Traumtänzer auf dem Wasser
Wie ein Traumtänzer steht der Mann im Heck des Bootes. Die schlanke dunkle Silhouette zerschneidet den Horizont, der vom Abendglimmen noch hell erleuchtet scheint. Die Ruhe des Abends hat sich friedvoll auf den Inlesee im Nordosten Myanmars gesenkt. Völlig regungslos verharrt die Gestalt auf einem Bein auf der Bootskante stehend. Wie ein Buchstabe des burmesischen Alphabets ist der Mann kaligraphisch zwischen Himmel und Wasser, Licht und Schatten verklammert. Hätte ihn Caspar David Friedrich so gesehen, er hätte seinen Mönch am Meer vielleicht besser durch ihn ersetzt alsSinnbild von Lebenswille mitten zwischen Geburt und Tod. Aus seinen Händen scheinen silberne Fäden gespeist vom Restlicht ins Dunkel des Wassers zu gleiten. Er ist ein Netzfischer. Langsam kommt Bewegung in seinen Körper. Er windet sich in langsamen Schwingungen wie ein zum Himmel auf strebender Fisch. Das freie Bein schmiegt sich ans Ruder, schlingt sich herum wie der Tentakel der Krake, presst des Ruders langen Griff zwischen Kniekehle und Fußrücken und bewegt dieses hin und her. Das Gewicht lastet weiterhin nur auf dem anderen Fuß.. Kaum spürbar und nur am leisen Glitzern der nassen Spur zu sehen bewegt er das Boot langsam und ruhig ein ganzes Stück weiter.
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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