Warum das Kaliwerk Ronnenberg 1926 überlebte

Detail von einem Straßenschild
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Wir sind im Wendland, dem Land der wendischen Rundlingsdörfer. Allein deswegen fahren Touristen manchmal in diese doch etwas abgelegene Gegend. Ja, auch um gegen Gorleben zu demonstrieren oder in Hitzacker an der Elbe Musik zu genießen, aber das war nicht mein Grund. Ich war hier wegen der industriellen Vergangenheit, genauer: wegen des Kalibergbaus.
Das Museum in Wustrow, südlich von Lüchow, war geschlossen, aber ich hatte Glück: ein freundlicher älterer Herr öffnete auf mein Klingeln und bot sofort an, mir die Hinterlassenschaften des Kaliwerks Teutonia auf einer Rundfahrt zu zeigen.
Rolf Meyer fuhr mit seinem eigenen Auto mit dem Museumslogo vorweg und auf Feld- und Waldwegen ging es durch die Botanik zu den versteckten Orten, an denen um die Wende zum 20. Jahrhundert einst Hunderte von Menschen arbeiteten.
Mehrere Gesellschaften, bergmännische Gewerkschaften, konkurrierten damals mit wenig zimperlichen Mitteln um das kostbare Kalisalz, und wenn eine Bohrung fündig wurde, so waren sofort andere da, die am Segen teilhaben wollten. So erging es auch der Gewerkschaft Teutonia, die den Schacht Rudolf (auch Rudolph geschrieben) abteuften und ab 1908 Kalisalze für die Düngemittelindustrie abbauten.
Da ab 1903 der preußische Staat aus Sicherheitsgründen einen zweiten Schacht forderte, wurde die Gewerkschaft Ilsenburg gegründet, die nach einem Fehlversuch dann den Schacht Hildegard in die Tiefe trieb, der allerdings, bevor der Anschluss an Schacht Rudolf hergestellt werden konnte, wegen Wassereinbruchs aufgegeben werden musste.
Einzig der Schacht Wendland einer anderen Gewerkschaft war erfolgreich, wirtschaftlich aber (Bahnlinie, Stromlieferung, Kalifabrik) von Teutonia abhängig, so dass der Betrieb über eine Steinsalzförderung nicht hinauskam und die Kalilager in der Tiefe nicht ausbeuten konnte. Wendland wurde dann von dem Wintershallkonzern (auch Friederichshall bei Sehnde gehörte dazu) übernommen. 1922 wurde der Betrieb ganz eingestellt. Auffälligster Rest ist die Direktorenwohnung "Villa Wendland", die heute "Zimmer mit Frühstück" anbietet.
Was ist von Rudolf geblieben? Ein großes Wohnhaus für die Bergbeamten, eine sehr zusammengeschrumpfte Abraumhalde - und ein fast romatisch anmutender See, der entstand, als 1950 die alte Schachtanlage einbrach.
Und - natürlich Ronnenberg. Wintershall übertrug die Förderquoten von Rudolf, Ilsenburg und Wendland nach deren Stillegung 1926 im Tausch auf Ronnenberg, Bente und Weetzen und sicherte so deren Fortexistenz.

Bürgerreporter:in:

Peter-Michael Köhler aus Ronnenberg

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