Auf den Spuren Friedberger Geschichte im einstigen hohenzollerischen Franken

Schwabach – die Stadt der Nadler und Goldschläger – symbolhaft dargestellt durch den Friedberger Künstler Wolfgang Auer.
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  • Schwabach – die Stadt der Nadler und Goldschläger – symbolhaft dargestellt durch den Friedberger Künstler Wolfgang Auer.
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Der Münchner Historienmaler Josef Widmann hat mit seinen Fresken im Rathaussaal bedeutende Ereignisse und Persönlichkeiten für die Friedberger Stadtgeschichte abgebildet. So findet sich an der Südseite des Ratssaales in einem Medaillon auch das Bildnis der Herzogin Margarethe. Diese Frau stammte aus dem Hause Hohenzollern.

Auf die Spuren dieses Adelsgeschlechts in Schwabach, Cadolzburg, Kulmbach, Kronach, Bayreuth und Ansbach mit der Landesausstellung begab sich der Heimatverein Friedberg bei seiner viertägigen Reise ins Frankenland. Dabei spielte immer wieder die Beziehung zu Friedberg eine herausragende Rolle. In Schwabach, der Stadt der Nadler und Goldschläger, hieß uns eine riesige Stecknadel aus Friedberg willkommen. Entworfen und gefertigt hat die Skulptur der Friedberger Künstler Wolfgang Auer. Die Goldkugel mit einem Durchmesser von drei Metern sitzt auf einer rund drei Meter hohen, schräg stehenden Edelstahlsäule.

Sagenhafter Aufstieg des Hauses Hohenzollern


Bei der Führung durch die in der Nähe von Schwabach gelegenen Cadolzburg wird die Geschichte der Hohenzoller erfahrbar. Diese waren zunächst Burggrafen von Nürnberg, Markgrafen von Ansbach und Bayreuth, Kurfürsten von Brandenburg, wurden dann Könige von Preußen und schließlich deutsche Kaiser. Die Museumsführerin hatte sich eigens für den Heimatverein kundig gemacht, um auf die Beziehung zu Friedberg eingehen zu können. Letztlich wurde hier das endgültige Aus des Herzogtums Bayern-Ingolstadt besiegelt. Margarethes Vater, der vorwiegend auf der Cadolzburg residierte, war Burggraf Friedrich von Nürnberg.

Ihm wurde im Jahr 1415 die Mark Brandenburg mit der zugehörigen Kurwürde von König Sigismund übertragen. Durch diese Rangerhöhung fühlte sich Herzog Ludwig VII. im Barte von Bayern-Ingolstadt verletzt und antwortete nicht nur mit wüsten Beschimpfungen („du neulich hochgemachter … lügenhafter Edelmann, treuloser Burggraf“), sondern zerstörte mit seinen Truppen auch die Burggrafenburg in Nürnberg, die danach nicht mehr aufgebaut wurde.

Dreiteilung des Herzogtums Bayern führt letzten Endes zu bewaffneten Auseinandersetzungen

Die Grundlage für Streitigkeiten war schon gelegt, als der Vater von Ludwig im Barte, Herzog Stefan, mit seinen zwei Brüdern 1393 entschied, das Herzogtum Bayern untereinander aufzuteilen in Bayern München, Bayern Landshut und Bayern Ingolstadt. Letzteres erhielt Herzog Stefan. Sein Sohn Ludwig im Barte war mit dieser Teilung nicht einverstanden. Eine Gebietsänderung in seinem Sinne konnte nur mit kriegerischen Mitteln durchgesetzt werden. Ludwig schuf sich einen weiteren erbitterten Feind, als er die Herkunft seines Vetters Herzog Heinrich des Reichen von Bayern-Landshut in Frage stellte und behauptete, dieser stamme von einem Koch ab, mit dem seine Mutter ein Verhältnis gehabt habe. Der bis zum äußersten Beleidigte versuchte ihn zu ermorden, was aber misslang. Es kam zum Krieg. Gegen Ludwig kämpften erbittert Herzog Heinrich und seine Verbündeten, zu dem auch der Vater von Margarethe, Friedrich von Hohenzollern, zählte. Verheiratet war dieser mit der „schönen Else“, der Schwester des Herzog Heinrichs von Bayern-Landshut. Die Schönheit der Mutter schien nicht auf die Tochter Margarethe übergangen zu sein. Ihr wenig attraktives Aussehen war allerdings nicht der Grund, warum sich Herzog Ludwig VII. der Bärtige von Bayern Ingolstadt gegen die Eheschließung seines Sohnes Ludwig VIII. mit Margarethe stemmte. Schließlich war ihr Vater Friedrich ein Erzfeind von Ludwig im Barte.

