Darauf einen doppelten Jägermeister! Unsere Waidmänner holen Gold bei der Rabulistik-Olympiade
Der klassische Konflikt zwischen Tierschützern und Jägern ist, sofern beide Seiten sich nicht irgendwie aufeinander zu bewegen (und das tun sie nicht) kaum lösbar. Hier prallen Welten, Philosophien, Ideologien und diametral entgegengesetzte Lebensein- und Wertvorstellungen aufeinander. Und die reduzieren sich in finaler Konsequenz auch auf die Gretchenfrage, ob nicht-humanoide Lebewesen als Ding bzw. Sache anzusehen sind, über die zu richten im Ermessen des Menschen steht, oder ob es eben Mitgeschöpfe sind, die ein natürliches Recht auf Unversehrtheit haben.
Die Waffen sind, im übertragen wie im tatsächlichen Sinn, ungleich verteilt bzw. nicht immer und überall strategisch vorteilhaft in Stellung gebracht. Während die klassisch ausgerichtete und straff organisierte Waidmann- und –frauschaft eine relativ geschlossene und homogene Front bildet, zersplittern sich deren Widersacher in viele recht unterschiedlich ausgerichtete Einzel- und Interessengrüppchen, bei denen viele ihr eigenes Süppchen kochen und zum Teil erheblich voneinander abweichende Ziele verfolgen. Wobei verbohrter Fanatismus auf beiden Seiten zu finden ist.
Reden wir nicht von all jenen, die sich beispielgebend, aber in aller Stille und unermüdlich für verfolgte Kreaturen einsetzen, viel Zeit und Geld investieren, ohne zu erwarten oder darauf zu spekulieren, dass man ihnen dafür öffentlich auf die Schulter klopft. Das wollen sie gar nicht. Daneben gibt es einerseits die Herren (und Damen) über Leben und Tod, deren „grünes Abitur“ sie nach eigener Interpretation per se als Naturfreunde ausweist. Auf anderen Seite dann wiederum solche, die die Deutungshoheit, was Tierfreundlichkeit ist bzw. zu sein hat, einzig und allein bei sich selbst suchen und finden. Deren operative Betriebsamkeit mitunter auch der (Profil-) Pflege des eigenen Egos dient. Sie sind ideologisch gestählt, kompromisslos, rechthaberisch. Aber das publikumswirksame Beharren auf Maximalforderungen hat noch nie etwas gebracht, weder auf diesem Feld, noch auf einem anderen. Das kennt man ja aus der Politik. Aber auch wenn Tier- und Naturschutz zum Spielball parteipolitischen Taktierens werden, wie es zunehmend passiert, kann das der Sache selbst nicht dienlich sein. Die bleibt dann auf der Strecke. Apropos: Die (Strecke) der Jäger betrug hessenweit lauf offizieller Statistik im Jagdjahr 20123/14 265.445 tote Tiere. Darunter 30955 Füchse, 21614 Waschbären, 5500 in ihrem Bestand gefährdete Feldhasen und 10429 Ringeltauben. Seit der Jagdsaison 2009/10 waren es landesweit 1.442.016 tote Beutetiere.
Jagen um des Schönen willens?
„Wir jagen um des Schönen willen in der Jagd, nicht der Beute wegen“ heißt es in einem immer wieder gerne verwendeten Zitat, das einem gewissen Graf von Schwerin zugeschrieben wird. Ja, nee, ist klar. Schönheit liegt immer auch im Auge des Betrachters. Und ob diejenigen, die dieser Schönheit durch ihr Opfer erst zur vollen Entfaltung verholfen haben, diese Einstellung teilen, sie dies zu fragen, dafür dürfte es zu spät sein. Es darf aber bezweifelt werden.
Was die Lodenlook-Fraktion den Fauna-Paten voraus hat, ist ihr höchst effizienter PR-Apparat: Man(n) spricht weitestgehend mit einer Stimme. Presse-Infos mit dem ausschließlichen Ziel, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, werden, Ausnahmen bestätigen die Regel, zentral, professionell und gezielt gestreut. Und zwar mit dem Ergebnis, dass selbst honorige und respektable Medien die propagierten Thesen und Hypothesen kritiklos übernehmen, ohne diese erst groß zu hinterfragen. Das kann der größte Blödsinn sein. Hier kommt Plakativität vor Logik und ernsthafter Stichhaltigkeit. Am Beispiel des ach so bösen, gefährlichen und schädlichen Waschbären lässt sich das wunderbar festmachen. Dank des propagandistischen Dauerbombardements glaubt ein großer Teil der Bevölkerung inzwischen tatsächlich, dass es sich bei diesen maskierten Klein-Petzen um Werkzeuge des Teufels handelt, die so gut wie für alles Ungemach diesseits und jenseits unserer Zivilisation verantwortlich sind. Dabei dürften die wenigstens jemals ein solches Tier aus nächster Nähe zu Gesicht bekommen haben.
