Vorweihnachszeit und rasende Engel

Eine wahre Vorweihnachtliche Geschichte

Unser rasanter schneller Engel

Aufgeschrieben von mir selbst am 23.12.2009

Das ganze fing damit an, das ich mich mit ein paar Kumpels in Peine im „Härke-Ausschank“ wie jedes Jahr am 3. Advent treffen und das Jahr mit guten Bier und alten Geschichten „zu Ende“ bringen wollte.
Das ich einen „VW-Caddy Bj 1983“ fahre, also einen Golf 1 mit Ladepritsche, wissen nicht alle, aber jetzt ….und dieser Golf mit 50 PS , ist auch noch ein Diesel und räuchert so vor sich hin.
Am 19.12.2009 um 17.00 Uhr , bei einer gefühlten Aussenthemperatur von ca. – 26 Grad, was aber einer tatsächlichen Temperatur von -16 Grad entsprach, fuhren ich und Ulla, der besten Ehefrau von allen, von Abbensen aus nach Süden, am Gutspark vorbei, den Hadenser Berg in Richtung Eixe hinauf, in der Erwartung , spätestens 20 Minuten später im warmen „Härke-Ausschank“ bei Bier und Schnaps zu sitzen.
Schon jetzt zeigte sich, daß die Straßen sehr glatt und mein Auto sehr alt waren, denn der Wagen ruckte und zuckelte, das es eine Freude war. Zuerst habe ich gedacht der Weihnachtsmann hätte sich mit seinem Schlitten an meine Anhängekupplung gehängt, um Rentiere zu sparen, aber hinter uns war niemand.
In Eixe angekommen, drehte ich den Wagen und fuhr wieder in Richtung Heimat, da das Rucken und Zucken des Diesels immer kräftiger wurde. Gleich hinter Eixe und in stockfinsterer Nacht, blieb unser treuer „83 ger Altdiesel“, das erst Mal die Luft weg, oder besser er blieb stehen und ging aus.
Jetzt ist es nicht besonders erfreulich, in finsterster Nacht, bei – 16 Grad, genau zwischen Abbensen und Eixe liegen zu bleiben. Aber der Wagen wollte nach einigen Startversuchen und viel Gas ( Blödsinn : Diesel) wieder anspringen, um nach ca. 50 m wieder stehen zu bleiben.
Ratlos im ersten Moment, saßen wir im Auto, machten die Warnblinkanlage an und wollten die „Liegenbleiberstelle“ (Unfallstelle war es ja nicht), sichern, als ein Wagen langsam an uns vorbei fuhr und jemand auf der Fahrerseite uns interessiert ansah. Das Auto kam mir sehr bekannt vor !!!. Als der Wagen an uns vorbei war, konnte ich das Nummernschild lesen………Na klar, das war der Wagen meiner 2. Tochter Nadine, die gerade von der Arbeit kam………. Ich rief schrie, Ulla rief und schrie, wir winkten, schwenkten die Arme , machten die Welle……….. nichts nutzte. Wie Robinson, der vorbeifahrenden Schiffe nachschaute, die Ihn nicht gesehen hatten und aufnahmen, sah ich dem Wagen meiner Tochter hinterher, bis die Rücklichter im Schneesturm und arktischer Kälte hinter der Kuppe des „Hadenser Berges „ verschwanden………. Ulla und Ich waren in dieser grenzenlosen und trostlosen Wildnis zwischen Eixe und Abbensen mit unserem gestrandetem „83 ger VW-Diesel Caddy“ wieder mit uns allein.
Ja und dann der Punkt, warum jede Frau , jedes Kind über 3 Wochen, jeder Hund und jeder Kanarienvogel heute ein Handy hat. Es könnte ja mal …was passieren, dann kann man „Bescheid“ sagen und Hilfe bestellen. Ja aber wem soll man Bescheid sagen. Am besten dem der einem auch helfen kann….. aber die waren telefonisch nicht erreichbar……. Das Technische Hilfwerk an zu rufen erschein uns übertrieben und die Nummer des ADAC war weder bei mir, noch bei Ulla im Handy eingespeichert. Selbst meine Tochter Nadine die uns gerade überholt hatte, ging nicht ans Handy, wahrscheinlich weil Sie am Steuer saß. Hilfe über Handy……keine momentane Chance. Hilfloser schwachloser Irrsinn… ich habe so etwas mal in einem Buch gelesen über eine Antarktis Expedition , machte sich zwischen uns beiden lautlos breit.
Nach ca. 5 Minuten, Ulla und ich haben schon „abgetentert“… Ehne Mehne muh.. wer nach Abbensen geht und Hilfe zu holen, als ein Fahrzeug hinter uns hielt, ein Mann ausstieg und sich erkundigte, ob er uns helfen könne. Ich muss zugeben, das der Man nicht wie ein Engel aussah und auch sein Gefährt nicht Engelsgleich war , doch die Chance, innerhalb der nächsten 20 Minuten in eine warme Behausung zu kommen, ließen mich die Abschleppmaßnahmen mit unserem Engel sogleich absprechen. Unser Auto wurde an das seine gehängt, wie man das so macht, die Strecke und der Ankunftsort und Zeichen zur Koordination wurden detailliert besprochen und vereinbart. Ich stieg mit Ulla in unsere Kalesche und gab das Startzeichen.
Unsere Fuhre setzte sich mit einigem Rutschen, es war arschglatt, in pendelnde Bewegung, die Warnblinkanlage blinkte, Licht war an….. es ging vorwärts. Am Scheitelpunkt des „Hadenser Berges“ zeigte mein Tacho bereits 60 Km/H. Das war mir doch ein wenig zu schnell bei diesem Straßenverhältnissen und nur 5 m vom Heck eines schleppenden Fahrzeuges entfernt. Ich machte das verabredete Lichthupenzeichen für „Langsamer „.
Irgendetwas an unseren Verabredungen musste unser „Engel“ missverstanden haben… bereits am südlichen Rande des Parkes hatten wir über 80 Km/h auf dem Tacho und es wurde schneller. Gleich nach dem Ritter-Gut kommt eine „S –Kurve“, erst links, dann rechts….. selbst bei einer trocken Fahrbahn mit 6o Km/h gefährlich. Wir hatten am Gut immer noch 75 Km/H drauf….. ich machte Lichtpupe, Hupte, Ulla schrie….. das schaffen wir nicht…. Der Wagen schleuderte nach Rechts an den Bordsteinrand, schleuderte nach links, an den Bordsteinrand, wieder zur Mitte……… Unser Engel ließ sich nicht beirren und zog seine Bahn.
Parkenden Fahrzeugen am Straßenrand, wich er erst in letzter Sekunde mit harten Lenkbewegungen aus….. Gegenverkehr….. eigentlich hätte ich bremsen müssen, aber ich wurde immer noch mit über 60 KmH gezogen.
Endlich wurde er langsamer…. Die Kreuzung Oelerse-Edemissen kam in Sicht… auch ich bremste, schweißgebadet, ..
Ulla schrie nicht mehr auf dem Beifahrersitz…., sondern darunter . Ihr leises Wimmern erfüllte die enge Fahrerkabine des Caddys.
Aber was macht der denn jetzt….. obwohl mehrere Fahrzeuge aus Oelerse kamen, suchte er seine Lücke…… ohne an mich zu denken…. und scherte mit 55 Km/H unter Umgehung aller erdenklichen Vorfahrtsregeln, in die Edemisser Landstraße, Richtung Edemissen ein.
Da ich als „gezogener“ sehr wenig Einfulß auf unseren Weg hatte, bat mich „ die beste Ehefrau von allen“, zu bremsen. … Ich bremste, aber ohne Erfolg…
unser „Engel „ hatte zudem unsere Verabredung über den direkten Weg wohl missverstanden, und bog in eine Straße ein, die bei uns gefürchtet ist… beidseitig parkende Fahrzeuge und ein Mittelweg von 3 m , hier fährt jeder vorsichtig…… außer unser „Engel“.
Mit 50 um die erste Kurve, wir tuschierten wieder den verschneiten Bordstein… und mit gleicher Geschwindigkeit durch die parkenden Fahrzeuge …….

