Ausstellung: Stöcke und Schalen im HdK Diedorf
Von der demokratischen Arbeitsteilung zur patriarchalen Deklassifizierung der Frau
Dem Mädchen gebe man eine Puppe, dem Knaben schenke man einen Stock oder ein Spielzeuggewehr. Das waren die Tips für eine geschlechterspezifische Erziehung spätestens seit dem 19. Jhdt. Der feine Herr im Frack mit Zylinder begab sich als Müßiggänger nur mit dem aus edlen Materialien, Ebenholz, Elfenbein und Silber prächtig gestalteten Spazier- und Paradestock vor die Haustüre. Den Frauen war die Arbeit in Küche und Haushalt zugewiesen.
Als im Neolithikum, im fruchtbaren Halbmond, in Kleinasien und in den Donaukulturen die Menschen lernten, vom Jäger- und Sammlertum zur sesshaften Agrarkultur zu wechseln, waren es vornehmlich die Frauen, die die Felder bestellten. Da Ihnen vor Allem auch die Versorgung der Kinder zufiel, waren ihre Möglichkeiten bei der Jagd ein geschränkt, die ja auch eine längeres Abwesenheit vom Dorf erfordert hätte. So schickte man vornehmlich die Männer aus, den Wanderherden als Jäger zu folgen oder mit den bereits angezähmten Auerrindern von Weide zu Weide zu ziehen.
Während bei der Jagd nur der Schnellste und Geschickteste vor allen andern gewinnt, geschieht die Feldarbeit in gemeinsamer Reihe gleichwertig nebeneinander. Ist jemand langsamer , rücken die Nachbarn beim Jäten einfach etwas näher heran und verkleinern so für den Schwächeren den Arbeitsaufwand. Der Schnellere dehnt beim Arbeiten einfach seine zu bearbeitende Furche aus und übernimmt von den anderen zusätzliche Arbeit. Das ist soziales Denken
Damit bei dem Volksstamm der Senufo im Norden der Elfenbeinküste in Westafrika niemand der Unkraut Jätenden zu schnell aus der breit über das Feld hingezogenen Reihe nach vorne prescht, um vielleicht schneller fertig zu werden, stecken die Organisatorinnen immer im kleinen Abstand vor die arbeitende Reihe einen Stock. Erst ,wenn dieser von Allen in ganzer Breite des Feldes erreicht ist, wird dieser dann in die nächste Position versetzt. Natürlich soll jeder aber auch nicht im Antrieb nachlassen, sondern fröhlich und hurtig sein Bestes geben. Deshalb schmückt diesen Stock obenauf ein kleiner flinker Vogel .
Bürgerreporter:in:Haus der Kulturen michael stöhr aus Diedorf |
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