Goldmedaille bei der Rabulistik-Olympiade
Doch zurück zum Thema. Eigentlich ist im Rahmen dieser ewigen, oben erwähnten Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse (wem welche Rolle gebührt, mag jeder für sich selbst entscheiden) ja alles gesagt. Was da noch an Einlassungen folgt, sind Variationen des bereits Dargelegten. Meistens jedenfalls. Der Landesjägerschaft in Bremen ist es jedoch noch einmal gelungen, der endlosen Debatte neuen Drive zu geben. Die Pirschgänger von der Weser haben der Diskussion mit argumentativer Wucht eine ganz neue Dimension erschlossen – und inszenieren sich nebenbei als Retter der Welt. Gut, dass es sie gibt. Sonst stünde unser gebeutelter Planet noch schlechter da, als er es schon tut. Mit dieser selbst überhöhenden Klimmzug-Nummer würden sie bei jeder Rabulistik-Olympiade die Hubertus-Medaille in Gold mit Eichenlaub gewinnen.
Falls Sie es noch nicht wissen: Die Nimrods, vor allem die norddeutschen aus dem Wesermarsch-Outback, reduzieren durch ihr segensreiches Wirken die Zahl der Unfalltoten und verletzten Opfer im Straßenverkehr, sorgen dafür, dass weniger Wildtiere von Autos angefahren werden und qualvoll sterben müssen, ersparen Rehkitzen und anderen Wiesentieren schmerzliche Tode durch Mähdrescher, garantieren für die Sicherheit der Deiche und sind somit Garanten für einen effektiven Hochwasserschutz. Dass dem so ist, legt der Umkehrschluss dessen, was die Jäger auf ihrem Internet-Portal http://www.lj-bremen.de/Jagd-Naturschutz-Sind-Sie-...
verbreiten, suggestiv nahe.
Alles Gute kommt aus den Läufen der Gewehre
Dort heißt es, dass derjenige, der gegen die Jagd sei, automatisch eine Fülle negativer Entwicklungen fördere. Anders ausgedrückt: Wer den Jägern und ihrem Treiben skeptisch bis ablehnend gegenüber steht, fördert Käfighaltung und Geflügelmast, Antibiotikaeinsatz in der Viehzucht, lange Viehtransporte, das Töten von Nutztieren zwecks Nahrungserwerbs, industrielle Schlachthöfe und verheerende Ökobilanzen. Ja, und untergräbt natürlich auch die Volksgesundheit, die durch Tollwut, Fuchsbandwurm, Schweinepest, Hasenpest, Räude, Staupe und Vogelgrippe angeblich akut gefährdet ist. Da gibt es nur ein probates Mittel gegen. Und das befindet sich in den Läufen und Magazinen der Jagdwaffen.
Das ist und war jetzt nicht als Witz gemeint. Die Bremer meinen das im Ernst oder im Paul. Wir scheinen es hier mit einem besonders krassen Fall intellektuellen Waidwundtums zu tun zu haben. Für den Internetauftritt und auch den Inhalt der Landesjägerschaft zeichnet ein gewisser Marcus H. verantwortlich, im Zivilberuf Unternehmensberater. Der Mann hätte sicher auch keine Probleme damit, uns die Hells Angels als Kamillenblütentee trinkende Sozialarbeiter-Combo zu verkaufen, deren gutmenschelnde Mitglieder ihre Einsatzorte in den vom Landeswohlfahrtsverband betriebenen Altenpflegeheimen auf Tretrollern anzusteuern.
Vielleicht liegt’s ja an der Höhenluft. Die höchste Erhebung im Stadtgebiet der pulsierenden Weser-Metropole liegt immerhin 10,5 Meter über dem Meeresspiegel. Da kann der Sauerstoffgehalt schon mal etwas reduziert sein. Was der Autor vielleicht noch zu erwähnen vergessen hat, wäre, dass es nicht zuletzt die grüne Zunft ist, die den Weltfrieden garantiert, den Regenwald rettet, das Rad (am geländegängigen SUV) erfunden hat und sich dem IS beherzt entgegen stellt. Endlich wissen wir, was wir an diesen Leuten haben….
Joachim Roehrings bitterböse TV-Satire über eine Jagdgesellschaft aus dem Jahre 1997, „Halali oder Der Schuss ins Brötchen“, müsste in diesem Fall in „Der Schuss in den Ofen“ umbenannt werden. Darauf einen Jägermeister!
Bürgerreporter:in:Jürgen Heimann aus Eschenburg |
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