeit Terrorismus als ausschlaggebende Gefährdung für eine Veranstaltung ein Rolle spielen. „Der Terrorismus gewinnt in Risikoeinschätzungen an Bedeutung“, berichtet er und entscheidet sich dank großer Technikbegeisterung für eine besondere Vorgehensweise: „Durch mein Vorwissen und die Tatsache, dass auf das Münchner Oktoberfest 1980 bereits ein Anschlag verübt wurde, habe ich mich für einen simulierten Anschlag auf das Oktoberfest als Methode der Masterthesis entschieden.“ Unter all diesen Aspekten verfasst der Student schließlich innerhalb von fünf Monaten eine englischsprachige Masterarbeit unter dem Titel „Risk Management and prevention of terrorist threats at tourist destinations through Simulation - simulated attack of the Oktoberfest in Munich". Zu Deutsch: Risikomanagement und -verhinderung von terroristischen Anschlägen auf touristische Ziele durch Simulation – ein simulierter Anschlag auf das Oktoberfest in München“. Ohne Zweifel eine komplexe Aufgabe, für die Radlmayr nach ausgiebiger Recherche einen digitalen Zwilling vom Oktoberfest und eine Simulation entwickelt, bei der sich jeder Besucher als Punkt auf der digitalen Karte der Festzone bewegt und einem aufwendig definierten Regelwerk folgt. So lässt sich ablesen, wie sich die Besucher in unterschiedlichen Szenarien verhalten, auch bei einem terroristischen Angriff, und was in der Sicherheitsplanung künftig noch mehr Berücksichtigung finden muss.
DEB-Bundes-Innovationspreis
Die herausragende wissenschaftliche Arbeit wird sehr gut benotet und überzeugt zudem den Deutschen Expertenrat Besuchersicherheit. Der gemeinnützige Verein beschäftigt sich mit aktuellen und grundsätzlichen Problemstellungen aus der Veranstaltungsbranche, um die Sicherheit der Besucher zu verbessern. Auch der DEB-Bundes-Innovationspreis für Studierende soll dazu beitragen, indem „wir auch junge Menschen ins Boot nehmen“, wie Vorstandsmitglied Ulf Weidmann erklärt.
Als Christof Radlmayr, der nach wie vor in Heide lebt und bis zum Jahresende als Projektmanager bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt AIR an der FH Westküste tätig ist, Ende Oktober zur Preisverleihung nach Berlin reist, weiß er tatsächlich nicht, welchen der drei ersten Plätze er gewonnen hat. Vor einem großen Fachpublikum stellen alle Preisträger ihre Arbeiten und Ergebnisse nochmals vor. „Ich war sehr aufgeregt bei meiner Präsentation“, gibt Christof Radlmayr unumwunden zu, doch davon ist nicht viel zu spüren. Als er schließlich mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wird, ist seine Freude übergroß.
Bewerbungen - weltweit
Zum Jahresende läuft das befristete Projekt, an dem er in Heide arbeitet, aus. Zunächst wird Christof Radlmayr dann wieder nach Friedberg zurückkehren, wo er Anfang Dezember gleich auch wieder ehrenamtlich im Einsatz ist: als Nikolaus für den Senat der KJG. Doch natürlich plant der junge Mann schon weiter und bewirbt sich – weltweit. „Ich bin räumlich nicht festgelegt und hoffe, dass ich bald im Event- oder Tourismusmanagement, in der Planung und Koordination und gerne mit Bezug zu Sicherheit auf Veranstaltungen tätig sein kann.“
myheimat-Team:Dagmar Weindl aus Friedberg |
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