Die Hormone der Schilddrüse beeinflussen den gesamten Stoffwechsel des Menschen. Eine Über- oder Unterfunktion hat Auswirkungen auf den Verdauungstrakt, das Herz, die Nerven und Muskeln. Aber auch das Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln, die Sexualität und Fruchtbarkeit sowie die Persönlichkeit und Psyche werden durch die Hormone der Schilddrüse beeinflusst.
Die Symptome einer Erkrankung der Schilddrüse sind daher oft mannigfaltig und unspezifisch. „Aber wenn man das Problem erkannt hat, sind Erkrankungen der Schilddrüse meist gut behandelbar,“ erklärt Dr. Eisenbach, Leitende Oberärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Wertachkliniken. Bei einem Verdacht auf eine Erkrankung der Schilddrüse wird in Normalfall zunächst das Blut untersucht. Bei einer Ultraschalluntersuchung kann man die Größe der Schilddrüse ausmessen sowie eventuelle Knoten erkennen. Und bei Bedarf kann eine nuklearmedizinische Untersuchung, eine sogenannte Szintigraphie, die Stoffwechselvorgänge in der Schilddrüse darstellen.
Unterfunktion der Schilddrüse
Von einer Unterfunktion der Schilddrüse spricht man, wenn sie zu wenig Hormone ausschüttet. Auslöser dafür können beispielsweise Jodmangel und Entzündungen oder der Folgezustand nach einer Schilddrüsenoperation sein.
Die Symptome können in allen Fällen dieselben sein. Man beobachtet beispielsweise Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Konzentrationsstörungen, Kälteempfindlichkeit, Haarausfall und Gewichtszunahme trotz gleichbleibender Ernährungsgewohnheiten.
Bei länger bestehendem Jodmangel versucht die Schilddrüse, durch eine Vergrößerung des Organs, dennoch ausreichend Schilddrüsenhormone zu produzieren. Dabei entstehen viele kleine Knoten und eine Schilddrüsenvergrößerung, die im Volksmund als Kropf bekannt ist.
Als vorbeugende Maßnahme empfiehlt die Fachärztin eine ausgewogene Ernährung, die ausreichend jodhaltige Nahrungsmittel enthält.
Überfunktion der Schilddrüse
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse kann es ebenfalls zu Schlafstörungen und Haarausfall kommen. Andere Symptome sind vermehrtes Schwitzen, Wärmeunverträglichkeit, Durchfall, Nervosität, Herzrhythmusstörungen und erhöhter Puls.
Der Haken an der Sache: Die Symptome einer Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse sind genauso individuell wie der Mensch. Das heißt, manche sind bei einer Person sehr stark und andere haben sie gar nicht.
Eine Ursache für eine zu hohe Ausschüttung von Schilddrüsen-Hormonen kann eine besondere Art von Schilddrüsenknoten sein. Diese sogenannten autonomen Adenome lassen sich nicht mehr zentral durch das Gehirn und durch eine Rückkoppelung der Schilddrüsenhormone im Blut steuern und produzieren daher ungebremst Schilddrüsenhormone.
Meist eine gute Prognose
Der sogenannte Morbus Basedow, eine Autoimmunerkrankung, sowie Entzündungen der Schilddrüse können sowohl eine Über- als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse auslösen. Darüber hinaus hat leider die Zahl der Schilddrüsenkarzinome, also der Krebserkrankungen, in den letzten Jahren zugenommen. In den allermeisten Fällen haben diese jedoch eine sehr gute Prognose, sagt die Fachärztin.
Viele Erkrankungen der Schilddrüse können mit Medikamenten behandelt werden. „Bei einigen Arten von Knotenbildungen sollte eine Operation erfolgen, und manchmal ist eine Radiojod-Therapie angeraten“, sagt Dr. Eisenbach: „Dabei zerstört man das erkrankte Schilddrüsengewebe medikamentös mit einem radioaktivem Jod-Isotop.“
Die Schilddrüse: Viel mehr als Unter- und Überfunktion Vortrag von Dr. Joanna Eisenbach, Leitende Oberärztin der Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Wertachkliniken, am 11. Oktober um 19.30 Uhr in der Singoldhalle Bobingen, Willi-Ohlendorf-Weg 1
Eintritt frei
Bürgerreporter:in:Doris Wiedemann aus Schwabmünchen |
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