Wir schieben eine Nummer im ruhenden Verkehr: Parkscheine, inversive Turbulenzen und als Politessen verleidete Turbo-Amazonen

Wie man sich bettet, so parkt man/frau. Deshalb heißt es ja auch „ruhender Verkehr“. Und dessen Überwachung ist nicht immer ganz konfliktfrei. | Foto: Gabi Schoenemann/Pixelio.de
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  • Wie man sich bettet, so parkt man/frau. Deshalb heißt es ja auch „ruhender Verkehr“. Und dessen Überwachung ist nicht immer ganz konfliktfrei.
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Ein Knöllchen hat man sich schnell gefangen. Ob zu Recht oder zu Unrecht, sei einmal dahingestellt. Aus so einer Nummer unbeschadet und ohne finanziellen Verlust wieder heraus zu kommen, ist schon bedeutend schwieriger. Die Damen und Herren in den kommunalen (und staatlichen) Ordnungsbehörden schalten da in der Regel auf Durchzug, auf stur, oder auf beides. Da kann ja jeder kommen…Das ist wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel, aber eben nicht immer ein ganz aussichtsloser. Mitunter gelingt es doch, die Hilfssheriffs und ihre Vorgesetzten von der eigenen Unschuld zu überzeugen. Die Chancen dafür stehen umso besser, so auf der Gegenseite Leute sitzen, die Spaß verstehen. Eine Voraussetzung, die im vorliegenden Fall, der schon ein klein wenig zurück liegt, wohl gegeben war. Streitwert: 10 EUR.
Eine Autofahrerin aus einer kämpferisch-aufmüpfigen, im Randgebiet des mittelhessischen Outbacks gelegenen Bergdorfgemeinde hatte während einer Shopping-Tour in einem benachbarten mittelalterlichen Fachwerkstädtchen eine gebührenpflichtige Verwarnung kassiert, weil sie angeblich keinen Parkschein gelöst hatte – was aber, wie sich herausstellte, doch der Fall gewesen war. Nur hatte sich das Zettelchen dummerweise selbstständig gemacht und war durch die beim Öffnen und Zuschlagen der Fahrertür entstandenen Luftströmungen in den Fußraum gesegelt – und so von außen ja, wie gefordert, nicht mehr sichtbar. Diese fatale Kettenreaktion aber einer Politesse und ihrem „Chefe“ begreiflich zu machen, erfordert vollsten Einsatz, argumentative Wucht und sensibles Einfühlungsvermögen in die Naturgesetze der Physik.
Und wer musste das wieder leisten? Der gebeutelte Ehemann der Delinquentin, einer notorischen Wiederholungstäterin. Nachfolgende dessen Replik auf die Zahlungsaufforderung aus dem Rathaus im Original-Wortlaut. Namen der handelnden Personen sind der Redaktion bekannt:

Verwarnungsgeld/Aktenzeichen 147.025605.9/Anhörung
Sehr geehrte Damen und Herren,

von der Einforderung des Verwarnungsgeldes in obiger Angelegenheit bitte ich abzusehen. Begründung: Turbulenzen im Luftraum des Pkw meiner Frau. Wie Sie an dem als Beweismittel beigefügten Parkschein unschwer ablesen können, hatte meine Angetraute zu besagtem Zeitpunkt dem einarmigen Banditen auf dem Hintersand-Airport sehr wohl ein ordnungsgemäßes Landeticket entlocken können. Das war natürlich ein Geschäft auf Gegenseitigkeit: Im Gegenzug hatte sie den Münzschlitz des gefräßigen Automaten zuvor mit einem Euro gefüttert dadurch für ihre Maschine eine Abstellzeit bis 17.18 Uhr gemietet.

