Bänder im Baum
Einmal saß ich bei einer Bahnfahrt neben einem jungen Mädchen, dem sichtlich etwas
Schweres auf dem Herzen lastete. Schließlich rückte sie dann auch damit heraus,
dass sie eine entlassene Strafgefangene und jetzt auf der Fahrt nach Hause sei.
Ihre Verurteilung hatte Schande über ihre Familie gebracht. Sie hatten sie nie im
Gefängnis besucht und auch nur ganz selten geschrieben. Sie hoffte aber trotzdem,
dass sie ihr verziehen hatten. Um es ihnen aber leichter zu machen, hatte sie in
in einem Brief vorgeschlagen, sie sollten ihr ein Zeichen geben, an dem sie, wenn
der Zug an der kleinen Farm vor der Stadt vorbeifuhr, sofort erkennen könnte, wie sie zu ihr stünden. Hatten sie ihr verziehen, so sollten sie in dem Baum an der Strecke ein weißes Band anbringen. Wenn sie, sie aber nicht wieder daheim haben wollten, sollten sie gar nichts tun. Dann werde sie im Zug bleiben und weiterfahren, weit weg, Gott weiß, wohin. Als der Zug sich ihrer Vaterstadt näherte, wurde ihre Spannung so groß, dass sie es nicht über sich brachte, aus dem Fenster zu schauen. Ein anderer Fahrgast tauschte den Platz mit ihr und versprach, auf den Baum zu achten. Gleich darauf legte er der jungen Strafgefangenen die Hand auf den Arm. „Da ist er“, flüsterte er, und Tränen standen ihm plötzlich in den Augen, „alles in Ordnung. Der ganze Baum ist voller weißer Bänder.
Ich habe zu der Geschichte „Bänder im Baum“ keinen Autor gefunden.
Ich habe sie hier ein wenig abgewandelt, so passt sie besser zu den 2 Bildern.
Ich habe vor langer Zeit 2 Bilder zu dieser Geschichte montiert. Ich möchte euch beide Bilder dazu zeigen.
Rita Schwarze
Bürgerreporter:in:Rita Schwarze aus Erfurt |
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