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Müller bildeten Netzwerke
Mühlen und Müllerfamilien in Neustadt und Nienburg

Müller und ihre Netzwerk, Beispiel Raum Neustadt - Nienburg
Christa Jung aus Bremen hat 2021 ein schmales großformatiges Buch der Geschichte der Mühle in Mandelsloh gewidmet, die im Norden der Stadt Neustadt am Rübenberge steht. Ausführlicher als viele Mühlengeschichten hat sie die Müllerfamilie Hase – Niemeyer dargestellt, zu der Vorfahren der pensionierten Lehrerin gehören. Sie hat die aktuell üblichen Quellen der Familienforschung genutzt, die lokalhistorische Literatur sowie registerförmige Quellen und andere Archivalien ausgewertet, und damit Familienforschung und Regionalgeschichte verbunden.
Ein Jahr später hat Jung einen weiteren Beitrag zur Müllerforschung und Familienkunde geleistet. Sie stellt der Allgemeinheit den „Beifang“ ihrer Forschungen in einer Broschüre zur Verfügung, was für viele „Beifänge“ wünschenswert ist. Jung führt nach Ortsnamen sortiert die Familiendaten von Müllern in vielen Orten in Neustadt am Rübenberge, und einigen Orten Langenhagen, Nienburg, Rodewald und Isernhagen auf und schießt mit einer alfabetischen Liste der Müllernamen.
„Ich habe privat über die Geschichte zahlreicher Mühlen geforscht und möchte das, was ich herausgefunden habe, nicht für mich behalten“, sagt Christa Jung, und hat sich noch intensiver mit der Region und ihren Mühlen im 17. bis 19. Jahrhundert befasst. Sie hat kleine Fehler korrigiert und stellt in ihrem neuesten Buch ausführlich 47 Mühlen, vor allem aus dem Gebiet um Neustadt am Rübenberge, aber auch um Hannover und Nienburg vor. Die Geschichte der Mühle, die Generationenfolgen der Müller, reichhaltig illustriert mit historischen Karten und historischen Abbildungen der Mühlen und aktuellen Bildern.
Besonders nützlich finde ich das alphabetische Namensverzeichnis der Müller mit den Orten, in denen sie vorkommen. Denn für Müller war charakteristisch, dass sie mobiler als andere Berufsgruppen waren. Müller schickten ihre Söhne zur Lehre als Müller oder Mühlenbauer in andere Mühlen, sie heirateten in andere Mühlen ein, bildeten Netzwerke. Bei Jung wird klar erkennbar wird, wie Müllerfamilie auch in ihrem Untersuchungsgebiet wanderten. Manche wanderten auch in die „Neue Welt“ aus, was Jung an einzelnen Beispielen darstellt. Auch hier waren Verwandschaftsnetze von Vorteil. Das Buch macht deutlich
• die Netzwerke der Müller durch Heiraten untereinander, Patenschaften bei den Taufen der Kinder, Lehrstellen der Müllersöhne und Verpachtungen
• die Unterschiede zwischen den Erbenzinsmühlen, die oft jahrhundertelang in der Hand einer Familie waren, und den Pachtmühlen, auf denen eine hohe Fluktuation der Pachtmüller herrschte
• das Weiterziehen der Pachtmüller und jüngeren Müllersöhne auch an weiter entfernte Orte
• die hohe Sterblichkeit durch die „Schwindsucht“ (Tuberkulose)
• die hohe Kindersterblichkeit bei gleichzeitig hoher Geburtenrate
• die Unfälle auf den Mühlen durch Hineingeraten in das Mahlwerk oder Ertrinken im Mühlenwasser
• die Auswanderung nach Amerika im 19. Jahrhundert
Mit dem Buch trägt Jung erneut zur Schnittmenge von Familienkunde und Mühlenforschung bei, um die sich Familien- und Mühlenforschende zu wenig kümmern. Es ist ein Beitrag zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 17. bis 19. Jahrhunderts der behandelten Dörfer und Orte.
Stefan Weigang, Garbsen

Christa Jung, Müllerfamilien und ihre Mühlen in der Region Hannover und im Kreis Nienburg im 17. bis 19. Jahrhundert, Bremen 2024, erhältlich bei Christa Jung für 30 € incl. Versand, regionalgeschichte.jung@swbmail.de
Christa Jung, Die Mühle in Mandelsloh und die Müllerfamilie von 1662 bis 1872, mit der Vorgeschichte im Amt Langenhagen, Bremen Eigenverlag, 1. Aufl. 2021, 2. verb. Aufl. 2022,
Christa Jung, Müllerfamilien in der Region Hannover und im Kreis Nienburg im 17. bis 19. Jahrhundert, Bremen 2022
(Für Interessierte gibt es diesen Text auch mit Fußnoten und Literaturangaben)

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