Warum die Welt ein wenig krumm gebaut ist“ – eine Geschichte vom Anfang des Lebens bei den Irokesen

Maske der Delaware,wolfclan
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Gottvater hat sich viel Mühe gegeben und jedes einzelne Tier, jede Pflanze sorgfältig und über Tage und Wochen hinweg aus Erde geformt und aufgestellt, so dass jedes Ding an seinem Platze war. Sechs Tage sagen unsere weisen Brüder hätte das nur gedauert. Nun bei Ihnen ging das wohl schneller, dort kann man sich ja auch für richtig überlegte Arbeit gar keine Zeit lassen. Immer diese Hektik!
Nun unser roter Vater hat sich wirklich viel Mühe gegeben mit unserer Welt, so dass am Schluss wirklich alles so war und so stand, wie er es sich überlegt hatte.
Nun erst merkte er nach all der anstrengenden Arbeit, dass er aber wohl nicht so auf seine alten Zähne geachtet hatte in dieser Zeit. Zu müde war er jeden Tag zum Schlafen gegangen und hatte sich nicht so wie unsere klugen Kinder machen die Zahnzwischenräume mit dem angekauten Holzstückchen heraus geputzt. So etwas vergisst man ja als Erfinder der großen und schönen Welt schon mal schnell.
Nun jetzt hatte er aber heftige Zahnschmerzen! Ach du meine Güte tat das weh!
Und soweit er sich erinnern konnte, nun so weit konnte er sich ja bei all dem schlimmen Zahnweh gar nicht erinnern, aber irgendwo hatte er doch sicher in seiner schönen Natur auch ein Heilmittel für Zahnschmerzen in die Pflanzen ein gebaut. Abere er wusste nun wirklich nicht mehr wo. Vielleicht wenn er noch einmal durch alles hindurch spazierte, das es ihm dann wieder einfallen würde, wenn er alle seine Pflanzen so vor sich sehen konnte.
Und so lief denn unser roter Vater durch den Wald, schaute hier und da, und
hatte seinen Blick, der sonst ja immer weise und auf kluge Weitsicht hin gerichtet ist, eben nur auf die kleinen Dinge aus gerichtet. Und so er war wohl ebenso wie unsere weisen Brüder, denen wie wir wissen jede Weitsicht für unsere Mutter Natur fehlt, eben einfach zu hektisch und unaufmerksam und da passierte es eben:
Unser roter Vater lief, ja eigentlich rannte er sogar viel zu unüberlegt gegen einen Baum. Auweia!
Jetzt war was passiert.
Als er sich ein wenig erholt hatte und ganz vorsichtig im Gesicht nach Wunden oder anderen Verletzungen tasten wollte, da war die Nasenspitze leider nicht mehr so schön in der Mitte , wie man es als Vorbild für uns , seine Kinder hätte erwarten sollen. Die Nase war krumm und ganz auf eine Seite gedrückt! So ein Pech ! Und auserdem hatte er noch so einen kleinen harten Gegenstand im Mund , den er ganz vorsichtig in die Handfläche spuckte. Auch das noch:
Ein Zahn war drausen!
Wie er es sich aber dann genau überlegte, war das dann schließlich aber doch wieder ganz gut!
Er hatte es also doch ganz gut gemacht mit seiner Schöpfung!
Denn jetzt hatte er ja auch plötzlich gar keine Zahnschmerzen mehr!
Naja und das mit der Nase würde sich vielleicht doch wieder auswachsen, oder?
Seit dieser Zeit verwenden wir von den fünf Stämmen, wir Seneca, Onondage, Onaida, wir Mohac und Delaware, also alle unsere Brüder von den Iroqois im Norden von New York State bei unseren Krankenheil-zeremonien solche Falschgesichtmasken mit krummer Nase. Denn was dem großen Vater mit seinen großen Schmerzen geholfen hat, das muss uns mit unseren kleinen Wehwehchen mit Sicherheit auch wieder gesund machen.
Und wenn dann jemand von einer Krankheit genesen ist, weiß er natürlich auch eine ganze Menge darüber, wie man alleine mit seiner eigenen Kraft, die in unseren Körpern wohnt, all die schlimmen Krankheiten vertreiben kann, unter denen unsere weisen Brüder so sehr leiden, so dass sie immer wieder neue Medikamente kaufen müssen und von all der Chemie dann wieder neue Krankheiten dazu kommen. Und so einer unserer roten Brüder darf sich dann auch so eine „Falseface“maske schnitzen, damit er dann in der Gruppe auch wieder andere Kranke heilen kann.
Wie so ein Heilritual abläuft, darf ich Dir noch nicht sagen Sohn, denn dazu müsstest Du auch schon einmal Deine Kräfte im Heilen unter Beweis gestellt haben und im Besitz einer Maske sein: Aber soviel kann ich Dir schon sagen, dass man die Maske aus einem der lebenden Bäume (Red cedar = Thuja okzidentalis) heraus schnitzen muss, die unser großer Vater heraus gefunden hat. Wenn der Baum die Maske noch eine Weile nährt und die Heilkräfte aus der Mutter Erde in diese Maske eingehen können, dann wird dieses Kind des Baumes auch die Fähigkeit haben, die Kräfte aus der Erde an unsere Kranken solange weiter zu geben, solange auch der Baum weiterlebt . Deshalb müssen wir auch die Wunde, die unser Messer im Baum hinterlassen hat mit dem Wachs von Baumbienen und frischer Rinde verbinden und darum beten , dass der Baum weiterleben kann.
Und so kam alles zum Guten, auch wenn die Welt und die Nase unseres großen Vaters ein wenig krumm zu sein scheint.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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