Um 16. 20 Uhr nun hat die Luftaufsicht in Gestalt des/der HPB Kühne zugeschlagen. Zwischenfrage erlaubt? Danke. Sehr nett von Ihnen! Wir haben uns in unserem sofort eingerichteten familiären Krisenstab zu Erforschung aerophobischer Abnormalien sehr lange über den Vornamen diesen Zeugen (oder ist es gar eine Zeugin??) den Kopf zerbrochen. Steht HPB nun für Hans Paul Bernd, Heinrich Peter Burkhardt oder Hyronimus Patrick Balthasar? Sollte es sich um eine Frau handeln, könnte das Kürzel auch Hilde-Pauline Bertha, Heike-Petra-Bafke oder Jana Patrizia Babette bedeuten. Oder ist es gar das Namenskürzel der bekannten Okkultistin Helena Petrovna Blavatsky? Muss ja ein ganz schön bunt zusammengewürfelter Haufen bei Ihnen sein. Zutreffendes aber bitte und unbedingt ankreuzen. Wir sind gespannt und haben sogar Wetten abgeschlossen. Wir vermuten aber, dass diese Person ob ihrer intellektuellen Konditionierung kaum in der Lage sein dürfe, selbst eine Briefmarke unfallfrei aufzukleben. Aber das ist eine ganz subjektive Einschätzung.

Das Handschuhfach tiefer gelegt

Bei der ausschließlich für Kurzstrecken ausgelegten Tatmaschine mit Kolbenmotorantrieb handelt es sich um einen roten Boliden der Echo Klasse vom Typ Ford Fiasko mit der amtlichen Kennung LIMA/DELTA/KILO ALPHA/HOTEL 108. Diese mit vielen Extras ausgestattete Konstruktion (vier Räder, die bis zum Boden reichen, kreisrundes Steuerhorn, zwei Außenspiegel, ACL = Antikollisions-Leuchte hinten links und rechts, von außen verstellbare Innenspiegel, tiefer gelegtes Handschuhfach, versilberte Zylinderkopfdichtung und je einer Fußmatte im vorderen Cockpitbereich) pflegt mein Weibe (zu meinem großen Leidwesen) regelmäßig zu kostspieligen, höchst exzessiven Einkaufstouren nach Herborn zu nutzen. Nach umfangreichen, durch gutachterliche Erhebungen gestützte Ermittlungen der Hirzenhainer Luffahrtbehörde „Eschenburg-Control“ stellt sich das, was dann folgte, so dar die Expertise dazu wurde von Flugsicherheitsinspektor Hain Jürgmann erstellt und kann auch im Internet unter www. unglaublich.de eingesehen werden.

Fratale Ketteneaktion

Nachdem Frau H. auf dem Hintersand Airport um Landeerlaubnis ersucht und selbige auch erhalten hatte, beeinflussten nach dem Abstellen des Triebwerks tückische aerophysikalische Kräfte die weitere Checkout Routine. Im Fahrgastraum der Maschine kam es bedingt durch thermische Auftriebe (hervorgerufen durch Erhitzung der Bodenoberfläche) in Kombination mit seitlichen Scherwinden zu einer fatalen Kettenreaktion. Diese wurde unmittelbar durch eine durch das Zuschlagen der Kabinentüre hervorgerufene Windböe ausgelöst. Dadurch entwickelten sich in der vorderen Kanzel erhebliche Luftverwirbelungen, deren Ausläufer sich sodann wellenförmig überall an Bord ausbreiteten.

Folge waren extreme Luftdruckschwankungen, die wiederum den induzierten Interferenzwiderstand erhöhten. In solchen Extremsituationen kommt es, wie jeder weiß, dann zu inversiven Turbulenzerscheinungen, bei denen stabile und labile Schichtungen aufeinanderprallen. Meteorologen sprechen hier von einem adiabatischen Vorgang. Dieses Phänomen ist in seiner ganzen Bandbreite bis heute noch nicht hundertprozentig wissenschaftlich verifizierbar. Deshalb setzen die Physiker, um es mathematisch beschreiben zu können, in ihren Berechnungsmanifestionen auch den Faktor X mit der quadrat aquivalenten Formel ‘~\={{51 in Relation, wobei die Summe zwangsläufig ein Drittel des Ausgangsvolumens Y-3+ ergibt. Die Quersumme abzüglich 10 % ist in diesem Fall immer gleich. Soweit dürfte also alles klar sein, oder?

