Ein Besuch auf dem Wortfriedhof: Wo die “Duttengretel“ und der „Hennengrabscher“ ruhen
Der Schwiegersohn hieß früher mal "Tochtermann", während es beim Baustoffhändler um die Ecke, verlangte der Kunde nach "Quietschpappe", einen Stapel Styroporplatten gab. Das von seiner ehrgeizigen Mutter angestachelte Nachbarmädel trieb einen beim Üben auf dem "Wimmernholz" (Geige) in den Wahnsinn, die "Fußgasaffen" von einst haben sich zu coolen Moto-Bikern gemausert. Handelte es sich bei ihren Untersätzen um eher untermotorisierte Zweiräder, war von "Babybrummen" die Rede.
Was ein Lüsterweibchen war (Foto unten links), wissen heute auch nur noch wenige. Dabei handelte es sich aber mitnichten um eine "Asphaltantilope", wie man(n) die Damen des horizontalen Gewerbes auch zu nennen pflegte. Models und Mannequins hießen anno-batsch noch "Vorführdamen", und den "Karnickelpass" gab's für kinderreichen Familien mit mehr als drei Bälgern. Er ermöglichte diesen Bahnfahrten zum halben Preis. Der „Hennengrabscher“ (Foto unten rechts) ist zwar nicht ausgestorben, heißt aber heute anders. Der "Heiermann" als Synonym für ein Fünf-Mark-Stück halt als Währungseinheit aber längst ausgedient, der Ausdruck "Duttengretel" für ein wohlgeformtes Frauenzimmer „mit viel Holz vor der Hütt’n“ ist auch nicht mehr gebräuchlich. Pferdeoper, Metzgerporsche, Entwarnungsfrisur und Krawallbrause wären weitere Beispiele.
Wörter werden geboren, leben eine Zeit lang und sterben schließlich ab, wenn sie nicht mehr in aller Munde sind. Vielleicht, weil sie dem Zeitgeist nicht mehr entsprechen oder es die Dinge, für die sie stehen und standen, nicht mehr gibt. Sie finden dann auf dem Wortfriedhof ihre letzte Ruhestätte. Ein kleiner Rundgang über eine solche linguale Nekropole:: http://www.rotorman.de/auf-dem-wortfriedhof-beerdi...
Bürgerreporter:in:Jürgen Heimann aus Eschenburg |
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