A wengan Dratsch üba unsren Namensveda : Diedorf in der Nordrhön

Eine expressionistische Maske von Otto Schmidt aus Diedorf-Emfertshausen
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Diedorf gibt es ja gleich dreimal. Nein stop, jetzt nicht über meinen Alkoholspiegel diskutieren. Ehrlich, ich war mein Lebtag noch nicht auf dem Oktoberfest!
Einmal gibt es Diedorf dort oben oberhalb Eisenach im Eichsfeld, dann unser bekanntes Diedorf im Schwabenland mit unserem Maskenmuseum und dem Eukiteatheater als Zugpferden und..... zum dritten natürlich auch das Diedorf im nördlichen Vorgebirgsland der Rhön. Was weiß man darüber?
Nun die Rhön ist natürlich für ihre Schnitzer bekannt. Im Museum Fladungen kann man herrliche Krippen, bewegliche Trachtenmännchen und viel bäuerliches Gebrauchsgut mit vielfältig im Kerbschnitt verziertem Holz bewundern. Masken natürlich auch, denn da gibt es in der Rhön ja den alten Rügebrauch zur Faschingszeit mit den sogenannten „blauen Jöiden“.Und deswegen ist dort natürlich auch unser Bus vom Maskenmuseum immer mal wieder zu sehen. Gleich direkt als Teilgemeinde von Diedorf im Wartburgkreis liegt aber auch Empfertshausen mit seiner alten 1889 gegründeten Holzschnitzerschule, die heute als Museum umgestaltet ist. Hier im Umkreis von Diedorf wurden neben schönen Bruyerepfeifen vor Allem auch holzgeschnitzte Druckmodeln für den dort heimischen Blaudruck der altbekannten wunderschönen Bauersgewänder hergestellt. Der dort in der Nordrhön angebaute Lein wurde vor Allem in der Winterzeit zu feinen Leinenstoffen gewoben in Reservagetechnik mit Wachs bedruckt und mit Indigo tiefblau ein gefärbt. Nur reiche Bauern und Händler konnten es sich leisten, solche feinen Stoffe zu Festtagsgewändern verarbeiten zu lassen. Die armen Hanfbauern, Weber und Ziegenhirten der Rhön waren auf vermittelnde Händler dringend an gewiesen. Oft hatten sie wohl auch das Gefühl, von den Händlern übervorteilt worden zu sein. Nur zur Zeit des Karneval war es hinter der Maske möglich, den Händlern, die dort oft auch zur jüdischen Bevölkerung gehörten, die Meinung zu sagen. Solch sogenannter „Rügebrauch“ ist schon seit den römischen Saturnalien wichtige Möglichkeit endlich mal „ die Luft ab zu lassen“, so aufgestauten Hass gewaltfrei zu kompensieren und sich damit wieder beruhigen zu können.
Einmal im Jahr endlich“ die Sau raus zu lassen“ ist ja auch ein wesentlicher Grundzug der fünften Jahreszeit. Im Osten der Rhön, so in Oberelsbach und Weissenbach, stürmen seit dem 19,. Jhdt also jedes Jahr in der letzten Faschingswoche die „blauen Joiden“ mit indigofarbenem Arbeitsgewand und Masken das Rathaus, um dort die Verwaltungsgeschäfte zu übernehmen. Neben den schönen Skipisten in der Hochrhön ist auch der traditionell lebendige Straßenfasching mit den schönen Holzmasken heutzutage ein besonderes touristisches Erlebnis im Winter.
Die Gegend um Diedorf war lange Zeit unmittelbar hinter der Mauer absolut zurück geblieben und „ hinter dem Mond“. Ein Reiz für viele Künstler, darunter auch bekannte aus dem Umfeld des "Bauhauses" wie Wilhelm Löber, Otto Schmid, und sogar Gerhard Marcks, die noch im Nazi-deutschland als „entartet“ verfolgt wurden, sich dort wieder an zu siedeln und die alte Schnitzerschule in Empfertshausen ab 1948 wieder zu eröffnen. Leider wurden die meisten Kunstprofessoren aber schon 1951 wieder von der DDR-führung wegen politischer Abweichlerei aus dem Amt geschmissen und emigrierten in den Westen. Wie unser Bildbeispiel zeigt, waren auch an der Gestaltung der Masken expressionistische Tendenzen erkennbar.

Bürgerreporter:in:

Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf

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