Weil das Kinderlied ja tierfeindlich ist: In Limburg darf der Fuchs die Gans nicht mehr stehlen
Lasst die Kathedrale im Dorf und die Wildwutz im Wald! Eigentlich hat man im hessischen Limburg derzeit ja ganz andere Sorgen. Ein neuer Verdachtsfall um Kinderpornografie erschüttert das Bistum. Die Ermittlungen richten sich gegen einen 55jährigen Mitarbeiter der Kirchenverwaltung. Ein ganz anderer „Aufreger“ beschert der Dom- und Bischofsstadt bundesweit derzeit aber noch mehr mediale Aufmerksamkeit. Das Glockenspiel im Rathaus darf die Melodie von „Fuchs Du hast die Gans gestohlen“ nicht mehr abspielen. Weil der Kinderlied-Klassiker angeblich tierfeindlich ist. Kein Witz und auch kein Karnevalsscherz.
Eine nach eigenem Bekunden praktizierende Veganerin hat durchgesetzt, dass der inkriminierte Evergreen von der Playlist des mechanischen in der Turmspitze des historischen Verwaltungsgebäudes untergebrachten Bimmelbammel-Orchesters entfernt wurde. Die Frau, die in der Nähe arbeitet, fühlt sich durch die jeweils einminütige Instrumentalversion des volkstümlichen, 1824 von Ernst Anschütz verfassten Kinder-Songs in ihren Gefühlen verletzt. Aber nicht in ernährungstechnischer Hinsicht, weil sie dem rotrockigen Räuber vielleicht den Braten nicht gönnen mag. Schließlich kann man diese Tiere ja auch mit den überzeugendsten Argumenten nicht dazu bewegen, sich auf Tofu, Salat und Möhren zu beschränken.
Entscheidend war für die Frau einzig und allein die in dem Lied aufgezeigte tödliche Konsequenz – für den Fuchs, nicht die Gans. Dem bösen Reineke wird ja, klare Ansage, für den Fall, dass er das gekidnappte Federvieh nicht unversehrt zurückbringen sollte, mit dem Jäger und seinem Schießgewehr gedroht. Im läutenden Glockenspiel-Portfolio des Rathauses gibt es jedoch noch 32 andere Melodien, die die Lücke füllen können. So lange es nicht "Auf, auf zum fröhlichen Jagen" ist, geht das wohl auch in Ordnung. Die Wehr- und Schlachtgesänge im Liederheft des Deutschen Weidmanns sind nämlich von ganz anderer inhaltlicher „Qualität“. Da wird gesoffen, tapfer gekämpft und fröhlich gemetzelt. Da trieft der Waldboden vom Blut erlegter Bestien, offenbart sich im heroischen Kampf Mann gegen Sau (oder umgekehrt) wahre Mannesgröße. "Den Fänger bloß und was du kannst, hineingebohret in den Wanst". Also den Wanst der Wildsau. Oder, wie es an anderer Stelle heißt: "Wir Jäger zieh'n voll Kampfeslust hinaus in die Reviere, Kraft und Mut schwillt uns die Brust, uns fürchten Mensch und Tiere". Tataaa! Wer mitsingen möchte: http://www.rotorman.de/von-der-playlist-gestrichen...
Klingt irgendwie wie selbst ausgedacht, Gabi!