Mir wurde übel…. Ulla hatte das wimmern eingestellt und die Hände vor den Augen……
Im Sekundentakt die Frage… sind wir schon da …..
Ich bremste mit allem was meine Waden hergaben, und auf der festgefahrenen Schneedecke, standen alle Räder meines 83ger Diesels still… bei 45 KmH….. Lichthupe..Hupen nichts nutze….

Die letzte Kurve vor unserer Straße… min 110 Grad und voll verschneit. Der Engel fuhr und wir schleuderten an einem Band von 5 m nach links……..Tuschet… wir sind beim Nachbarn im Wohnzimmer gelandet…. Nein… es war nur ein kleiner Schneeberg… nach rechts… nach links… noch 30 m …. Ich sehe schon unser Haus……..

Unser Engel wird abrupt langsamer … ich bremse…. Nein ich habe die ganze Zeit gebremst…wir rutschen….

Wir stehen. …… Ich bin scheißgebadet….Ulla sagt nichts mehr… wahrscheinlich Schock….
Ich steige aus, mache das Abschleppseil los….., der „ Engel“ steigt aus, Ich gebe Ihm zitternd die Hand und bedanke mich für die Hilfeleistung und er sagt:
Man Sie zittern ja wie Espenlaub, na ja in einem Wagen ohne Heizung kann man sich bei dem Wetter ja auch den Tot holen.

Ende der Geschichte

Resümee: Nicht jeder Hilfsengel der einem geschickt wird, ist auch ein Schutzengel und auch „Weihnachtsengel“ haben nicht immer die genügend Ausbildung um richtig helfen zu können. Unser hatte wahrscheinlich seine Flügel noch nicht.
Ich jedenfalls habe als ich wieder sicher zu Hause war, ein Glöckchen bimmeln lassen, dass unser „Engel“ seine Flügel bekommt und nicht mehr Auto fahren muss.

Ich kam zu meiner Verabredung 1 Stunde zu spät, hatte aber was zu erzählen.

Eine wahre Geschichte, passiert am 19.12. 2009 in der Norddeutschentiefebene zwischen Hannover und Braunschweig.

Abbensen den 23.12.2009

Henning Lahmann

Bürgerreporter:in:

Henning Lahmann aus Edemissen

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