Sohn Ludwig gegen Vater Ludwig

Die trotzige Hochzeit im Jahr 1441 dürfte die Feindschaft zwischen Vater und Sohn noch weiter vertieft haben. Ludwig VII. bevorzugte seinen unehelichen Sohn Wieland von Freyberg und betrieb die Enterbung seines legitimen Sohnes Ludwig VIII., der wegen seines Buckels auch Ludwig der Bucklige oder Höckerige genannt wurde. Sohn Ludwig erhob sich nun gegen seinen Vater Ludwig. Zu Hilfe eilte dem jungen Ludwig der Hohenzoller Albrecht Achilles, der Bruder dessen Frau Margarethe.
Inzwischen war dieser nach dem Tod seines Vaters Friedrich im Jahr 1440 selbst Kurfürst und Markgraf von Brandenburg geworden. Es gelang ihnen, den alten Herzog Ludwig im Barte in Neuburg festzusetzen. Dadurch wurde Ludwig VIII. der Bucklige selbst zum Herzog von Bayern-Ingolstadt.
Vier Jahre nach seiner Hochzeit, im Jahr 1445, verstarb Ludwig der Bucklige ohne Erben. Albrecht Achilles führte den alten Herzog als Gefangenen auf seine Burg, auf die Cadolzburg. Mit diesem Faustpfand in der Hand verhandelte Albrecht Achilles mit Herzog Heinrich dem Reichen von Bayern Landshut. Albrechts Schwester, die Herzoginwitwe Margarethe, zog daraufhin ganz nach Friedberg und lebte hier bis 1462.
Um Ersatz für seine Kriegskosten zu erhalten, verkaufte Albrecht Achilles seinen Gefangenen Ludwig im Barte an Herzog Heinrich den Reichen für 100.000 Gulden. Ludwig wurde in der Burg zu Burghausen festgesetzt.

Bayern-Ingolstadt und damit auch Friedberg werden niederbayerisch

Mit diesem Trumpf in der Hand ignorierte Herzog Heinrich die Ansprüche seines Vetters von Bayern-München und verleibte sich das Herzogtum Bayern-Ingolstadt in sein Herzogtum Niederbayern ein. Das bedeutete, dass auch Friedberg für fast ein halbes Jahrhundert niederbayerisch wurde.

Im Rathaussaal in Friedberg hat der Historienmaler Widmann auch Ludwig VII. im Barte dargestellt. Dieser Herzog gilt nämlich als der zweite Stadtgründer Friedbergs. Die Stadt war wegen der Fehden mit Augsburg in ihrer Bedeutung zum Markt herabgesunken. Herzog Ludwig VII. umgab Friedberg ab 1409 mit einer steinernen Stadtmauer und einem Graben, ertüchtigte die Burg und nahm Friedberg aus dem Aichacher Landgericht heraus und schuf ein neues Landgericht Friedberg, den späteren Altlandkreis. Er versah die Stadt mit Rechten. Unter anderem gehen drei Jahrmärkte auf ihn zurück, ein weiterer kam erst im 19. Jahrhundert hinzu.

Altes Marktrecht neu ausgestaltet und preisgekrönt

Einen frischen Aufwind erfuhren diese Märkte neuerdings durch ein neues, gelungenes Konzept des Aktiv-Rings, der dafür 2020 den bayerischen Stadtmarketingpreis erhielt. Statt Judika-, Laurentius-, Matthäus- und Martinimarkt heißen sie passend zu den Jahreszeiten Blumenfest, Früchtefest, Kürbisfest, Plätzlefest. Jetzt strömen plötzlich an den Marktsonntagen die Besucher in Scharen herbei. Die Buden befinden sich an diesen Sonntagen nicht nur in den hübschen Seitengassen der Friedberger Altstadt, sondern hauptsächlich in der Ludwigstraße. Sie ist benannt nach dem streitbaren Herzog Ludwig VII. im Barte, dem Friedberg seine zweite Stadtwerdung und die Marktsonntage verdankt.

Bürgerreporter:in:

Regine Nägele aus Friedberg

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