Theorie und Praxis

Überträgt man dieses Berechnungsmodell nun praxisnah auf den vorliegenden Fall, ergeben sich daraus folgende, logisch für jeden nachvollziehbare Schlussfolgerungen: Durch die atmosphärisch bedingte Volumenveränderungen der erwärmten Luft traten zwei verschiedene, aber unabhängig voneinander ablaufende Ereignisse ein, die sich aber in ihrer finalen Wechselwirkung gegenseitig bestimmten, zumindest ansatzweise oder gar nicht. Eventuell aber doch. Es kann aber auch sein, dass weniger, gegebenenfalls immerhin und wenn doch ja, auf jeden Fall stellenweise, mit Einschränkungen oder vielleicht überhaupt nicht. Das hängt immer davon ab, ob man bzw. frau die Einschränkungen wechselt oder die erwärmte Eventualität luftet. Vorteil dieser Vorgehensweise: Das Volumen stellenweist immer nur so viel, wie die Veränderung atmosphärisch schlussfolgert. Allerdings kann es da aber auch passieren, dass die ablaufende Logik die unabhängige Verschiedenheit bestimmt. Soweit zur Theorie.

Sogen oder Saugen?

Nachdem die Flugzeugführerin die Kanzel verlassen hatte, konnte sich die bis dato durch sie verdrängte Luft wieder ausbreiten. Dies ist ja auch zwingend erforderlich, damit kein Vakuum entsteht. Und das will ja schließlich niemand. Am allerwenigsten die Luft. Und das Vakuum wohl eher auch nicht. Die Strömungsenergie der zurückweichenden Luftteilchen traf massengleich auf jene Sogwirkung, die durch das Öffnen der Einstiegstüre hervorgerufen worden war. Ihr, also der Sogwirkung, nicht der Türe, blieb ja nach den geltenden Naturgesetzen auch nichts anderes übrig, als zu wirken bzw. zu sogen. Oder heißt es saugen?

So, und an diesem Punkt kommt zu allem Überfluss auch noch das Temperaturgefälle zwischen Innen und Außen ins Spiel. An Bord waren Temperatur und Luftfeuchtigkeit erheblich extremer ausgeprägt als draußen. Und deshalb muss sich der Sog (oder heißt es Saug) überlegt haben, ob er nun lieber nach drinnen, oder in entgegengesetzter Richtung schlutzen soll. Ihm blieb also nur die Wahl zwischen Blasen und Saugen. Nein nicht was Sie jetzt denken. Heben Sie sich Ihre schmutzige Fantasie gefälligst für daheim auf!
Dieses von wenig Entscheidungsfreude zeugende Zögern des Saugs bzw. Sogs bewirkte nun, dass keine der beteiligten Kräfte mehr so genau wusste, wo es denn nun lang und wie es weiter gehen sollte. Und bevor man sich auf eine gemeinsame Strategie verständigen konnte, wurde die Türe auch wieder zugeschlagen. (An diesem Vorgang war meine Frau, ich gebe es unumwunden zu, unmittelbar beteiligt).

Trockenadiabatisches Ränkespiel

Saug und Sog traf das aber völlig unvorbereitet. Und dann passierte es: Beide, also Saug und/ oder Sog wurden trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit vom Hauch, der, mit der Antriebskraft der zuschlagenden Türe im Rücken, ins Wageninnere blustete, förmlich überschlutzt. Dadurch wiederum entwickelte sich, wie weiter oben bereits beschrieben, als dritter bzw. vierter Kräftefaktor in diesem undurchsichtigen Ränkespiel die trockenadiabatische Inversion, die naturgemäß aus einer labilen Schichtung besteht. So, und der Gelackmeierte war in diesem Moment ja, genau, Sie haben es erraten, der Parkschein, den meine Frau zuvor ordnungsgemäß und von außen gut sichtbar hinter der Cockpitscheibe angebracht hatte. Das weiß farbene und schwarz bedruckte, 5,7 x 12 cm große/kleine Dokument, das entfernt einem Kassenbon aus dem Lidl-Markt ähnelt, erhielt dadurch Auftrieb. Und eben diesen Auftrieb nutzte es gnadenlos aus!
Unter den losen Enden des perplexen Parkscheins bildeten sich dynamisch indifferente Auftriebskräfte. Da der Zettel werkseitig nicht mit den herkömmlichen Steuermechanismen ausgestattet ist und die konstruktionsbedingte geometrische Schränkung somit nicht neutralisieren konnte, gelang es ihm auch nicht, dem bekannten, in solchen Fällen immer auftretenden Querruder Sekundär Effekt etwas entgegen zu setzen. Folge: Er geriet nach einem kurzen Steigflug ins Trudeln.

