Zur Musik am 1. Sonntag im Monat erklingen in St. Martin, Kaufbeuren am 6. September 2020 ab 15.00 h Werke von Joseph Haydn (1732 – 1809), Henri-Gustave Casadesus (1879 – 1947) und Camille Saint-Saëns (1835 – 1921). Ausführende sind Ana Tsotsoria (Klavier), Nicole Deisenhofer (Violine), Christian Klimm (Violine) und Andreas Thiemig (Cello). Der Eintritt ist frei, Spenden kommen karitativen Projekten zugute.
Das Programm leitet damit von der Wiener Hochklassik (Joseph Haydn) zur Romantik und Post-Romantik (Casadesus) über. Das Viola-Konzert in c-Moll des Pariser Bratschers Casadesus
ist insofern interessant, als dass es seit seiner Entstehung im Jahr 1916 vom Komponisten selbst als Werk des Bach-Sohnes Johann Christian Bach deklariert wurde, doch nach einschlägiger musikwissenschaftlicher Forschung diesem nie und nimmer zugeschrieben werden kann. Diesen Kniff der Falsifizierung wandte Casadesus indes mehrfach an: Mehrere seiner Werke schrieb er Spätbarockkomponisten zu, darunter vielfach einem der Bach-Söhne. Die Motive lassen sich nur erraten. Casadesus, der aus einer Pariser Musikerdynastie stammte, wirkte in der Zeit der beiden verheerenden Weltkriege. Musiker waren in jenen Jahrzehnten bitterarm, sie hatten es noch viel schwerer als heutzutage, sich zu vermarkten. Daher borgte sich der begnadete Komponist wahrscheinlich große Namen, um seine Werke unters Volk zu bringen. Dies betrachten wir heute als einen der Not geschuldeten Akt der beispiellosen Selbstverleugnung. Das Werk wird übrigens bis heute von den Verlagen als Konzert von Johann Christian Bach herausgegeben. Umso wichtiger erscheint es, den wirklichen Komponisten zu nennen, über den hier mehr zu erfahren ist: Henri Casadesus (Wikipedia) .
Camille Saint-Saëns ist vielen Freunden der Cellomusik durch seine weltberühmte Melodie des Schwans aus dem „Karneval der Tiere“ bekannt. Von ihm erklingt das sehr schöne a-Moll-Konzert. Das C-Dur Konzert von Joseph Haydn (Hob VIIb: No 1)
war nahezu 200 Jahre lang verschollen. Es wurde erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts in der Prager Musikbibliothek entdeckt und am 19. Mai 1962 neuzeitlich uraufgeführt. Heute gehört es zu den großen Konzerten der Celloliteratur.
Die Mitwirkenden des Konzerts (Violinen, Cello) stammen aus dem VHS-Orchester Kaufbeuren, dessen Sommerkonzert im Kloster Irsee dieses Jahr leider Corona-bedingt ausfiel. Sie werden von der georgischen Pianistin Ana Tsotsoria unterstützt.
Bürgerreporter:in:Andreas Thiemig aus Kaufbeuren |
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