Erlebnisreise Skandinavien und Nordkap: Bergen und Flam

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Eigentlich wäre für heute die Besteigung der Trollzunge bei Odda unser Ziel, doch bei schlechtem Wetter würde dies flach fallen. Trotzdem – Richtung Odda mussten wir auf alle Fälle!
Odda ist eine nicht besonders hübsche Industriestadt, die in der Hardanger-Region (Nationalpark) nahe dem Folgefonn-Gletscher liegt. Der riesige, tosende Wasserfall, den wir kurz vor dem Städtchen bewundern konnten und der gewaltige Gletscher, der zum Greifen nah schien, boten uns grandiose Perspektiven.
Wir hatten wieder Probleme mit der Batterieanzeige. Es blieb uns nichts anderes übrig, als in Odda eine Werkstatt aufzusuchen. Ich erklärte dem Mechaniker unser Problem. Ein Blick von ihm unter unsere Motorhaube, Kopfschütteln und eine verzweifelte Bemerkung über den desolaten Zustand des veralteten Kabelsystems im Motorraum verriet mir seine Verwunderung darüber, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Nachdem er mit einem Messgerät einige Prüfungen vorgenommen hatte, erneuerte er die Kontakte einiger Kabel, was aber am Dauerlicht der Batteriekontrollanzeige nichts änderte. Der Motor benötigte mehr Strom, als die Lichtmaschine produzieren konnte.
Sein Vorschlag:
Die billigste Lösung für uns wäre, jede Nacht an einem Campingplatz die Autobatterie aufzuladen und zu hoffen, dass die jeweils einen Tag lang hält.
Die zweite Alternative war der Austausch der kompletten Lichtmaschine (den Regler allein gab es seinen Angaben zufolge nicht), die Kosten für die Lichtmaschine würden sich ohne Einbau auf mindestens 500 Euro belaufen. Einige Tage Wartezeit (Renault ist eine seltene Marke in Norwegen) würde uns die Reparatur außerdem kosten. Von dieser Alternative riet er uns aufgrund des Alters des Fahrzeugs stark ab. Als er von unserem Ziel, dem Nordkap, hörte, bemerkte er halbherzig, wir könnten es ja mal versuchen. Ich sah ihm aber an, dass er nie und nimmer daran glaubte. Er wünschte uns trotzdem viel Glück auf unserer weiteren Reise.
Wir zahlten erst mal die Rechnung von 200 Nkr (etwa 26 Euro) und fuhren weiter. Wir waren uns einig: wir wollten weiterfahren und unsere Ziele vor Augen halten, bis gar nichts mehr geht.
Wegen des schlechten Wetters und des Zeitaufwands in der Werkstatt war die Besteigung der Trollzunge gestrichen.
Wir hatten wunderbare Ausblicke auf der nationalen Touristenstraße entlang des Hardangerfjords. An den Berghängen entlang des Fjords konnten wir zahlreiche Apfel- und Kirschplantagen entdecken. Es war zwar meistens bewölkt, wir blieben aber vom Regen verschont. Abends erreichten wir Bergen und suchten uns auf der Insel Aresund einen Platz zum Übernachten.
Da sich die Stadt auf ein riesiges, kilometerlanges, durch viel Grün unterbrochenes Areal erstreckt, möchte man kaum glauben, dass Bergen die zweitgrößte Stadt Norwegens ist.
Im Hafenviertel Bryggen mit den hübschen Holzhäusern wie aus alter Zeit tummelten sich zahlreiche Touristen aller erdenklichen Nationalitäten, denn ein Kurzaufenthalt in Bergen fehlt auf keiner Kreuzfahrt- oder Bustour. Am Kai boten die Fischstände ein reichhaltiges Angebot an frischem Fisch, anderem Meeresgetier und Krabbenbrötchen. Blumen- und Obststände bildeten bunte Farbtupfer auf dem quirligen Marktplatz Torget. Wir bummelten steilen, malerischen Gassen entlang eine Anhöhe empor und überblickten den Hafen und die Innenstadt.
Später machten wir uns auf den Weg nach Flam.
Die Batteriekontrollleuchte leuchtete immer wieder auf, was bedeutete: anhalten, klopfen bis die Anzeige erlischt, weiterfahren. Kurz vor Flam ging sie gar nicht mehr aus! Ausgerechnet jetzt hatten wir ziemlich lange Tunnels vor uns: 11 km und gleich darauf 5 km. Hoffentlich würden schaffen wir es heil durch beide Tunnels durch schaffen – unbeleuchtet eine Panne im Tunnel wäre nicht gerade der Hit!
Wir kamen gottlob heil durch und erreichten jetzt Flam.

Eine Fahrt mit der tannengrünen Flambahn nach Myrdal und zurück wollten wir uns nicht entgehen lassen. Langsam zuckelte die Bahn stetig die etwa vor Hundert Jahren von Menschenhand (nicht Maschinen) gebauten Bahnstrecke mit einigen Tunnels empor. Der Kjosfoss, ein gigantischer Wasserfall, stürzte über die steilen Felswände in die Tiefe. Direkt am Wasserfall hielt die Bahn für eine kurze Zeit an. Wir durften aussteigen um Fotos von dem beeindruckenden Naturschauspiel zu schießen. Unvermittelt ertönte klassische Musik und etwa auf mittlerer Höhe des Wasserfalls führte eine in wallendes Gewand gekleidete Frau einen anmutigen Tanz auf. Danach fanden sich alle Fahrgäste wieder im Zug ein, um die Fahrt fortzusetzen. In Myrdal gab es noch mal eine kurze Pause, dann folgte die Rückkehr nach Flam.
Am dortigen Campingplatz übernachteten wir, luden die Batterien auf (Ein Ladegerät hatten wir dabei) und waren uns darüber einig, die Lichtmaschine wohl oder übel austauschen lassen zu müssen. Wir hatten auf dem Weg hierher eine Autowerkstatt gesehen, zu der wir am nächsten Tag zurückfahren wollten.

Bürgerreporter:in:

Renate Gaber aus Friedberg

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