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Historische Siedlung mit eigenem Weiher
Kiezspaziergang zwischen Tempelhof und Schöneberg

Berlin-Tempelhof/Schöneberg I Auf einem Stadtspaziergang vom Berliner Ortsteil Tempelhof nach Schöneberg kommt man an einer beliebten Siedlung aus dem Berlin der 1920er Jahre vorbei.

Die Lindenhofsiedlung zwischen Alboinplatz und der S-Bahn-Station Priesterweg ist eine Mischung aus Urbanität und Grün und ist heute wie damals Anziehungspunkt für Familien.

Starten lässt sich der Kiezspaziergang an der U-Bahn-Station Kaiserin-Augusta-Straße der Linie U6 in Tempelhof. Danach geht es vom Tempelhofer Damm in die Friedrich-Wilhelm-Straße, vorbei an der Montessori-Grundschule und der 1998 im neuromanischen Stil erbauten Herz-Jesu-Kirche. Am Ende der Straße trifft man auf den Alboinplatz. Der Platz ist ein innerstädtisches Gartendenkmal, mit einem, für Berliner Verhältnisse, tief gelegenen See.

Auf der Südböschung steht die markante Stierskulptur von Bildhauer Paul Mersmann, der 1934 mit einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für arbeitslose Künstler die Skulptur entstehen ließ. Für die Berliner ist der riesige steinerne Stier allerdings der „größte Ochse von Berlin“. Im Bauch des Stieres verbirgt sich angeblich ein Geheimnis. So soll Paul Mersmanns Sohn mitgeteilt haben, dass sein Vater im Innern der Skulptur eine Kartusche mit einem Aufruf gegen Hitler mit Unterschriften verschiedener Künstler und Bildhauer eingearbeitet haben soll.

Gleich nebenan liegt an der Eythstraße der 1908 angelegte Landschaftsfriedhof mit der großen Trauerhalle im Jugendstil. Nach einem Rundgang über den Friedhof, auf dem zahlreiche zutrauliche Eichhörnchen ihr Revier gefunden haben, geht es über die Domnauer Straße zur Lindenhofsiedlung.

Die Siedlung entstand von 1918 bis 1921 nach Plänen des Schöneberger Stadtbaurates Martin Wagner und des Architekten Bruno Traut.

Die zweigeschossigen Reihenhäuser mit Gärten und zusätzlich einer Parkanlage wurden als Genossenschaftsbau errichtet. Die Planer orientierten sich an der Idee einer Gartenstadt. Der Lindenhof zeichnete sich vor allem durch guten Wohnraum zu günstigen Konditionen, zahlreiche Gemeinschaftseinrichtungen und die Möglichkeit der Selbstversorgung in Hausgärten aus.
Im Zweiten Weltkrieg wurden nahezu 80 Prozent der Lindenhofbauten zerstört. Teile konnten wieder aufgebaut werden. Seit den Jahren des Wiederaufbaus bis heute lassen sich im Lindenhof die verschiedenen Architekturstile des 20. Jahrhunderts ablesen.
Die historische Siedlung wirkt aufgrund ihrer Lage und Architektur durch ihre parkähnlichen Freiflächen mit altem Baumbestand und eigenem Weiher, der aus einem eiszeitlichen Pfuhl entstanden ist, wie eine Insel innerhalb der Großstadt. Der Spaziergang ist nach zirka 4 Kilometern am S-Bahnhof Priesterweg beendet.

Der Rundgang lässt sich zudem mit einem interessanten Spaziergang durch Tempelhof verbinden, auf dem man weitere Fakten, Anekdoten und lustige Aufgaben bequem mit seinem Smartphone und diesem Link In Tempelhof steht ein Ochse/Stadtführung erleben kann. Text und Fotos: Klaus Tolkmitt

  • Trauerhalle Friedhof Eythstraße
  • hochgeladen von Klaus Tolkmitt
  • Bild 4 / 7

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