Schweriner Dwang - Manche schwimmen so lange, bis sie baden gehen.

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Sinnverblendete und selbstherrliche Nachbarn sind auch eine Strafe Gottes. (Schumacher)

Der Friede der Bürger im Schweriner Stadtteil Görries, die auf dem Dwang wohnen dürfte nachhaltig gestört sein.
Knackpunkt dürfte der freie Zugang zum Ufer am Ostorfer See sein. Die Gemüter erhitzen sich an einem Radweg der direkt am Ufer langführen soll und nun wohl auch wird. Die Stadt hat zumindest Nägel mit Köpfen gemacht und durchsetzt, dass das Seeufer wieder frei zugänglich ist.
Eigentlich interessierte sich kaum einer für den Dwang, eine Halbinsel im Ostorfer See. Man lebte dort in beschaulichen Eigenheimen in Eintracht mit einigen Kleingärtnern, die einen herrlichen Blick auf die Stadt haben, die nur wenige Schweriner jemals zu sehen bekommen haben. Der Dwang ist eine Sackgasse und wer sich in diese „Mausefalle“ verirrt muss zwangsläufig auch wieder den Weg zurück, um wieder raus zu kommen. Aber gerade diese Tatsache machte diese Halbinsel als Wohngebiet so attraktiv, denn bekanntlich läuft oder fährt kaum jemand freiwillig in eine Sackgasse, wenn man nicht unbedingt dort etwas zu erledigen hat. Das könnte sich jetzt mit dem Radweg ändern, denn es besteht dann die Möglichkeit schnell oder weniger schnell, mittels einer Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer auf die andere Seite einer weiteren Halbinsel am Ostorfer See zur Krösnitz zu kommen.
Man landet dort auf der anderen Seite ebenfalls in einer, dann ehemaligen Sackkasse, an. Die Halbinsel ist vorwiegend mit Kleingärten belegt , an die sich aber schon Eigenheimbauer angepirscht haben. Dort gibt es auch noch einige Grundstücke, die in DDR Tagen auch von der GST genutzt wurde. Dazu einen Sportplatz mit langer Tradition. Über diese nun neu gebaute Brücke kommen dann die Radfahrer nach Ostorf auf die Krösnitz, wo gerade eine Brücke gesprengt wurde, die über die ehemalige stadtauswärtsführende Schnellstraße führte. Hier steht dann für die touristischen Fahrradfahrer auf dem Radfernweg die Entscheidung an, wo will man hin? Wer in die Stadt will, muss über die Schnellstraße und eine völlig unsinnige „Wendeampel“ passieren. Dann würde, wenn er einen kleinen Anstieg geschafft, zum Faulen See kommen und so auch zum Schloss oder zum Radweg am Schweriner See. Links oder rechts wäre keine wirkliche Alternative, da dort wichtige Schweriner Fernverkehrswege mit starkem LKW Verkehr sind.
Aber es geht ja nicht darum, wie man dort weg kommt, sondern woher man gekommen ist und somit sind wir wieder am Ufer auf der anderen Seite der Krösnitz auf dem Dwang.
Schon lange vor dem 2.Weltkrieg hatten sich die Stadtplaner Gedanken darüber gemacht, wie man den Schwerinern die Ufer zugänglich machen kann und hatte bei der Planung von Wohngebieten immer daran gedacht, dass ein Blick auf den See bleibt und ein Weg am Ufer der Schweriner Seen verbleibt, weil dies einen gewissen Erholungseffekt hat. So hat man seinerzeit schon geplant, den Bürgern der Stadt immer den Zugang zu den Ufern der Seen zu erhalten. Bei der Planung von Eigenheimen, wurde sogar daran gedacht, zwischen den Häusern noch genug Platz zu lassen, um schnell zum See zu kommen und wieder zurück. Man hat hier wohl auch an die Bewohner in der zweiten Reihe gedacht, die an schwülwarmen Sommertagen schnell mal ein Bad im Ostorfer See nehmen wollten, ohne die halbe Eigenheim Siedlung zu umrunden.
Man könnte jetzt stundenlang darüber rezitieren ob der Radweg dahin gehört oder nicht und ob die Fördergelder sinnvoll angelegt werden und eine Brücke dahin passt oder nicht. Das Problem liegt einfach daran, dass sich Anwohner dort wissentlich und widerrechtlich den Uferweg angeeignet haben. Irgendwann muss dort jemand angefangen haben, sich das kleine Stück bis zum See, als Claim abzustecken. Sprich, der Zugang zum Seeufer wurde versperrt. Dieser „Mutige“ Anwohner brachte natürlich eine Lawine ins Rollen, denn wenn da eh keiner mehr durchkommt, kann ich mich ja auch häuslich einrichten, sagten sich die anderen Anlieger. So kam es, dass sich jeder dort einen eigenen kleinen