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150 Jahre neue Stadtpfarrkirche Friedberg
Einsturz und Aufbau

  • Die Stadtpfarrkirche St. Jakob in Friedberg. Als Vorbild diente St. Zeno in Verona. Foto: Stadtarchiv Friedberg.
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Erster festlicher Gottesdienst in der neuen Stadtpfarrkirche

Es war ein besonderer Kirchweihsonntag vor 150 Jahren in Friedberg: An diesem 19. Oktober 1873 wurde der erste Gottesdienst in der neu erbauten Friedberger Stadtpfarrkirche mit großem Glanz und prachtvoller Musik gefeiert. In seiner Festpredigt verwies Stadtpfarrer Schneider darauf, welches Glück es sei, wieder im Besitz eines so schönen Gotteshauses zu sein. Am kostengünstigsten erschien der Stadtgemeinde der Bau einer dreischiffigen neuromanische Säulenbasilika nach den Plänen des Augsburger königlichen Bauamtmanns Karl Bernatz. Als Vorbild des Kirchenbaus diente die Basilika San Zeno in Verona.
Fünf Jahre lang hatte man nach dem Einsturz der alten Pfarrkirche am 2. März 1868 die Gottesdienste zunächst bei den Armen Schulschwestern am Eisenberg und im Sitzungssaal des Rathauses gefeiert. Eine Notkirche wurde schließlich im Pfarrstadel untergebracht. Dieser befand sich nördlich der Pfarrkirche auf dem Gelände des Pfarranwesens.
Am 19. Oktober begann der Tag der Feierlichkeiten bereits um 8 Uhr in der Früh. Nach einer Ansprache durch Stadtpfarrer Schneider in der alten Notkirche wurde von dort das Allerheiligste in einer feierlichen Prozession in die festlich geschmückte neue Stadtpfarrkirche getragen. Die beiden Seitenaltäre fehlten noch, doch ihren Platz zierten blühende Blumentöpfe und Schmuckpflanzen. Die Säulen der drei Portale waren mit grünen Gewinden dekoriert. Das Brausen der Orgel, die noch aus der alten Kirche stammte, trug ebenso zur festlichen Stimmung bei, wie auch der Klang der vier neuen Glocken.

Neue Glocken aus Memmingen

Ihr Geläute erklang allerdings bereits am Kirchweihsamstag zur feierlichen Kirchweih-Vesper, unmittelbar nachdem die neue Stadtpfarrkirche zum gottesdienstlichen Gebrauch im bischöflichen Auftrag gesegnet worden war.
Nur wenige Tage zuvor waren die von der Firma Hermann in Memmingen hergestellten vier neu gegossenen Glocken im Bahnhof Augsburg angekommen. Auf reich bekränzten Wagen gelangten sie von dort ins bischöfliche Palais, wo sie in Anwesenheit auch von vielen Friedbergern, darunter Bürgermeister Ost, Mitgliedern des Magistrats und der Kirchenverwaltung, vom Augsburger Bischof Pankratius mit Weihwasser gesegnet wurden. Gegen Abend fuhren die Wagen mit den Glocken nach Friedberg. Fast die ganze Einwohnerschaft war zusammengelaufen und nahm die Glocken bereits am Fuß des Friedberger Berges freudig in Empfang.
Nach Fertigstellung des eisernen Glockenstuhls durch die Memminger Firma wurden unter den Augen eines Großteils der Stadtgemeinde die Glocken per Flaschenzug auf den Kirchenturm gezogen. Die Schuljugend zog die kleinste, die „Meßglocke“, nach oben.
Alle vier Glocken der Vorgängerkirche lagen nach dem Kirchturmeinsturz fünf Jahre zuvor unter haushohem Schutt begraben und waren unbrauchbar geworden. Eine dieser Glocken, gegossen im Jahr 1867, hatte somit nur eine Lebensdauer von einem Jahr.