Flachtrudeln und Flachpfeifen

Zu Ihrer Hintergrundinformation: Trudeln, dieser gefürchtete und nur von erfahrenen Piloten beherrschbare Flugzustand, ergibt sich dadurch, dass im geschobenen, also ungleichmäßig angeschlotzten Zustand des Flugkörpers der Verdacht liegt nahe, dass hier wieder Saug und Sog mitgeblust hatten der Anstellwinkel automatisch vergrößert wird. Durch die starke Abwärtsbewegung ist der Anstellwinkel dann aber so groß, dass die Strömung über den Flügel nicht anliegen und somit auch kein Auftrieb im üblichen Sinne mehr entstehen kann. Wir kennen diese Mechanismen ja aus der jüngsten Eurokrise und dem verzweifelten Selbstfindungsprozess der FDP. Die braucht, ebenso wie ein „Knöllchen“, auch kein Mensch.
Ein Querruderausschlag wäre deshalb auch sinnlos gewesen, zumal der Parkschein ja sowieso über kein Querruder verfügt. Und, bedauerlicherweise, auch über kein Seitenruder, das er, um die Situation bereinigen zu können, entgegen der Drehrichtung hätte ausschlagen müssen bzw. können. Man unterscheidet hier übrigens zwischen Flachtrudeln und Steiltrudeln sowie Flachpfeifen und einer erektilen Dysfunktion letzterer. Nach vorliegenden Erkenntnissen dürfte es sich hier aber um ersteres gehandelt haben. Das ist aber für die Gesamtbeurteilung der Angelegenheit nicht entscheidend.

Den Parkschein trifft keine Schuld!

Ruhender Verkehr

Der Parkschein machte nun das einzig Richtige: Gar nix. Hin- und hergerissen zwischen den Zentrifugal und Zentripetalkraft überließ er sich dem Kampf der Elemente und harrte der Dinge, die da kommen würden. Und sie kamen. Dadurch hatte er natürlich keinerlei Einfluss mehr auf den weiteren Fortgang des Geschehens. Angela Merkel macht diese Erfahrung ja ständig. Nachdem der/sein Auftrieb aufgebraucht war, driftete der Zettel in eine von einem außenstehenden Beobachter nicht mehr wahrnehm- bzw. einsehbare Position ab. Alles klar?
Also, mit anderen Worten: Durch das Zuschlagen der Wagentüre wurde der Parkschein vom Armaturenbrett geblustet und landete, die linke obere Außenkannte wies im 97-Grad-Winkel in Richtung Gangschaltung - auf dem Fahrersitz. Dort konnte ihn Zeuge/in (HPB Hans-Paul-Bernd, Heinrich-Peter Burkhardt, Hyronimus-Patrick Balthasar, Hilde-Pauline-Bertha, Heike-Petra-Bafke oder Jana-Patrizia-Babette) Kühne bei oberflächlichem Hinschauen aber nicht sehen.
Da es sich hier fraglos um eine besonderer Art von höherer Gewalt, einhergehend mit einer Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat, meine Frau aber andererseits durch Erwerb des Lande-/Parkscheins ihren guten Willen eindrucksvoll demonstriert und bekundet hat, bitte ich von einer weiteren Verfolgung dieser Sache abzusehen.

Für Ihr Verständnis bedanke ich mich schon jetzt.

Mit freundlichen Grüßen, Hals- und Beingips, Petri-Heil , Mast- und Schlunzbruch sowie Blue Sky
Ihne Ihrn

XXXXXXXXX

Das Verfahren wurde eingestellt.

Wie man sich bettet, so parkt man/frau. Deshalb heißt es ja auch „ruhender Verkehr“. Und dessen Überwachung ist nicht immer ganz konfliktfrei. | Foto: Gabi Schoenemann/Pixelio.de
Wollen immer nur unser Bestes, unser Geld: Parkscheinautomaten. Füttern ausdrücklich erwünscht. | Foto: Peter Röhl/Pixelio.de
Bürgerreporter:in:

Jürgen Heimann aus Eschenburg

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