Uferbereich, sozusagen als Privatgrundstück einrichtete. Ein Haus mit Wassergrundstück wurde zwar nicht offiziell erworben, aber eben dazu gemacht. Und wenn man schon seinen Claim absteckt, passt ja auch schon kein öffentlicher Zugang mehr zwischen den Eigenheimen zum See runter, weil es ja dann zwangsläufig in diesem Bereich des annektierten Seeufers keine öffentliche Badestelle mehr geben kann, ist doch eigentlich logisch, oder? Und mal ganz ehrlich wer will schon seinen Seeblick mit Badegästen trüben? Das fehlte noch das der halbe Dwang in Badehose oder Bademantel zwischen den Grundstücken verkehrt und zum Ufer will und dann noch baden, am Ende kommen die noch auf die Idee, dort länger zu verweilen…
Nun an einem trüben Sonntag habe ich mich gegen Mittag auf den Weg gemacht um das Ufer und meine neu gewordene Freiheit am Uferweg zu genießen.
Der Weg bietet einen netten Ausblick auf und über den See. Dieser Ausblick ist natürlich nicht so schön wie der auf der anderen Seite der Halbinsel, mit dem Blick auf die Stadt. Festzustellen bliebe aber, dass man sich hier häuslich eingerichtet hatte. Jeder hatte sich mehr oder weniger dort so eingerichtet, dass der Seezugang eine Selbstverständlichkeit war. Es wurde Bootstege geschaffen, sozusagen private Bademöglichkeiten für sich und seine Familie.
Natürlich blutet einem das Herz, wenn man sieht mit welcher Liebe hier ein privates Refugium geschaffen wurde und wie sehr man daran mit seinem Herzblut hängt. Der Blick auf die Stufen des kleinen Bungalows, der nun mit einem Zaun versperrt ist, lässt erahnen, wie sich einige Anwohner aus der zweiten und dritten Reihe auf dem Dwang gefühlt haben, als Ihnen plötzlich der Weg zum Seeufer versperrt wurde. Vorwerfen muss man diesen aber, dass diese nicht schon frühzeitig aufbegehrt haben und dagegen vorgegangen sind. Dies könnte natürlich den Wirren der Wende geschuldet sein, denn teilweise befand man sich in Ostdeutschland in einem rechtsfreien Raum, wo man von westlicher Seite davon ausging, das Volkseigentum der DDR ist ausschließlich in westlichen Besitz übergegangen. Zumindest lassen einige der Nummernschilder an den Fahrzeugen diese Vermutung zu. Der große Fehler der Anlieger war, nicht nur die Mitbürger auf dem Dwang auszusperren, sondern den Weg regelrecht abzusperren. Man hätte es sich auch ohne Zaun und Absperrung häuslich einrichten können, denn mit Sicherheit ist der Uferweg nicht so attraktiv, dass hunderte Pilger diese Sackkasse passiert hätten. Aber da man mit dem kleinen Finger nicht zufrieden war, musste es die ganze Hand sein. Die Folge, der Super Gau, nicht nur der freie Zugang zum See, nein jetzt auch noch ein Radweg, mit einer Verbindung zur anderen Seite, der mit absoluter Sicherheit Bürger der Stadt Schwerin und Touristen anlocken wird. Schlimmer konnte es nicht kommen. Hinter dem Haus, wo jahrelang die grüne Oase war, die Vögel zwitscherten und die Sonne im See glitzerte, tauchen plötzlich Menschen auf. Da kann man verstehen, dass Gott und die Welt in Bewegung gesetzt wird, um das Schlimmste zu verhindern. Da wird Heiko Wruck vom Blitz bemüht, verdeckt und unterschwellig Partei für die Partei der jetzt Uferlosen zu ergreifen und Leserbriefe im Namen von neun weiteren zu veröffentlichen. Aberwitzig war zudem, sich mit Fragen der Sicherheit zu den Grundstücken, an die Stadt zu wenden, man kann dies nur als Zeichen der puren Verzweiflung deuten. Man äußerte sogar den Verdacht, die Fahrradfahrer könnten sogar am Ufer verweilen….
Jetzt kann man nur hoffen, dass die Stadt weitere versperrte Wege am den Ufern der Schweriner See wieder zugänglich macht und zudem auf der anderen Seite vom Dwang, auf der Krösnitz die Kleingärtner in die Pflicht nimmt, nicht das ehemalige Gelände der Gärtnerei Petermännchen weiter zu Vermüllen. Denn auf Seite sollte man sich auch auf den verstärkten Tourismusverkehr durch Fahrradfahrer einstellen und den Touristen eine intakte Natur bieten. Ein kleines Kaffee bei der Gartensparte Ostorf würde sicher die Fahrradtouristen zum Verweilen einladen.

Bürgerreporter:in:

Norbert Höfs aus Schwerin (MV)

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