Auf schlechten Fundamenten zu hoch hinaus

Warum kam es überhaupt zu dem Kirchturmeinsturz? Während des Dreißigjährigen Kriegs brannte im Jahr 1632 Friedberg völlig aus. 1642 war der Turm der Pfarrkirche auf den alten, ausgeglühten Fundamenten wieder aufgebaut worden. Zudem wurde der Kirchturm ab 1701 um ein Drittel aufgestockt, ohne dass die Fundamente verstärkt worden wären. Im Lauf der Zeit entstanden Risse, die mit eisernen Klammern und Bändern gesichert werden sollten. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Am 2. März des Jahres 1868 herrschte ein heftiger Frühjahrssturm. Mit unheimlichem Getöse stürzte der ca. 79 m hohe Kirchturm in sich zusammen und zertrümmerte den Chor und einen Teil des Kirchendaches.
Es grenzte an ein Wunder, dass niemand zu Schaden kam. Kinder spielten an jenem Nachmittag um den Kirchturm herum. Ein bereits zu dieser Zeit betrunkener Mann torkelte aus der Wirtschaft (heute „Barbetrieb“) und wurde schnell das Ziel der Kinder. Sie folgten dem schwankenden Mann bis zum Münchner Tor. Dann erst stürzte der Kirchturm ein. Was für ein unglaubliches Glück!
Bürgermeister und Stadtschreiber wurden ebenfalls vor Unheil bewahrt. Sie waren dienstlich unterwegs. Vor der Pfarrkirche holte sie der Stadtpolizist ein und rief sie eiligst zu einem dringenden Amtsgeschäft ins Rathaus zurück, das sich danach als unwichtige Angelegenheit entpuppte.
Dass der Einsturz des Kirchturms auch militärische Folgen gehabt hatte, stellte sich erst später heraus und wurde viel belacht. Auf dem ca. 20 km entfernten Militärübungsgelände in der Lechfeldebene war der Friedberger Kirchturm ein beliebtes Richtungsziel zum Üben für die Feldartillerie. Ein Kanonier meldete die anbefohlene und auf den Kirchturm eingestellte Richtung des Geschützes. Der Batteriechef kontrollierte und fand keine Kirchturmspitze im Visier. Das konnte ja nur daran liegen, dass der Kanonier falsch eingerichtet hatte. Nach einem heftigen Donnerwetter wurde er sofort zur Meldung und Bestrafung notiert. Der arme Soldat konnte sich das nicht erklären. Erst abends in der Kaserne klärte sich der Fall.

Nur 5 Jahre nach Einsturz neues Gotteshaus

In der schweren Kriegszeit der Jahre 1870 und 1871 entschloss sich Stadt- und Kirchengemeinde, eine neue Stadtpfarrkirche zu bauen. Am 25. Juli 1871 erfolgte die Grundsteinlegung. Allein die Kosten des Rohbaus betrugen 93.666 Gulden. Als dann endlich in der Pfarrkirche der erste Gottesdienst stattfand, hoffte man, dass die Innenzierde der Basilika und die Ausführung der geplanten Freskomalereien in naher Zukunft möglich sein werden.

  • Die Stadtpfarrkirche St. Jakob in Friedberg. Als Vorbild diente St. Zeno in Verona. Foto: Stadtarchiv Friedberg.
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  • St. Jakob in Friedberg um 1860. Quelle: Stadtarchiv Friedberg.
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  • Mit Getöse stürzte der 79 Meter hohe Krichtumr in sich zusammen und zertrümmerte den Chor und Teil des Kirchendachs. Foto: Stadtarchiv Friedberg.
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  • Errichtung eines Notaltars in der Zeit nach dem Einsturz des Kirchturms am 2. März 1868 (nach Aussagen des Friedberger Historiker Dr. Hubert Raab). Foto: Stadtarchiv Friedberg.
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  • Portrait des damaligen Stadtpfarrers Johannes Schneider. 1873 hielt er den ersten Festgottesdienst in der neuen Stadtpfarrkirche.
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