colon: Rote Haut und schwarzer Helm, schwarze Haut und weisse Kappe
Colon – Rote Haut und schwarzer Helm, schwarze Haut und weiße Mütze
Über Masken mit europäischen Prestige-zeichen in fernen Ländern.
Da bekommt man wieder eine schöne alte Maske mit herrlicher Patina angeboten, aber oh´ Schreck, die Maske hat eine Mütze auf, die ganz schrecklich an die Uniformen der Fremdenlegion erinnert, oder deren Tropenhut sie als Europäer outet . Schade - wohl wieder nur so eine Form der Airport-art - für Touristen eben!
Oder etwa doch nicht? Eher noch schlimmer: Jene schöne Geledemaske dort drüben ist mit einem alten ausrangierten Fußball drapiert und auf der anderen Maske des internationalen Maskenmuseums in Diedorf soll sich nach Auskunft des Museumsleiters Michael Stöhr als Aufsatz kaum erkennbar im Aussehen eher wie eine Made die Nachbildung eines Flugzeugs befinden. Wer´s glaubt!
Fährt man mit dem Auto an Westafrika´s Südküsten entlang, kommt man durch die Gebiete der Akan, Ewe und Fon und zu den Yoruba, so sieht man immer wieder direkt am Straßenrand auch in Beton geformte modernere Grabplastiken, die einen beachtlichen Naturalismus in der Darstellung afrikanischer Physiognomie erreichen ,deren untypisches westliches Outfit mit glatt anliegendem Anzug und eben oft aber auch mit militärischem Helm oder kolonial geprägter Schaffnermütze sie aber als Verehrer der westlichen Lebensweise auszeichnen.
Wer sich `s leisten kann, trägt europäische Kleidung zumindest nach dem Tode.
Besonders beliebt auch im Volksschauspiel asiatischer Völker wie beim Wayang golek in Java oder dem Nuo xi in Südchina sind natürlich auch Masken europäischer Kolonialbeamter oder von Einheimischen, die Ihren gesellschaftlichen Rang mit europäischen Statussymbolen aufpolieren wollen..
Gerade für komödiantische Einlagen im seriösen Spiel eignen sich über korrekt agierende Personen dann besonders gut, wenn ihnen ein Missgeschick passiert, das den platt geregelten Ablauf Ihres Lebens ein wenig durcheinander bringt.
Da ist z.B. der „capitano“ der portugisishen Armada, die als aller erste europäische Akuratesse nach Indonesien , genauer nach Ost-Java brachte. Seine schroffe abweisende Art hat er nicht vom Stamm der Schiffbauer, den legendären Bugis, die zwischen Sumatra, Sulawesi, Sumba und Sumbawa ohne Nagel und Schraube Ihre großartigen Holzboote hochseetüchtig zusammen fügen, sondern aus alten Mythen, die von den Kolonisatoren erzählen.
Ganz besonders aussagekräftig geraten ist auch jene Maske der Manoan, einer kleinen Ethnie im Süden von China , deren hutähnlicher Aufsatz zwar möglicherweise die hohe rote Mütze eines kaiserlichen Beamten darstellt, mich andererseits aber auch direkt an die Werdenfelser Maske von Hans Moser als Dienstmann denken lässt, den der Joschi Schranz aus Murnau so treffend aus Holz portraitiert hat. Dort aber im Di xi –theater werden eben wie in vielen anderen Ländern auch kleine Szenen aus dem alltäglichen Dorfleben heraus gegriffen und in lustigen Sketchen aufgearbeitet.
Nun gibt es natürlich auch in den Ländern der spanischen Kolonisation in Mexiko, Guatemala und Bolivien herrlich nostalgische Masken, wenn man sich für frühe Rüstungen und spanische Mode interessiert.
Blaue Augen, goldblondes Haar sind nun vielleicht für uns zwar wohl eher nordeuropäische Erkennungszeichen, waren in den Prognosen alter Maya- und Inkapriester aber als deutliche Erkennungszeichen der Götter vorher gesagt worden. Ebenso wird auch die phallisch anmutende dicke lange und rote Schnapsnase stets im Kontrast zur scharfen indianischen Hakennase gestaltet.
Mit der Blechmaske des Paco, des Berggeistes der Silberminen in Bolivien und Chile wird aus alten recycelten Blechdosen ein behelmter Conquistador.
Die Boogermasken der Cherokee-indianer mit Ihrem Vollbart und den grotesken Pokennarben machen den Europäer zum wiederholten Male zum Clown und helfen das tiefe Leid im Spaß der Parodie auf zu arbeiten, das den Cherokee auf ihrer langen Marsch der Vertreibung von den Siedlern zugeteilt wurde.
Bürgerreporter:in:Maskenmuseum Michael Stöhr aus Diedorf |
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